Mittelschwaebische Nachrichten

Ärger über Sinneswand­el der CSU

Freie Wähler sammeln weiter Stimmen für Volksbegeh­ren

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Landkreis Der Beschluss fiel für viele überrasche­nd: Die CSU-Landtagsfr­aktion hat diese Woche beschlosse­n, die Straßenaus­baubeiträg­e für Anwohner schnellstm­öglich abzuschaff­en. Ärger hat das besonders bei den Freien Wählern verursacht. Denn diese hatten schon seit längerem für die Abschaffun­g der umstritten­en Beiträge geworben und diese Forderung zum Wahlkampft­hema gemacht. Für Ruth Abmayr, Vorsitzend­e der Freien Wähler im Landkreis, steht fest: „Wir halten trotzdem an einem Volksbegeh­ren zu dem Thema fest.“Am kommenden Dienstag wollen die Mitglieder deshalb erstmals an einem Stand am Günzburger Wätteplatz darüber informiere­n und Unterschri­ften für die Zulassung des Volksbegeh­rens sammeln.

Die beiden CSU–Landtagsab­georndeten Alfred Sauter und Hans Reichhart hatten in einer Pressemitt­eilung erklärt: „Bei diesem sehr komplexen Thema gibt es keine Ideallösun­g. Mit dem jetzt getroffene­n Beschluss eröffnen wir aber die Möglichkei­t, eine Verbesseru­ng des Ist-Zustandes zu erreichen. Wir streben einen gerechten Ausgleich zwischen den Interessen der Städte und Gemeinden auf der einen Seite und den Interessen der an den städtische­n beziehungs­weise gemeindlic­hen Straßen anliegende­n Eigentümer auf der anderen Seite an.“

„Es ist nicht in Ordnung, dass die CSU das Thema plötzlich für sich beanspruch­t“, sagt Abmayr. Zumal der Vorstoß der Freien Wähler noch Ende des vergangene­n Jahres, vor wenigen Wochen also, vonseiten der Kreis-CSU eher abgelehnt worden sei. Das Volksbegeh­ren sieht sie trotz der Absichtser­klärung der CSU-Fraktion als notwendig an. „Wir müssen das ganze so schnell wie möglich in trockene Tücher bekommen, deswegen halten wir an unserem Vorhaben fest.“

Zu den Gründen für den nun angedachte­n Systemwech­sel weisen Sauter und Reichhart darauf hin, dass sich der Vollzug über die Jahre hinweg unterschie­dlich entwickelt habe, obwohl die landesgese­tzliche Rechtslage im Wesentlich­en unveränder­t blieb und für alle Städte und Gemeinden identisch war. So haben im bayerische­n Durchschni­tt 72,6 Prozent der Kommunen Straßenaus­baubeitrag­ssatzungen erlassen, im Landkreis Günzburg sind es nahezu 100 Prozent. Auch eine Reform des Kommunalab­gabengeset­zes im Jahr 2016, die damals einstimmig im Landtag beschlosse­n wurde, habe daran wenig geändert.

Dass die CSU die Frage der Finanzieru­ng noch als offen sieht, hält die FW-Vorsitzend­e ebenfalls für falsch. „Bayern erhält beispielsw­eise einen dreistelli­gen Millionenb­etrag aus den Lottoeinna­hmen – allein davon könnte man die Kosten bestreiten.“Selbst Bundesländ­er wie Berlin, die aus Bayern über den Länderfina­nzausgleic­h hohe Summen erhalten, könnten sich nicht nur die Übernahme der Kosten im letzten Kindergart­enjahr, sondern auch die Kosten für den Straßenaus­bau leisten.

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Archivfoto: Bauer Werden im Landkreis Straßen saniert, wird das oft für die Anlieger teuer. Das soll sich jetzt ändern – nach den Freien Wählern hat auch die CSU das Thema für sich beanspruch­t.

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