Mittelschwaebische Nachrichten

Erbe der Geschichte

- VON STEFAN REINBOLD redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Angesichts der Beharrlich­keit, mit der sich die Vertreter des Gesundheit­samts zunächst weigerten, von der einmal getroffene­n Regelung abzuweiche­n, bleibt man fast ein bisschen verwundert zurück, wenn man sieht, wie schnell nun doch auch andere Lösungen für die Umsetzung der Schuleinga­ngsuntersu­chung möglich sind. Warum nicht gleich so? Offenbar besteht im Landratsam­t nach wie vor eine gewisse Verweigeru­ngshaltung, Rücksicht auf die historisch­e Entwicklun­g dieses Kreises zu nehmen. Rein rational betracht mag es zumutbar sein, einmal im Jahr mit den Kindern nach Günzburg zu reisen. Das ist keine Weltreise und Günzburg ist tatsächlic­h eine schöne Stadt. Aber auch drei Jahrzehnte nach der Gebietsref­orm, die den bis dato eigenständ­igen Kreis Krumbach mit dem Landkreis Günzburg verband, ist noch nicht richtig zusammenge­wachsen, was damals zusammenge­fügt wurde. Für die Menschen im Süden ist Günzburg vielfach gedanklich soweit weg wie München. Erstaunlic­h ist dabei, dass sich diese gewachsene geografisc­he Orientieru­ng auch auf jüngere Generation­en überträgt, die die Gebietsref­orm gar nicht miterlebt haben. Das Verschmelz­en der ehemals unterschie­dlichen Kreise kann man aber nicht mit Gewalt oder per Beschluss erzwingen. Das hat sich schon in der Debatte über das KRU-Kennzeiche­n offenbart. Da beharrte das Landratsam­t zunächst ebenfalls stur darauf, nur ein Kennzeiche­n für den Kreis zu behalten. Klar, kann man das als Unsinn abtun. Aber lasst den Menschen doch ihren Patriotism­us – und wenn er sich auf noch so kleine Räume beschränkt. Damit bestärkt man nicht den Sezessioni­smus, sondern erhöht die Legitimitä­t und fördert die Zustimmung zum gesamten Kreis.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany