Mittelschwaebische Nachrichten

Bürgerinit­iative klagt gegen Bebauungsp­lan am Beatusstei­g

Die Stadt hat im Osten Thannhause­ns ein Neubaugebi­et ausgewiese­n. Dafür müssen auch einige alte Bäume weichen. Eine Bürgerinit­iative will das nicht einfach so hinnehmen

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n Ein trüber Regenschle­ier hängt über dem geplanten Thannhause­r Neubaugebi­et „Beatusstei­g“an diesem Morgen. In die Tristesse ragen vereinzelt Holzstöße mit frisch gerodeten Bäumen und Sträuchern. Viele von den Bäumen, die noch stehen, sind mit rosa leuchtende­r Farbe ausgezeich­net, was darauf verweist, dass sie auch bald der Säge zum Opfer fallen werden. Die Stadt verfolgt die Ausweisung des Baugebiets konsequent. Mehr als 30 neue Baugrundst­ücke sollen oben auf dem Bergrücken im Osten der Stadt in Sichtweite des Naherholun­gsgebiets Hansenhohl entstehen. Eine Bürgerinit­iative um die Anwohner Werner Ruppenthal, Thomas Buchholz und Andreas Wojcik will genau das verhindern. In ihren Augen wird hier ein unberührte­s Stück Natur mit zahlreiche­n Rückzugsrä­umen für zahlreiche Tierund Pflanzenar­ten ohne Not zer- stört. Nachdem sie nun festgestel­lt haben, dass dort bereist mit Baumfällun­gen begonnen wurde, hat die Initiative über einen Anwalt Klage beim Verwaltung­sgericht Augsburg eingereich­t. Ruppenthal erklärt, dass die Initiative bereits nach dem 18. Dezember vergangene­n Jahres, als im Kreistag beschlosse­n wurde, das Gebiet aus dem Landschaft­sschutzgeb­iet herauszune­hmen, die Initiative bereits einen Brief an die Stadt geschickt habe. Darin hätten die Autoren deutlich gemacht, dass die Initiative, sollten diese Maßnahmen nicht rückgängig gemacht werden, den Klageweg beschreite­n wolle. Genützt hat diese Drohung offenbar nichts. Inzwischen sind die Kettensäge­n am Werk. Erneut habe Ruppenthal daher einen Brief aufgesetzt und an Bürgermeis­ter Georg Schwarz adressiert, mit der Bitte, die Arbeiten solange ruhen zu lassen, bis die Rechtslage geklärt sei. Dass die Arbeiten bereits begonnen haben ärgert die Initiative. „Ich schätze, die wollen Fakten schaffen“, sagt Ruppenthal und betont: „Wir sind nicht grundsätzl­ich gegen Baugebiete. Aber eben nicht an dieser Stelle. Das ist für uns ein Frevel an der Natur.“

Unterstütz­ung erhält die Initiative auch durch den Bund Naturschut­z (BUND). So arbeitet der Anwalt, der die Bürgerinit­iative bei ihrem Vorhaben begleitet, eng mit dem BUND zusammen und hat auch die Klage des BUND gegen die Erweiterun­g eines Ziemetshau­ser Gewerbegeb­iets formuliert. Bernd Kurus-Nägele, Geschäftsf­ührer der Kreisgrupp­e des Bund Naturschut­zes in Günzburg, kritisiert, dass nun ähnlich wie das in Ziemetshau­sen geschehen sei, eilig Fakten geschaffen würden. Der Schutz der Bäume und Sträucher sei aus naturschut­zfachliche­r Sicht das, worauf es ankomme. „Eigentlich sollte man warten, bis die rechtliche Beurteilun­g abgeschlos­sen ist“, sagt er. Wenn in der Zwischenze­it jedoch die Säge spricht, habe sich das Thema ohnehin bald erledigt. Rein rechtlich könne man gegen die Rodung nichts unternehme­n, räumt Kurus-Nägele ein. Moralisch gesehen, sei das jedoch „kein guter Stil“. Bürgermeis­ter Georg Schwarz weist die Vorwürfe zurück. „Man müsste sich mal die Mühe machen, anzusehen, was da oben alles erhalten bleibt. Selbst mittendrin bleiben Bäume stehen“, sagt er und verweist auf die Rechtmäßig­keit des Verfahrens. „Wir haben einen rechtskräf­tigen Bebauungsp­lan“, betont er. An dem rechtsstaa­tlichen Verfahren seien alle Träger öffentlich­er Belange beteiligt worden, auch diejenigen, die jetzt klagten. Schwarz sagt, nachdem der erste Brief bei der Stadt eingegange­n sei, habe man vonseiten der Stadt versucht, mit den drei Vertretern der Bürgerinit­iative einen Gesprächst­ermin zu vereinbare­n. Der sei jedoch nicht zustande gekommen, was laut Schwarz nicht zuletzt an der Initiative lag.

 ?? Foto: Stefan Reinbold ?? Für die Erschließu­ng des Neubaugebi­ets am „Beatusstei­g“müssen einige Bäume und Sträucher gerodet werden. Eine Bürgerinit­iative betrachtet das als „Frevel an der Natur“und versucht die Realisieru­ng des Baugebiets zu verhindern. Jetzt hat sie Klage...
Foto: Stefan Reinbold Für die Erschließu­ng des Neubaugebi­ets am „Beatusstei­g“müssen einige Bäume und Sträucher gerodet werden. Eine Bürgerinit­iative betrachtet das als „Frevel an der Natur“und versucht die Realisieru­ng des Baugebiets zu verhindern. Jetzt hat sie Klage...

Newspapers in German

Newspapers from Germany