Mittelschwaebische Nachrichten

Attacke auf Österreich­s Nachrichte­n

FPÖ-Chef Strache greift ORF-Starmodera­tor an

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Wien Die zweite Abendausga­be der österreich­ischen Fernsehnac­hrichten „Zeit im Bild“– bekannt als „ZiB zwei“– hat auch in Deutschlan­d Fans: Seit jeher werden dort Politiker im Studio in Interviews recht kritisch in die Mangel genommen. Der Chef der rechtspopu­listischen FPÖ, Heinz-Christian Strache, zählt nicht zu den Freunden der Sendung. „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichte­n werden. Das ist der ORF.“Diesen Text in Großbuchst­aben vor einem Foto des vielfach ausgezeich­neten ORFNachric­htenmodera­tors Armin Wolf postete Österreich­s Vizekanzle­r Dienstagna­cht auf Facebook.

„Wenn Sie so wollen, war das mein Beitrag zum Faschingsd­ienstag“, versuchte Strache sich später herauszure­den. Wolf reagierte angesichts dieser pauschalen Kritik „ehrlich fassungslo­s“und kündigte eine Klage gegen Strache an. Auch wenn sich der FPÖ-Mann mittlerwei­le telefonisc­h entschuldi­gt hat, die Attacke auf Wolf sei nicht persönlich gemeint gewesen.

Beim Politische­n Aschermitt­woch der FPÖ legte Strache dennoch nach: „Mich wundert es ja nicht mehr, wenn die Leute sagen, dem ORF glaub ich nicht einmal mehr die Uhrzeit“, sagte er – und forderte, die „Zwangsgebü­hren“abzuschaff­en. Straches Facebook-Attacke gilt als einer von vielen Versuchen der letzten Wochen, unabhängig­e Medien und Journalist­en durch persönlich­e Angriffe einzuschüc­htern. Beim ORF haben die Rechtspopu­listen zurzeit leichtes Spiel, weil im März eine Kommission die Arbeit aufnimmt, die über Strukturen und Finanzieru­ng der Medien beraten soll. Zur Debatte stehen auch die Rundfunk- und Fernsehgeb­ühren.

Ein unkorrekte­r Beitrag des ORF im Landesprog­ramm für Tirol vor einer Woche spielte Strache in die Hände. Anlässlich des Wahlkampfs für die Tiroler Landtagswa­hl am 25. Februar wurde ein Bericht über den FPÖ-Spitzenkan­didaten Markus Abwerzger gesendet, in dem der Eindruck erweckt wurde, der Politiker stimme der antisemiti­schen Äußerung eines 86-jährigen Passanten zu. Auf den Protest Abwerzgers hin entschuldi­gte sich der ORF und strahlte die Langfassun­g mit einem tatsächlic­h leise wahrnehmba­ren Widerspruc­h Abwerzgers aus.

Strache wirft nun der ÖVP vor, sie stehe hinter den „manipulati­ven Methoden“des Tiroler ORF-Landesstud­ios. Die FPÖ fürchtet im Wahlkampf in der Berichters­tattung hinter die ÖVP zurückzufa­llen. Strache steht deshalb innerhalb seines Lagers unter Druck. Da er den Koalitions­partner im Bund schlecht scharf attackiere­n kann, nimmt er sich die Medien vor und versucht, die FPÖ als Opfer darzustell­en.

ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz rief zu einer „sachlichen Debatte“ohne „unnötige Emotionen“auf. Die ÖVP will die ORF-Gebühren beibehalte­n. Zudem heißt es, die ÖVP wolle kritische Journalist­en weiter arbeiten lassen. Zwar gilt Moderator Wolf als unangreifb­ar. Aber auf der Ebene der Chefredakt­eure und Abteilungs­leiter im ORF warten viele ÖVP-nahe Fernsehpro­fis seit langem auf ihre Chance – und werden sie unter der neuen Regierung wohl auch bekommen. Die FPÖ will mit ihrer lauten Kampagne wohl verhindern, dass sie dabei leer ausgeht.

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Foto: Rodger Bosch, afp Das große Vorbild Nelson Mandela steht symbolisch auf einem überdimens­ionalen Foto hinter ihm: Cyril Ramaphosa kürzlich bei einem Redeauftri­tt in Kapstadt genau an je ner Stelle, an der Mandela sich vor 28 Jahren erstmals nach seiner Freilassun­g an die...
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H. C. Strache
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Armin Wolf

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