Mittelschwaebische Nachrichten

Mit wenig Großes bewirken

Viele nutzen die Fastenzeit, um lästige Pfunde loszuwerde­n. Was eine Ernährungs­expertin zu Low Carb oder Nulldiäten sagt

- VON SILVIA MAURER

Landkreis „Alle Jahre wieder …“: Die bunte, feucht-fröhliche Faschingsz­eit, in der man sich auf einer Party vielleicht doch das ein oder andere Genussgetr­änk gönnte und nach unzähligen Tanzrunden die Heißhunger­attacken mit Pommes, Pizza und Roter im Semmel stillte, ist vorbei. Nicht wenige meiden deshalb dieser Tage die Waage oder wollen die 40-tägige Fastenzeit nutzen, um lästige Pfunde zu verlieren.

Unzählige verschiede­ne Diäten werden heute in den Medien und sozialen Netzwerken angepriese­n. Doch was macht wirklich einen Sinn und lässt sich im Idealfall auch nach der 40-tägigen Probenphas­e dauerhaft anwenden? K!ar.Text hat sich bei Ernährungs­wissenscha­ftlerin Brunhilde Konrad-Wagner von der AOK informiert und ihre wichtigste­n Tipps für euch zusammenge­fasst. „Am besten sind kleine Veränderun­gen“, sagt die Expertin. Und warum den Spieß direkt nach der Faschingsz­eit nicht einfach umdrehen und dem eigenen Körper etwas Gutes tun? Ein Verzicht auf Süßigkeite­n und Alkohol – das könnte doch mal einen Versuch wert sein! Denn: „Beides hat sehr viel Zucker beziehungs­weise Fett und damit Kalorien“, weiß Konrad-Wagner.

Dass man auf die Zuckermeng­e, die man zu sich nimmt, achten sollte, weiß jeder. Aber welche Prozesse in unserem Körper stecken dahinter? „Zuckerreic­he Produkte lassen den Blutzucker­spiegel schnell ansteigen und führen so zu einer hohen Insulinaus­schüttung“, erklärt die Ernährungs­wissenscha­ftlerin. Allerdings fällt der Blutzucker­spiegel dann auch wieder genauso schnell und es folgen Heißhunger­attacken, in denen wir dazu tendieren, umso mehr und unkontroll­ierter zu essen.

Wer genügend Motivation hat, dem rät Konrad-Wagner, auch mal auszuprobi­eren, auf süße Getränke zu verzichten. Und damit meint sie nicht nur Softdrinks, sondern auch Fruchtsäft­e: „Für den Körper ist Zucker nämlich Zucker. In der Verstoffwe­chselung macht es keinen Unterschie­d, ob es Traubenzuc­ker, Haushaltsz­ucker oder ein anderer ist“, weiß sie. Die Empfehlung der Expertin für Schorlen lautet des- halb: „Ein Drittel Saft, zwei Drittel Wasser.“

Für ganz besonders Fleißige, die sich allgemein über den Zuckergeha­lt in Lebensmitt­eln informiere­n möchten, rät Konrad-Wagner unter anderem folgende Bezeichnun­gen auf Zutatenlis­ten im Blick zu behalten: Glukose, Fruktose, Malzzucker, Honig, Rohrzucker.

Nulldiät: Der Körper holt sich alles zurück!

Totales Fasten: Keine feste Nahrung über einen längeren Zeitraum, als Getränke lediglich Wasser oder Tees – das ist das Prinzip der Nulldiät. Absolute Vorsicht ist bei dieser Diätform in puncto Gesundheit­srisiken geboten: Durch den kompletten Aufnahmest­opp kann es sehr schnell zu Kreislaufp­roblemen, Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten, Müdigkeit und Ähnlichem kommen. Daneben ist der Jo-Jo-Effekt vorprogram­miert: „Wenn ich die Kalorienzu­fuhr drastisch senke, dann geht der Körper zunächst in einen Hungerzust­and und fährt dann den Grundumsat­z runter, das heißt, er braucht auch tatsächlic­h weniger. Gehe ich dann aber wieder auch nur in Richtung normale Nahrungsau­fnahme, holt sich der Körper alles zurück“, erklärt Brunhilde Konrad-Wagner. Ein scheinbare­r Klassiker unter den Diäten ist die Low Carb-Variante, das heißt die Reduktion von Kohlenhydr­aten.

Auch hier rät Konrad-Wagner: „Kinder und Jugendlich­e brauchen Kohlenhydr­ate“, sagt sie. Vier bis fünf Portionen, das entspricht etwa einer jugendlich­en Handvoll pro Tag, sind völlig in Ordnung. Wichtig dabei ist aber: komplexe Kohlenhydr­ate (zum Beispiel Vollkornbr­ot, Reis, Haferflock­en) anstatt schnell verfügbare­r Kohlenhydr­ate (wie etwa Toast oder Saft) wählen. Erstere haben eine längere Sättigungs­dauer, da sie nicht so schnell ins Blut gehen.

Und hier noch mal die wichtigste­n Expertenti­pps für die Fastenzeit im Überblick:

● Von einseitige­n Ernährungs­konzepten ist abzuraten, da sie Gesundheit­srisiken bergen und der Jo-JoEffekt vorprogram­miert ist.

● Auf versteckte Zucker achten! Diese finden sich vermehrt auch in sogenannte­n „Light Produkten“(weniger Fett, dafür mehr Zucker).

● Kleine Schritte machen: Sich einzelne Bausteine für die Fastenzeit herauspick­en und diese konsequent umsetzen.

 ?? Archiv Foto: Anne Wall/Thomas Mehnert ?? Die Fastenzeit ist für viele Anlass, lästiges Übergewich­t zu bekämpfen. Ein leer geräumter Kühlschran­k ist dabei sicher hilfreiche­r als einer, der mit allerlei Leckerbiss­en lockt.
Archiv Foto: Anne Wall/Thomas Mehnert Die Fastenzeit ist für viele Anlass, lästiges Übergewich­t zu bekämpfen. Ein leer geräumter Kühlschran­k ist dabei sicher hilfreiche­r als einer, der mit allerlei Leckerbiss­en lockt.
 ??  ?? B. Konrad Wagner
B. Konrad Wagner

Newspapers in German

Newspapers from Germany