Mittelschwaebische Nachrichten
Den Wohlfühl Verein wird’s nicht mehr geben
Worauf der SC Ichenhausen bei der Kaderplanung Wert legt
Ichenhausen Sportlich ist die Spielzeit durch, der SC Ichenhausen wird in der Fußball-Landesliga bleiben. Was nicht heißen soll, dass jetzt die Zeit anbricht, in der sich die Königsblauen in aller Seelenruhe zurücklehnen. Zunächst einmal gilt das Gebot der Fairness: Wer sich nicht ernsthaft um den Erfolg bemüht oder gar Punkte abschenkt, beeinflusst den sportlichen Wettbewerb. Und außerdem liegt es ja im Eigeninteresse jedes Kickers, sich in dieser Jahreszeit ins Schaufenster zu stellen – entweder für eine Vertragsverlängerung mit seinem bisherigen Verein oder für einen neuen Trikotspender. Vor diesem Hintergrund vor allem ist der Auftritt des SC Ichenhausen beim TSV GilchingArgelsried zu beurteilen. Anpfiff ist am Sonntag um 15 Uhr.
Die angedeutete Charakterfrage beschäftigt Coach Oliver Unsöld schon länger. Er ist in enger Zusammenarbeit mit Sportleiter Rudi Schiller akribisch dabei, einen technisch versierten und gleichzeitig robusten Kader für die nächste Runde zu basteln. Dabei geht es dem Vernehmen nach nicht länger darum, den SCI als Wohlfühlverein anzupreisen – diese Zeiten sind seit dem Rückzug von Trainer Oliver Schmid mitten in der laufenden Saison vorbei. Der aktuelle Übungsleiter verlangt nach echten Kerlen. In seinen Worten heißt das: „Alle Spieler haben bis zum Saisonende eine Vereinbarung mit dem SC Ichenhausen. Damit hat sich für mich alles andere erledigt, denn ich habe immer bis zum letzten Tag volle Leistung zu geben für den Verein, für den ich tätig bin. Wenn ich das mache, kann man sich immer in die Augen schauen, auch wenn man mal auseinandergeht.“Er selbst habe das jedenfalls immer so gehalten in seiner Laufbahn, bekräftigt Unsöld.
Bezogen auf die vier noch ausstehenden Begegnungen sagt er dann auch unmissverständlich, dass er sie mitnichten als Ausflüge zum Kaffeekränzchen beurteilt. „Am liebsten möchte ich alle vier Spiele gewinnen. Dann kann uns keiner den Vorwurf machen, wir würden mit Halbgas fahren“, unterstreicht der frühere Profi seine Einschätzung.
Unsöld lässt auch nicht unerwähnt, dass er sich mächtig gegrämt hat wegen der Schlappen gegen Kaufbeuren und Türkspor. Wenn man nämlich keinen Deut schlechter spielt als der Gegner und dennoch verliert, sei das immer ein Stück weit Einstellungssache, lässt der 44-jährige anklingen. Mit ein wenig Groll in der Stimme sagt er: „Wir haben uns vielleicht mit zu vielen Dingen beschäftigt, die außerhalb des Spielfeldes lagen.“
Das soll es in Zukunft nicht mehr geben, pflichtet Schiller bei. Über abwanderungswillige Spieler sagt er offiziell ebenso wenig wie über Neuzugänge, er berichtet aber, dass sich der Kader stark verändern wird.
Während die Königsblauen gerade erst den Klassenerhalt eingetütet haben, befindet sich Gastgeber Gilching mitten im Aufstiegsrennen. Nein, der Titel ist weg, Nördlingen wird heuer mit grandiosem Vorsprung Meister der Landesliga Südwest. Aber dahinter balgen sich im engsten Kreis drei Teams und im weiteren Sinn die halbe Liga um die Vizemeisterschaft mit verbundenem Recht zur Teilnahme an der Relegation. Jeder Fehltritt kann da fatale Folgen haben, jeder Punktverlust das Ende aller Hoffnungen bedeuten. Und so müssen die Königsblauen davon ausgehen, dass Gilching für Sonntag seine offensiven Waffen – vor allem Super-Torjäger Ramon Adofo (bislang 18 Treffer) – entsprechend präparieren wird.