Mittelschwaebische Nachrichten
Der Angeklagte zeigt keine Reue
Ein bis dato unauffälliger 34-Jähriger soll in der Schweiz vier Menschen getötet haben
Rupperswil Tief hat ein Gewaltverbrechen mit vier Toten im Jahr 2015 die Schweiz erschüttert, Monate dauerte die Suche nach dem Täter. Schock dann bei der Festnahme: Es war ein Mann aus der Nachbarschaft, ein Jugendtrainer im Fußballverein. Jetzt steht der 34-Jährige vor Gericht. Graues Hemd, Jeans, feste Stimme, wenig Regung. Es fällt schwer, die unauffällige Erscheinung mit dem kaltblütigen Mord aus der Anklageschrift in Einklang zu bringen. Der geständige Angeklagte zeigte vor Gericht keine Anzeichen von Reue.
Die Tat in Rupperswil drei Tage vor Weihnachten hat sich laut Staatsanwaltschaft so zugetragen: Der Angeklagte soll sich als Mitarbeiter des schulpsychologischen Dienstes ausgegeben und so ins Haus von Carla S. gelangt sein. Die 48-Jährige wohnte in seiner Nachbarschaft. Der Angeklagte bedrohte die Frau und ihre Söhne (13 und 19) sowie die Freundin des älteren. Dann soll er die Mutter gezwungen haben, Geld von der Bank zu holen. Nach ihrer Rückkehr brachte er laut Anklage alle vier um, indem er ihnen die Kehle durchschnitt.
Vorher soll er sich an dem 13-Jährigen sexuell vergangen haben. Das Haus soll er nach der Mordtat in Brand gesteckt haben. Zwei Psychiater haben versucht, hinter die Fassade des Mannes zu blicken, der in Rupperswil zwischen Basel und Zürich junge Fußballspieler trainierte und sich als Student ausgab. Die Gutachter beschreiben einen gefährlichen Narzissten, einen Pädophilen mit schwerer psychischer Störung. Einen, der sich aus Versagensangst in ein Lügengespinst verrennt. Die Mutter soll nicht erfahren, dass er sein Studium geschmissen hat. Bekannten gaukelt er vor, er werde Arzt. Die Angst, aufzufliegen, sei allumfassend gewesen, sagt ein Psychiater. Hinzu komme seine pädophile Neigung.
In der Anklageschrift steht, dass der Mann die Grausamkeiten an dem 13-Jährigen mit dem Handy filmte und sich das Video monatelang immer wieder auf dem Laptop anschaute. Die Rupperswiler lebten damals 146 Tage in Angst. Es gab erst keine Hinweise auf den Täter, weil der heute 34-Jährige nicht vorbestraft war und seine Fingerabdrücke oder DNA nirgends gespeichert waren. Das Urteil wird am Freitag erwartet.