Mittelschwaebische Nachrichten
Die Überraschung kam mit der Post
Vor knapp 40 Jahren machte Ursula Bader den Metzgermeister. Als ein alter Berufskollege davon erfuhr, schickte er der jungen Frau ein Geschenk als Mutmacher zu
„Glück“? Allein das Wort hat die Menschen über die Zeiten hinweg fasziniert. Viele verbinden Glück auch mit einem speziellen Glücksbringer. Diese Thematik möchten wir in unserer Serie aufgreifen. Heute: Ursula Bader, Metzgermeisterin und Stadträtin aus Krumbach. Krumbach Am 20. November 1979 traten in der Fleischerschule in Augsburg 83 Gesellen zur Meisterschulung an. Allesamt Männer, Ausnahme eine 20-jährige, junge Frau: Ursula Bader aus Krumbach. Die junge Frau war damals eine kleine Sensation. Radio und TV berichteten darüber. Den Bericht sah in Oberstdorf ein in Rente gegangener Metzgermeister und war so angetan von der jungen Frau, die ganz allein und mutig neben den vielen Männern ihren Mann stand, dass er beschloss, ihr eine große Freude zu bereiten.
Ursula Bader wurde am 18. April 1958 in Buchloe geboren. Mit zweieinhalb Jahren kam sie mit ihren Eltern und Geschwistern nach Krumbach. Dort hatte die Familie die Metzgerei Riedmüller übernommen. Nach der Schule machte sie eine Lehre als Fleischerin. Eigentlich wollte die kleine Ursula immer nur singen. Schon als kleines Kind sang sie den ganzen Tag. Der Vater erteilte solchen Träumen jedoch eine Abfuhr: „Kind, damit lässt sich kein Geld verdienen, lern was gscheit’s“, sagte er immer. So erfüllte sich Ursula ihren zweiten Berufswunsch, nämlich Metzgerin zu werden. Metzgerin für eine Frau, das fand der Vater zwar auch nicht toll. Aber gesagt - getan, Ursula Bader wurde Metzgerin und hat diesen Schritt nie bereut.
Sie liebt ihren Beruf und ist mit Leib und Seele dabei. Sie arbeitet heute bei ihrem Bruder. „Mein Bruder ist mein Chef“, meint sie und lacht ihr fröhliches Lachen. Heute hat die Metzgerei Bader 35 Angestellte, es gibt immer viel zu tun. Trotzdem fand und findet Ursula Bader immer Zeit für ihr größtes Hobby – das Singen. Sie hat sogar eine eigene CD mit ihrem eigenen Lied „Heut solls rote Rosen regnen“. Den Song singt sie auf Geburtstagsfeiern oder bei den Rosenmontagswitwen im Fasching. 47 Jahre lang war Ursula Bader bei den Rosenmontagswitwen. Voller Begeisterung und Leidenschaft nahm sie am Fasching teil. Im vergangenen Jahr war sie krankheitsbedingt zum Aussetzen der Faschingaktivitäten gezwungen. Das Singen wird sie aber nie aufgeben.
Sie war früher eine Zeit lang beim Theaterverein Krumbach. Als sie aber in den Stadtrat eintrat, gab sie das Theater auf. Im Stadtrat ist sie ebenso wie bei all ihren Aktivitäten mit Leib und Seele dabei. Was Ursula Bader anpackt, macht sie mit viel Engagement und Herz.
Die Freude, die ihr der Metzgermeister aus Oberstdorf bereiten wollte, kam mit der Post. Ursula Bader konnte nicht glauben was sie sah. Es war eine goldene Medaille für 40 Jahre Metzgertätigkeit. Die bekam der Oberstdorfer zu Ehren seiner Tätigkeit verliehen. Er hatte keine Familie und schenkte sie so der perplexen Ursula Bader. Dazu schrieb er, die Medaille solle ihr Glück bringen und sie immer daran erinnern, das Handwerk der Metzgerei hoch zu halten und zu ehren. Manchmal trägt sie die Medaille um ihren Hals, allerdings nicht so oft, denn die Kette ist ziemlich schwer.
Sie hat für Ursula Bader vor allem einen ideellen Wert, „ich würde sie nie verkaufen“, sagt sie. Später hat sie ihren Gönner noch kennengelernt. Beide haben sich gut verstanden. Nächstes Jahr ist es bei Ursula Bader soweit. Sie bekommt für 40 Jahre ihren goldenen Meisterbrief mit Medaille. Darauf freut sie sich schon und plant ein großes Fest.