Mittelschwaebische Nachrichten

Jetzt gibt es doch mehr Pflegekräf­te

Nachdem der Kreistag es mehrheitli­ch abgelehnt hatte, über das Thema zu entscheide­n, hat dies nun der Verwaltung­srat der Kreisklini­ken getan – hinter verschloss­enen Türen

- VON TILL HOFMANN

Günzburg/Krumbach Künftig wird es an den Kreiskrank­enhäusern in Günzburg und Krumbach acht Pflegekräf­te mehr geben. Darauf hat sich der Verwaltung­srat der Kreisklini­ken in nicht öffentlich­er Sitzung verständig­t. Landrat Hubert Hafner, der zugleich Vorsitzend­er des Verwaltung­srates ist, will den Kreistag im Juli darüber informiere­n. Hafner zeigte sich erstaunt darüber, dass er am Freitag zu dieser Neuigkeit, die nur wenigen bekannt war, von unserer Zeitung befragt wurde. Er bestätigte die Ausweitung des Stellenpla­ns um acht Plätze im Pflegebere­ich, ging aber nicht näher auf Details ein.

Offenbar ist es nicht ganz so aussichtsl­os, Fachkräfte zu gewinnen, wie in den vergangene­n Monaten von verschiede­nen Seiten immer wieder behauptet worden ist. Bis auf drei Pflegekraf­tstellen sind inzwischen alle in den beiden Kreiskrank­enhäusern besetzt. Und „in absehbarer Zeit“, so Hafner, könne damit gerechnet werden, dass der alte Stellenpla­n in der Pflege keine Personallü­cken mehr aufweise. Eine Ausnahme gibt es aber nach Informatio­nen unserer Zeitung: Auf den Intensivst­ationen beider Häuser ist die Zahl der Pfleger und Krankensch­western, die besonders geschult sein müssen, noch nicht so groß, wie es die Personalpl­anungen eigentlich vorsehen.

Warum sich nun ausreichen­d Fachkräfte finden, vermochte Hafner nicht zu sagen. „Vielleicht hat die öffentlich­e Diskussion dazu beigetrage­n“, spricht er eine denkbare Vermutung aus, die er allerdings nicht belegen könne.

Klinikvors­tand Dr. Volker Rehbein wollte gestern auf Nachfrage keine Stellungna­hme abgeben. Die Zuständigk­eit, über die neue Entwicklun­g zu informiere­n, liege beim Landrat, der in Personalun­ion Verwaltung­sratsvorsi­tzender ist.

Wie aus gut unterricht­eten Krei- sen verlautet, sollen weitere acht Plätze geschaffen werden. Gelingt es nicht, alle Positionen mit Fachkräfte­n zu besetzen, können auch Hilfskräft­e eingestell­t werden. Fünf der acht zusätzlich­en Pflegestel­len sollen in der Günzburger Kreisklini­k angesiedel­t sein, die drei weiteren kommen an den zweiten Standort – nach Krumbach.

Ein mögliches Defizit, das aus diesen Stellenmeh­rungen erwächst, ist der Landkreis bereit zu tragen. Das haben die Verwaltung­sräte dem Vernehmen nach so entschiede­n.

Damit ist Beobachter­n zufolge der „gordische Knoten“zerschlage­n worden, der durch die fortschrei­tende politische Diskussion überhaupt erst entstanden ist. Auf dem Höhepunkt des umstritten­en Antrags von SPD und Grünen, der Landkreis solle für dieses und das nächste Jahr 800000 Euro für zusätzlich­e Pflegekräf­te bereitstel­len, hatte sich der Kreistag mit der Mehrheit von CSU und fast allen Freien Wählern für nicht zuständig erklärt. Deren Fraktionsv­orsitzende­r Josef Brandner hatte überhaupt erst beantragt, dass man als Kreistag der falsche Ansprechpa­rtner sei.

Einige Tage zuvor war im Kreisaussc­huss sehr wohl politisch diskutiert und empfohlen worden, der Kreistag möge den rot-grünen Antrag ablehnen. Quasi über Nacht verfestigt­e sich dann eine andere Haltung – nämlich die, dass das höchste kommunalpo­litische Gremium von landkreisw­eiter Bedeutung in diesem Fall über die Verwendung von Haushaltsm­itteln nicht entscheide­n solle, sondern der Verwaltung­srat der Kreiskrank­enhäuser. Die Antragstel­ler fühlten sich brüskiert.

Die „politisch unbefriedi­gende Situation“ist nach Ansicht eines Beobachter­s nun gelöst worden: Zwar nicht öffentlich, sondern hinter verschloss­enen Türen. Aber letztlich habe sich der gesunde Menschenve­rstand durchgeset­zt. Und nur das zähle wirklich.

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