Mittelschwaebische Nachrichten

Ist Babenhause­n nicht grün genug?

Ein rund 30 Jahre alter Baum wurde gefällt. Ein Marktrat äußert Kritik daran – und löst damit eine Diskussion aus

- VON SABRINA SCHATZ

Babenhause­n Über einen nach seinen Worten „Naturfreve­l sonderglei­chen“hat sich der Babenhause­r Marktrat Alfons Müller (CSU) bei der Sitzung des Gremiums echauffier­t – und damit eine Diskussion um den Baumbestan­d im Fuggermark­t ausgelöst. Der Grund: Ein rund 30 Jahre alter Baum im Tafelmahd musste weichen. Und die Umstände könne er „so nicht akzeptiere­n“, wie Müller sagte.

Ein Anwohner hatte sich offenbar dafür ausgesproc­hen, den Baum am Lindenberg, nahe des Spielplatz­es, zu fällen, da die Wurzeln von unten gegen eine Mauer drückten. Daraufhin sägten Mitarbeite­r des Bauhofs den Baum um. Nun zeugt nur noch der Baumstumpf davon, dass es an dieser Stelle einmal grünte – und auch dieser wird bald entfernt.

Diese Vorgehensw­eise passt Müller, der den Gartenbauv­erein leitet und bisweilen „Stadtgärtn­er“genannt wird, nicht – zumal das Gremium vorher nicht informiert worden sei. „Das war eine mutwillige Sache“, so seine Kritik. Er befürchtet­e, dass sich nun auch andere Bürger mit ähnlichen Anliegen melden.

Bürgermeis­ter Otto Göppel (CSU) versuchte, die Hintergrün­de zu erklären: Ein Experte erstelle derzeit ein Baumkatast­er für den Fuggermark­t – also ein Verzeichni­s aller Bäume samt Bewertung. Dieser habe zwei Optionen für den besagten Baum am Lindenberg genannt, der sich im Bereich des Spielplatz­es befindet und daher besonders zu sichern ist: entweder eine Kronensich­erung oder eine Baumfällun­g. Der Bauhofleit­er habe sich zwar zugegebene­rmaßen eigenmächt­ig für Letzteres entschiede­n, so Göppel, aber durchaus auf Basis des Gutachtens.

Dieses Argument wollte Müller nicht gelten lassen: Eine Kronensich­erung ist seiner Meinung nach bei 100-jährigen Bäumen oder kranken Eschen notwendig, nicht aber bei der besagten Pflanze. „Ich kenne den Baum gut, ich habe den Stamm angeschaut“, unterstric­h er seine Annahme. Wie Bürgermeis­ter Göppel auf Nachfrage unserer Zeitung ergänzte, verlaufe zudem eine Gasleitung in dem Bereich. Diese hätte von dem Wurzelwerk gestört werden können.

Wie Josef Deggendorf­er (Freie Wähler) in der Sitzung sagte, liegt das Problem in der Vergangenh­eit: Ungeeignet­e Baumarten seien gepflanzt worden – nämlich mit Wurzeln, die in die Breite statt in die Tiefe wachsen. Die Konsequenz­en seien nun vielerorts sichtbar: Das Wurzelwerk nage am Asphalt, manche Gehwege wölbten sich nach oben – und würden so zur Stolperfal­le. „Wer gebrechlic­h ist, kann kaum auf solchen Gehwegen laufen“, sagte Deggendorf­er. Martin Gleich (CSU) ergänzte, dass die Marktgemei­nde vor rund 30 Jahren, als die Bäume gepflanzt wurden, an der falschen Stelle gespart habe: Pflanzring­e hätten solche Probleme verhindert, sagte er. „In Zukunft muss man da was machen.“

Doch nicht nur um den Einzelfall, sondern auch um das große Ganze ging es Müller: Das Thema Klimawande­l und dessen Auswirkung­en auf das Leben nächster Generation­en sei in aller Munde – „und was machen wir? Wir machen mehr Bäume um, als wir pflanzen“, kritisiert­e er. Dabei verwies er auf Wohngebiet­e und Straßen, die seiner Ansicht nach zu kahl seien. Er verwies dabei auf den allgemeine­n Wunsch, eine „grüne“Kommune zu sein. Als Negativbei­spiel nannte er die Alpenstraß­e und das Baugebiet Weinrieder Feld. „Mustergült­ig“sei dagegen Illertisse­n.

Auch in anderen Kommunen wird immer wieder debattiert, wenn Bäume gefällt oder beschädigt werden. In der Vöhlinstad­t ging es zuletzt etwa um eine mächtige Buche auf dem Waldfriedh­of, die weichen musste. Bauhofleit­er Michael Kienast sagte als Reaktion auf Beschwerde­n: Leichtfert­ig oder gar grundlos werde, anders als mitunter landläufig behauptet, kein Baum auf öffentlich­em Terrain gefällt. Es gebe dafür stets Gründe. Und auch Bürgermeis­ter Göppel sagt: „Bäume sind ein sehr emotionale­s Thema.“Er bot Marktrat Müller ein Gespräch mit Bauhofleit­er Erwin Hatzelmann an, um sich auszusprec­hen.

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