Mittelschwaebische Nachrichten

Eine Gretchenfr­age

Babenhause­n ist bereits Mitglied. Wann wird Erkheim dem Zweckverba­nd Hochwasser­schutz Günztal beitreten?

- VON VOLKER GEYER

Erkheim In Erkheim steht eine wichtige Entscheidu­ng bevor: Tritt die Gemeinde dem Zweckverba­nd Hochwasser­schutz Günztal bei oder nicht? Laut Bürgermeis­ter Christian Seeberger wird der Gemeindera­t spätestens im März darüber abstimmen. Bei einer Info-Veranstalt­ung, die kürzlich in der örtlichen Schulverba­ndshalle stattfand, haben Vertreter des Wasserwirt­schaftsamt­s (WWA) sowie Bürgermeis­ter von Zweckverba­ndsgemeind­en und der Landrat das Hochwasser­schutzproj­ekt nochmals vorgestell­t. Gleichzeit­ig appelliert­en sie an die Erkheimer, dem Verband aus Gründen der Solidaritä­t beizutrete­n. „Wir können das nur zusammen mit unseren Nachbarn lösen“, sagte Seeberger.

Das Thema Hochwasser­schutz ist in Erkheim sehr umstritten. 2012 hatte sich bei einem Bürgerents­cheid eine klare Mehrheit gegen das interkommu­nale Projekt ausgesproc­hen. Die Kritiker führten vor allem die Folgekoste­n ins Feld. Denn Erkheim müsste sich bei einem Beitritt zum Zweckverba­nd 100 Jahre lang an Betrieb und Unterhalt der geplanten Rückhalteb­ecken beteiligen. Im Gegenzug würde aber der Erkheimer Anteil an den Investitio­nskosten erheblich sinken – und zwar von 3,4 auf 1,2 Millionen Euro. Falls die Gemeinde dem Verband fern bleibt, muss sie die 3,4 Millionen Euro entweder vollständi­g aus dem Gemeindesä­ckel zahlen, oder sie legt zwei Drittel der Summe auf die rund 300 Bürger um, die später vom Hochwasser­schutz profitiere­n. Zur Kasse gebeten wird die Gemeinde also auf jeden Fall. „Denn der Hochwasser­schutz wird kommen“, sagte Stefanie Kienle vom WWA vor den etwa 300 Zuhörern: „Und wir sind verpflicht­et, Geld von Erkheim zu verlangen.“

Bei der anschließe­nden Diskussion erinnerte ein Bürger daran, dass für die Folgekoste­n 70 000 Euro pro Jahr angesetzt seien. Er habe aber gehört, dass in einer anderen Gemeinde für den Unterhalt von Rückhalteb­ecken wesentlich weniger gezahlt werden müsse. Hier hakte Michael Zeiser vom WWA ein und erklärte, dass die 70 000 Euro dem üblichen Ansatz entspräche­n. Dieser sei aber „großzügig bemessen“und deswegen für die Gemeinden von Vorteil. Denn je größer der Betrag für die Folgekoste­n ausfalle, desto kleiner werde der Betrag, mit dem sich die Kommunen am Bau der Schutzmaßn­ahmen beteiligen müssen. Gleichzeit­ig räumte er ein, dass die tatsächlic­hen Kosten für den Unterhalt der Becken in der Regel geringer ausfallen als angesetzt. Auch Landrat Hans-Joachim Weirather sprach von einem guten Angebot an die Gemeinden. Zugleich verwies er darauf, dass der Landkreis im Zweckverba­nd mit bezahle – und zwar freiwillig. „Der Kreistag wollte mit dem Beitritt ein Zeichen der Solidaritä­t setzen“, sagte der Landrat. „Dieses wichtige Projekt, von dem viele Gemeinden profitiere­n, können wir nur im Schultersc­hluss stemmen.“

Erkheims Dritter Bürgermeis­ter Hans Karrer sah das Land Bayern mehr in der Pflicht: „Ein Kostenante­il von 50 Prozent für die Gemeinden ist einfach zu hoch.“Zumal den Kommunen ohnehin immer mehr aufgebürde­t werde. Man müsse auch an nachfolgen­de Generation­en denken. Der Freistaat solle sich bei Hochwasser­schutz-Projekten finanziell stärker beteiligen – „und sich nicht davonschle­ichen“. Dazu sagte Ottobeuren­s Bürgermeis­ter German Fries: Die betroffene­n Gemeinden könnten angesichts der „guten Finanzieru­ng“durchaus den Hochwasser­schutz zusammen mit dem Freistaat umsetzen.

Indes stellte eine Bürgerin den Gemeinscha­ftsgedanke­n vor Ort in den Vordergrun­d und forderte die Gemeinderä­te auf: „Habt doch den Schneid und entscheide­t euch für den Beitritt.“Dem stimmte ein weiterer Zuhörer zu: „Am Beitritt führt kein Weg vorbei. Denn wir können die Kosten nicht auf die Anlieger abwälzen. Das wäre nicht gemeinscha­ftlich.“Er erntete viel Applaus.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany