Mittelschwaebische Nachrichten
Wie die Bischöfe zum Doppelkreuz kamen
Welche Rolle Patriarchen und Metropoliten in der Kirche spielen
Krumbach Papst Benedikt XVI., der ein feines Gespür für Symbolik hatte, legte den Titel „Patriarch des Abendlandes“ab, der seit Jahrhunderten bei der Aufzählung der Titel des Papstes ebenso wenig fehlen durfte wie der des Bischofs von Rom. Der gleiche Papst veränderte auch sein Wappen dahingehend, dass er die Tiara, die dreifache Krone des Papstes, die schon Papst Paul VI. abgelegt hatte, entfernen ließ und durch eine schlichte Mitra ersetzte.
In den ersten Jahrhunderten bildeten sich Patriarchate aus. Es handelte sich dabei um herausgehobene Bischofssitze, die aufgrund ihrer Geschichte eine Führungsrolle übernommen haben. Das allerälteste Patriarchat ist das Patriarchat von Jerusalem, denn hier ist Jesus am Kreuz gestorben und an Ostern von den Toten auferstanden. Ihm folgt das Patriarchat von Antiochien. Dies war der erste Bischofssitz des Apostels Petrus, bevor er nach Rom wechselte. Ein weiteres Patriarchat geht auf den Evangelisten Markus zurück. Es ist das Patriarchat von Alexandrien in Nordafrika. Alexandrien war das Zentrum der Gelehrsamkeit mit der bedeutendsten Bibliothek und Universität. Schließlich kam noch das Patriarchat von Konstantinopel hinzu, das gefördert von den Kaisern, die seit dem 4. Jahrhundert das römische Weltreich von hier aus regierten, eine bedeutende Rolle spielte.
Da die Patriarchate oft eine große Ausdehnung hatten, entwickelten sich daneben die Metropoliten, die gegenüber den Bischöfen einen Vorrang hatten und bis heute haben. Um ihren Vorrang auch zum Ausdruck zu bringen, wird ihnen ein Doppelkreuz im Wappen gegeben und bei Prozessionen vorangetragen. Auch wenn sie ein Dokument unterzeichnen, tun sie dies mit einem Doppelkreuz, das sie ihrem Vornamen voranstellen. Dieses Doppelkreuz fand erstmals beim Patriarchen von Jerusalem seine Verwendung und ging dann über an die Hospitaliter vom Heiligen Geist in Jerusalem, um später von allen Patriarchen und Metropoliten übernommen zu werden.
Neben den alten Patriarchaten, die heute teilweise ihre Bedeutung verloren haben, sind im Lauf der Jahrhunderte neue Patriarchen hinzugekommen. Das hängt auch damit zusammen, dass es 1054 zur Spaltung der Christenheit gekommen ist und die Ostkirche neue Patriarchate gründete aufgrund ihrer politischen Bedeutung. So spielte das Patriarchat von Moskau bis zur Oktoberrevolution von 1917 eine immer größere Rolle und verstand sich als das „dritte Rom“. Inzwischen ist es dabei, unterstützt von der russischen Politik, eine immer größere Rolle zu spielen, während der Patriarch von Konstantinopel, obwohl er den Vorrang hat, an Bedeutung immer mehr zu verlieren droht. Das hängt auch damit zusammen, dass die Türkei seinen Handlungsspielraum zunehmend beschränkt. Patriarchen haben sich auch in Bulgarien und Serbien etabliert. Nicht zuletzt hat die römische Kirche ebenfalls neue Patriarchate geschaffen, die politisch begründet waren, aber heute keine große Rolle mehr spielen wie der Patriarch von Lissabon, der Patriarch von Venedig und der Patriarch von Goa in Indien. Eine weitaus größere Bedeutung kommt heute den Vorsitzenden der Bischofskonferenzen zu. Das müssen nicht immer Erzbischöfe und Kardinäle sein. Jahrzehntelang war der Bischof von Mainz, Dr. Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Er war nie Erzbischof und wurde erst spät Kardinal. In Bayern gibt es zwei Erzbischöfe: den Erzbischof von München-Freising und den Erzbischof von Bamberg. Diesen Metropoliten kommt sowohl das Doppelkreuz wie das Pallium zu, ein stola-ähnlicher Umhang aus Wolle, in den fünf Kreuze eingewebt sind. Zum Metropoliten von MünchenFreising gehören als Suffragane die Bischöfe von Augsburg, Passau und Regensburg, zum Metropoliten von Bamberg die Bischöfe von Würzburg, Eichstätt und Speyer.
Es kommt auch vor, dass der Papst einen verdienten Bischof in den Rang eines Erzbischofs erhebt, wie dies bei dem Augsburger Bischof Dr. Josef Stimpfle geschehen ist. Jeder Nuntius, als besonderer Vertreter des Papstes, wird bei seiner Ernennung Erzbischof, um so seine besondere Stellung hervorzuheben.