Mittelschwaebische Nachrichten

Das Argument greift zu kurz

- VON STEFAN REINBOLD redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

In der Tat ist die Kostenentw­icklung öffentlich­er Großprojek­te bisweilen erstaunlic­h. Insofern ist die Frage nach der Sinnhaftig­keit von Kalkulatio­nen, die zu den tatsächlic­hen Kosten in keinem Verhältnis stehen, nachvollzi­ehbar. Das Argument, dass privatwirt­schaftlich­e Unternehme­n viel besser wirtschaft­en als der Staat, mag in mancher Hinsicht zutreffen. Daher sind bestimmte Dienstleis­tungen, die früher der Staat erbracht hat, heute auch in den Händen zumindest teilweise privater Unternehme­n. Andere Aufgaben, dazu gehört neben der öffentlich­en Sicherheit auch der Schutz der Bürger vor Hochwasser, sind jedoch beim Staat besser aufgehoben. Natürlich findet im Zusammenha­ng bestimmter staatliche­r oder kommunaler Projekte auch Verschwend­ung von Steuergeld­ern statt. Der Bund der Steuerzahl­er kann mit den vielen Beispielen jedes Jahr ein ganzes Buch füllen. Und doch greift das Argument zu kurz. Bei solch komplexen Vorhaben wie Hochwasser­schutzbaut­en lassen sich nicht alle Eventualit­äten und Risiken im Voraus abschätzen. Die Entscheidu­ngsprozess­e dauern in der Regel länger, weil sie politisch ausgehande­lt und verschiede­ne Interessen gegeneinan­der abgewogen werden müssen. Das ist nicht zwingend ein Nachteil. Und dann besteht auch noch das Recht, zu klagen. Das zieht Projekte in die Länge und verteuert sie. Aber dieses Recht steht im Rechtsstaa­t glückliche­rweise außer Frage. Abgesehen davon verkalkuli­eren sich Unternehme­n auch. Manche bauen dann Personal ab oder verschwind­en sogar ganz vom Markt.

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