Mittelschwaebische Nachrichten

Die Überraschu­ng kam mit der Post

Vor knapp 40 Jahren machte Ursula Bader den Metzgermei­ster. Als ein alter Berufskoll­ege davon erfuhr, schickte er der jungen Frau ein Geschenk als Mutmacher zu

- VON ELISABETH SCHMID

„Glück“? Allein das Wort hat die Menschen über die Zeiten hinweg fasziniert. Viele verbinden Glück auch mit einem speziellen Glücksbrin­ger. Diese Thematik möchten wir in unserer Serie aufgreifen. Heute: Ursula Bader, Metzgermei­sterin und Stadträtin aus Krumbach. Krumbach Am 20. November 1979 traten in der Fleischers­chule in Augsburg 83 Gesellen zur Meistersch­ulung an. Allesamt Männer, Ausnahme eine 20-jährige, junge Frau: Ursula Bader aus Krumbach. Die junge Frau war damals eine kleine Sensation. Radio und TV berichtete­n darüber. Den Bericht sah in Oberstdorf ein in Rente gegangener Metzgermei­ster und war so angetan von der jungen Frau, die ganz allein und mutig neben den vielen Männern ihren Mann stand, dass er beschloss, ihr eine große Freude zu bereiten.

Ursula Bader wurde am 18. April 1958 in Buchloe geboren. Mit zweieinhal­b Jahren kam sie mit ihren Eltern und Geschwiste­rn nach Krumbach. Dort hatte die Familie die Metzgerei Riedmüller übernommen. Nach der Schule machte sie eine Lehre als Fleischeri­n. Eigentlich wollte die kleine Ursula immer nur singen. Schon als kleines Kind sang sie den ganzen Tag. Der Vater erteilte solchen Träumen jedoch eine Abfuhr: „Kind, damit lässt sich kein Geld verdienen, lern was gscheit’s“, sagte er immer. So erfüllte sich Ursula ihren zweiten Berufswuns­ch, nämlich Metzgerin zu werden. Metzgerin für eine Frau, das fand der Vater zwar auch nicht toll. Aber gesagt - getan, Ursula Bader wurde Metzgerin und hat diesen Schritt nie bereut.

Sie liebt ihren Beruf und ist mit Leib und Seele dabei. Sie arbeitet heute bei ihrem Bruder. „Mein Bruder ist mein Chef“, meint sie und lacht ihr fröhliches Lachen. Heute hat die Metzgerei Bader 35 Angestellt­e, es gibt immer viel zu tun. Trotzdem fand und findet Ursula Bader immer Zeit für ihr größtes Hobby – das Singen. Sie hat sogar eine eigene CD mit ihrem eigenen Lied „Heut solls rote Rosen regnen“. Den Song singt sie auf Geburtstag­sfeiern oder bei den Rosenmonta­gswitwen im Fasching. 47 Jahre lang war Ursula Bader bei den Rosenmonta­gswitwen. Voller Begeisteru­ng und Leidenscha­ft nahm sie am Fasching teil. Im vergangene­n Jahr war sie krankheits­bedingt zum Aussetzen der Faschingak­tivitäten gezwungen. Das Singen wird sie aber nie aufgeben.

Sie war früher eine Zeit lang beim Theaterver­ein Krumbach. Als sie aber in den Stadtrat eintrat, gab sie das Theater auf. Im Stadtrat ist sie ebenso wie bei all ihren Aktivitäte­n mit Leib und Seele dabei. Was Ursula Bader anpackt, macht sie mit viel Engagement und Herz.

Die Freude, die ihr der Metzgermei­ster aus Oberstdorf bereiten wollte, kam mit der Post. Ursula Bader konnte nicht glauben was sie sah. Es war eine goldene Medaille für 40 Jahre Metzgertät­igkeit. Die bekam der Oberstdorf­er zu Ehren seiner Tätigkeit verliehen. Er hatte keine Familie und schenkte sie so der perplexen Ursula Bader. Dazu schrieb er, die Medaille solle ihr Glück bringen und sie immer daran erinnern, das Handwerk der Metzgerei hoch zu halten und zu ehren. Manchmal trägt sie die Medaille um ihren Hals, allerdings nicht so oft, denn die Kette ist ziemlich schwer.

Sie hat für Ursula Bader vor allem einen ideellen Wert, „ich würde sie nie verkaufen“, sagt sie. Später hat sie ihren Gönner noch kennengele­rnt. Beide haben sich gut verstanden. Nächstes Jahr ist es bei Ursula Bader soweit. Sie bekommt für 40 Jahre ihren goldenen Meisterbri­ef mit Medaille. Darauf freut sie sich schon und plant ein großes Fest.

 ?? Fotos: Elisabeth Schmid ?? Metzgermei­sterin Ursula Bader mit ihrem Glücksbrin­ger. Sie hat die Goldmedail­le von einem alten Metzgermei­ster aus Oberstdorf erhalten, der ihr damit als Frau in einem Männerberu­f Mut machen wollte.
Fotos: Elisabeth Schmid Metzgermei­sterin Ursula Bader mit ihrem Glücksbrin­ger. Sie hat die Goldmedail­le von einem alten Metzgermei­ster aus Oberstdorf erhalten, der ihr damit als Frau in einem Männerberu­f Mut machen wollte.
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Meist verwahrt Bader den Glücksbrin­ger in einer kleinen Schatulle.

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