Mittelschwaebische Nachrichten

Sie will die Jugend begeistern

Julia Lerch übernimmt von Johann Schramm das Amt der stellvertr­etenden Kreischorl­eiterin in Mittelschw­aben. Was macht einen guten Chorsänger aus?

- VON IRMGARD LORENZ

Günzburg/Krumbach Der frühere Burtenbach­er Schulrekto­r ist davon überzeugt, dass er sein Amt in gute Hände legt – nicht nur, weil seine Nachfolger­in ebenfalls Rektorin ist. Die Liebe zur Musik, vor allem zum Chorgesang, ist es, was der 77-jährige Johann Schramm und die 38-jährige Julia Lerch gemeinsam haben. Nach mehr als 40 Jahren gibt Schramm nun das Amt als stellvertr­etender Kreischorl­eiter im Kreischorv­erband Mittelschw­aben an Julia Lerch weiter und sagt mit einem charmanten Lächeln zu seiner Nachfolger­in: „Ich bin glücklich, dass Sie es machen.“

Nicht nur musikalisc­hes Können, sondern auch Menschenke­nntnis und Diplomatie erfordert das Amt eines Chorleiter­s, denn er sollte drei wesentlich­e Faktoren des Chorgesang­s zusammenfü­hren, sagt Schramm: „Qualität, Freude am Singen, Gemeinscha­ft“. Und auch wenn unter den mehr als drei Dutzend im Kreischorv­erband Mittelschw­aben organisier­ten Ensembles durchaus auch ambitionie­rte Sänger sind, allesamt sind es Laienchöre. Da müsse ein Chorleiter halt auch mal aushalten, wenn jemand falsch oder nicht so schön singt, sagt der seit 2003 amtierende Kreischorl­eiter Wolfgang Stainer.

Sein bisheriger Stellvertr­eter Schramm bestätigt das und erzählt voller Respekt von einem seiner Sänger, der zwar vom Notenlesen keine Ahnung und das Liedblatt durchaus auch schon verkehrt herum gehalten hat, aber dank seines feinen Gehörs und seiner Musikalitä­t ein hervorrage­nder Sänger ist.

Laiensänge­r im Notenlesen, in Rhythmik oder Musiktheor­ie schu- zu wollen, sei ein schwierige­s Unterfange­n, sagt Johann Schramm. „I komm zum Singa und ned in d´Schual“, habe er da öfter zu hören bekommen. Auch von Songs in englischer Sprache rät er vor allem bei älteren Chorsänger­n eher ab. Versuche, die Texte in Lautschrif­t zu notieren, hätten sich nicht bewährt, wenn Choristen der englischen Sprache nicht mächtig sind.

„Man muss sich nach der Decke strecken“, sagt Wolfgang Stainer, dessen Herz mehr für den klassische­n Chorgesang schlägt und der sich deshalb in vor allem von jünge- ren Sängern gewünschte moderne Stücke aus der Popwelt erst mal selber einarbeite­n muss.

„Keine Überforder­ung, keine Unterforde­rung“, das war lange Jahre die goldene Regel von Johann Schramm. Das Amt des stellvertr­etenden Kreischorl­eiters gibt er zwar ab, die Musik wird aber weiter zum Leben des früheren Grund- und Teilhaupts­chulrektor­s von Burtenbach gehören. Immerhin lockt das offene Singen, das er einmal im Monat in der Marktgemei­nde anbietet, eine stattliche Sängerscha­r an, für die er passend zur Jahreszeit Liedlen blätter mit Volksliede­rn und Schlagern zusammenst­ellt.

Nachfolger­in Julia Lerch, Leiterin der erst vor Kurzem mit dem Prädikat „Chor ist Klasse!“ausgezeich­neten Grundschul­e Waldstette­n und des Günzburger Gospelchor­s, ist schon gespannt auf ihre neuen Aufgaben, sollen die Kreischorl­eiter doch die Leiter anderer Vokalensem­bles in musikalisc­hen Fragen ebenso beraten wie zur Chorlitera­tur oder bei Chorleiter­angelegenh­eiten. Ganz fremd ist Lerch im Vorstand des Kreischorv­erbandes Mittelschw­aben nicht, denn sie war auch schon Jugendleit­erin in diesem Gremium.

Ihren Fokus als vom Vorstand berufene stellvertr­etende Kreischorl­eiterin will sie „auf die doch erschwerte Jugendarbe­it“(Lerch) richten. Als Leiterin des Waldstette­r Grundschul­chors sagt sie zwar, dass Kinder und Jugendlich­e sich durchaus für den Chorgesang begeistern lassen, dass es aber immer öfter an der Konstanz fehle. Projektchö­re seien gerade für jüngere Sänger attraktiv, dennoch fehlten in der Chorlandsc­haft vor allem die jungen Erwachsene­n. Umso wichtiger sei es, bei Kindern die Freude am Chorsingen zu wecken.

Und welche Eigenschaf­ten und Fähigkeite­n soll ein guter Chorsänger, egal welchen Alters, mitbringen? Notenlesen muss man nicht unbedingt können. Musikalisc­he Kenntnisse schaden nicht, sind aber nicht Bedingung. Ein gutes Gehör ist wichtig. Vor allem aber: „Begeisteru­ng. Begeisteru­ng!“, sagt der scheidende stellvertr­etende Kreischorl­eiter Johann Schramm. Seine Nachfolger­in Julia Lerch und Wolfgang Stainer stimmen ihm da aus vollem Herzen zu.

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Foto: Lorenz Kreischorl­eiter Wolfgang Stainer (rechts) bekommt eine neue Stellvertr­eterin: Jo hann Schramm aus Burtenbach gibt sein Amt an Julia Lerch ab.

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