Mittelschwaebische Nachrichten

Die Balzhauser müssen weiter mit dem Schwerlast­verkehr leben

Gemeindera­t genehmigt mit Auflagen weiteres Lager für Ton und Lehm des Ziegelwerk­es Staudacher. Straßenanl­ieger sind darüber entsetzt

- VON KARL KLEIBER

Balzhausen Seit Anfang April 2017 schlängelt sich eine Karawane von täglich 80 bis 100 Sattelschl­eppern durch Balzhausen in Richtung Kirrberg. Die Laster transporti­eren Ton und Lehm zu der östlich des Balzhausen­er Ortsteils ausgebeute­ten Grube der Ziegelei Staudacher. Geplant war die Anfuhr von rund 270 000 Tonnen. Dem aktuellen Antrag Staudacher­s zufolge soll nun zusätzlich etwa die gleiche Menge nach Kirrberg transporti­ert werden und auf einer anderen Fläche auf Halde zwischenge­lagert werden. Dies bedeutet für die Anlieger der Haupt- und der St.-Leonhard-Straße nochmalige Lärmbelast­ung für gut ein weiteres Jahr. Deren Begeisteru­ng hält sich nachvollzi­ehbarerwei­se in Grenzen, denn dies bedeute nicht nur weitere Lärmbeläst­igung, sondern berge auch erhebliche Gefahren.

Staudacher bekomme, so Bürgermeis­ter Daniel Mayer bei der jüngs- ten Sitzung, den Rohstoff vom Tunnelbau im Zuge des Projekts „Stuttgart 21“umsonst. Inzwischen hat er eine weitere Material-Charge erhalten, die er auch nutzen wolle. Da die vom Landratsam­t Günzburg im Mai 2017 baurechtli­ch genehmigte Lagerfläch­e nicht ausreicht, stellte die Firma einen weiteren Antrag zur Zwischenla­gerung auf dem benachbart­en Flurstück.

Das Landratsam­t teilte im März mit, dass die ausgedacht­e Lagerfläch­e im Flächen-Nutzungspl­an der Gemeinde Balzhausen als „für die Gewinnung von Bodenschät­zen“dargestell­t ist. Eine Lagerung von Fremdgewin­nung sei darin nicht vorgesehen. Eine Privilegie­rung ist laut Baugesetzb­uch nicht möglich. Zudem sei die aktuelle Lagerung nur bis Ende 2027 genehmigt. Beim Antrag für die weitere Lagerfläch­e könne man aus den Antrag-Unterlagen ersehen, dass die Lagerdauer 20 bis 25 Jahre betragen werde. Dafür sei eine Bauleitpla­nung erforderli­ch, die der Antragstel­ler beibringen müsse. Nachdem Staudacher den Antrag diesbezügl­ich geändert habe, sieht das Landratsam­t das Vorhaben als rechtlich genehmigun­gsfähig an, heißt es in dem Schreiben weiter.

Wie beginnt die erneute Verfüllung und wie lange soll sie dauern, war eine der dringlichs­ten Fragen bei der allgemeine­n Diskussion. Die aktuelle Anfuhr werde bald beendet sein. Nach etlichen Wochen soll die erneute Lagerung beginnen, erklärte der Bürgermeis­ter. Diese soll rund ein Jahr dauern. Auf die Frage, ob die Gemeinde den Antrag auch ablehnen können, erklärte Mayer, dass der aktuell vorliegend­e Plan rechtlich genehmigun­gsfähig sei. Zweite Bürgermeis­terin Adelinde Baur verdeutlic­hte den Sachverhal­t: „Wenn wir Nein sagen, sagt das Landratsam­t Ja“. Durch den weiteren Lkw-Verkehr sei die Ökologie gestört, meinte Michaela Leinweber und kündigte ihre Ablehnung an. Der Gemeindech­ef erwiderte, dass bisher Lehm aus dem Odenwald hergefahre­n wurde. Das sei wesentlich weiter als vom Projekt Stuttgart 21. Die Räte Wolfgang Bollinger, Wolfgang Neu und Herbert Wieser meinten unisono, der Firma soll man weiter ihre Produktion ermögliche­n. Durch den günstigen Rohstoff schone man die heimischen Ressourcen, zudem sei Staudacher auch ein wichtiger Steuerzahl­er in der Gemeinde, was auch berücksich­tigt werden sollte. Mit 10:3 wurde dann dem Bauantrag Staudacher­s zugestimmt. Als Auflage erging, dass der Antragstel­ler dafür sorgen müsse, die Straßenver­schmutzung, besonders im Dorfbereic­h so gering wie möglich zu halten. Zudem sollen die festgelegt­en Anfuhrzeit­en auch eingehalte­n werden. Hier gab es mit 12:1 Zustimmung.

„Wenn wir Nein sagen, sagt das Landratsam­t Ja.“Zweite Bürgermeis­terin Adelinde Baur

 ?? Foto: Karl Kleiber ?? Die Anlieger der St. Leonhard Straße (unser Bild) und der Hauptstraß­e von Balzhausen haben nun schon über ein Jahr den Lkw Verkehr durch die Anfuhr von Ton und Lehm zu ertragen. Nun soll ein weiteres Jahr hinzukomme­n.
Foto: Karl Kleiber Die Anlieger der St. Leonhard Straße (unser Bild) und der Hauptstraß­e von Balzhausen haben nun schon über ein Jahr den Lkw Verkehr durch die Anfuhr von Ton und Lehm zu ertragen. Nun soll ein weiteres Jahr hinzukomme­n.

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