Mittelschwaebische Nachrichten
Erbe der Geschichte
Angesichts der Beharrlichkeit, mit der sich die Vertreter des Gesundheitsamts zunächst weigerten, von der einmal getroffenen Regelung abzuweichen, bleibt man fast ein bisschen verwundert zurück, wenn man sieht, wie schnell nun doch auch andere Lösungen für die Umsetzung der Schuleingangsuntersuchung möglich sind. Warum nicht gleich so? Offenbar besteht im Landratsamt nach wie vor eine gewisse Verweigerungshaltung, Rücksicht auf die historische Entwicklung dieses Kreises zu nehmen. Rein rational betracht mag es zumutbar sein, einmal im Jahr mit den Kindern nach Günzburg zu reisen. Das ist keine Weltreise und Günzburg ist tatsächlich eine schöne Stadt. Aber auch drei Jahrzehnte nach der Gebietsreform, die den bis dato eigenständigen Kreis Krumbach mit dem Landkreis Günzburg verband, ist noch nicht richtig zusammengewachsen, was damals zusammengefügt wurde. Für die Menschen im Süden ist Günzburg vielfach gedanklich soweit weg wie München. Erstaunlich ist dabei, dass sich diese gewachsene geografische Orientierung auch auf jüngere Generationen überträgt, die die Gebietsreform gar nicht miterlebt haben. Das Verschmelzen der ehemals unterschiedlichen Kreise kann man aber nicht mit Gewalt oder per Beschluss erzwingen. Das hat sich schon in der Debatte über das KRU-Kennzeichen offenbart. Da beharrte das Landratsamt zunächst ebenfalls stur darauf, nur ein Kennzeichen für den Kreis zu behalten. Klar, kann man das als Unsinn abtun. Aber lasst den Menschen doch ihren Patriotismus – und wenn er sich auf noch so kleine Räume beschränkt. Damit bestärkt man nicht den Sezessionismus, sondern erhöht die Legitimität und fördert die Zustimmung zum gesamten Kreis.