Mittelschwaebische Nachrichten
Von Faschingsdienstag auf Aschermittwoch
Der Stimmungsumschwung dieser Tage gleicht einem Wettersturz. „Bedenke Mensch, dass Du Staub bist“
Mindelzell/Landkreis Der Stimmungsumschwung vom Faschingsdienstag zum Aschermittwoch gleicht einem Wettersturz. Konnte man gestern noch leicht bekleidet durch den Faschingsball schwirren, braucht es heute die warmen Sachen, um sich nicht zu erkälten. Spielte gestern noch die Band heitere Melodien, übernimmt heute die Orgel mit Molltönen die Führung. Die Farbenfreude der Faschingskostüme ist verschwunden. An ihre Stelle tritt die violette Bußfarbe der Kirche. Statt Konfetti gibt es heute Asche. Die Gottesdienstbesucher bekommen sie in Kreuzesform auf den Kopf gestreut oder auf die Stirn gezeichnet. Der Priester spricht dabei: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist, und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“Memento homo – Mensch, denk daran, dass du sterben musst. Für die geweihte Asche werden die Palmzweige verbrannt, die im letzten Jahr bei der Palmprozession getragen wurden. Die Asche erinnert an die Vergänglichkeit alles Irdischen. Man kann noch so viel im Leben erreicht haben, es kommt der Augenblick, in dem das alles nicht mehr viel zählt. Bedenke, Mensch, dass du sterben musst, auf dass du klug wirst.
Der Aschermittwoch steht am Beginn der Fastenzeit. Die Christen sind aufgerufen, diese Zeit zu nützen. Seit den Tagen der Urkirche ist es eine Zeit intensiveren religiösen Lebens, aber auch des bewussten Verzichtes und nicht zuletzt der Aufruf, anderen zu helfen. Die Kirchenväter haben es auf die einfache Formel gebracht: Fasten, Gebet und Almosen. Die Wochen der Fastenzeit sind eine Chance bewusster zu leben. Wer verzichtet, der beweist, dass er nicht alles haben muss. Erwachsene können sich nicht selten ein Beispiel an den Kindern nehmen. Sie verzichten auf Süßigkeiten. Sie verbringen nicht mehr so viel Zeit vor dem Fernsehapparat und bei Computerspielen. Sie legen erspartes Geld in ihr Fastenopferkässchen für arme Kinder. Es kann für Erwachsene doch auch nicht nur darum gehen, ein paar Pfund abzunehmen, damit einem das Kleid oder der Anzug wieder passen.
Fastenzeit will mehr. Sie will eine Umkehr erreichen. Das Herz soll eine Entschlackungskur machen, damit es wieder im Einklang mit dem Willen Gottes steht. Herzrhythmusstörungen belasten. Seit jeher empfiehlt die Kirche aus diesem Grund die Osterbeichte in der österlichen Bußzeit. Sie ist eine Besinnung und ein neuer gnadenhafter Anfang.
Bedenke, Mensch, dass dir nur wenig Zeit bleibt. Die Tage eilen dahin. Es gilt die Zeit zu nützen. Das Gebet macht die Zeit kostbar. Der Gottesdienst schenkt neue Kraft und wird zum Segen für die Welt. Die Fastenzeit ist eine Einladung, sein Verhältnis zu Gott zu überdenken, das Gespräch mit Gott im Gebet zu suchen und sich beim Gottesdienst vom Wort Gottes ansprechen zu lassen. Der Rosenkranz, der Kreuzweg und die Fastenandacht helfen zu einer mit Gebet erfüllten Fastenzeit, schreibt Prälat Ludwig Geschwind, der katholischer Pfarrer in Mindelzell und Balzhausen ist. Bedenke, Mensch, dass es dir gut geht, aber andere Menschen arm und krank sind. Sie brauchen Hilfe. Sie brauchen Zuwendung. Es gibt sie oft in unserer unmittelbaren Umgebung. Es gilt die Augen aufzumachen und zu spüren, wo jemand in Not ist. Die Kirchen rufen in der Fastenzeit auf, Hilfsaktionen wie „Misereor“und „Brot für die Welt“zu unterstützen, damit den Ärmsten dieser Welt geholfen werden kann. Am Ende der Fastenzeit steht Ostern. Für das Osterfest sollen die 40 Tage des Verzichts, der Umkehr und Buße vorbereiten. Eine gute Fastenzeit ist Garant für ein frohes Osterfest. Goethe hat recht, wenn er sagt: Man muss sauere Wochen in frohe Feste investieren.