Mittelschwaebische Nachrichten
Keiner macht Heynckes nass
FC Bayern Die Münchner verlieren das abschließende Bundesligaspiel und finden nur schwer zu Partylaune. Der Trainer hat keine Lust auf die Bierdusche. Eine Chance haben die Spieler noch, das nachzuholen
München Die wirklich wichtige Frage sollte ursprünglich ja erst nach der Partie zwischen den Münchnern und dem VfB Stuttgart beantwortet werden. Das Spiel galt lediglich als 90-minütige Ouvertüre, ehe die Bayern routiniert die Meisterschale entgegennehmen. Und dann, ja dann, galt es, denjenigen zu identifizieren, der Jupp Heynckes die obligatorische Bierdusche verpassen sollte. Der scheidende Trainer hatte mit seiner Kleiderwahl bereits das vermeintlich klare Zeichen ausgesandt: Ich bin bereit.
Statt wie sonst immer im feinen Zwirn an der Seitenlinie zu stehen, kleidete er sich in Trainingshose und T-Shirt. Ein Outfit, das an 73-Jährigen weltweit eher nach bummeliger Kleingartenzeit, denn nach wichtigem Arbeitstag ausschaut. Klar war also, Heynckes wollte bei seinem letzten Auftritt in der Münchner Allianz-Arena nicht Bundfaltenhose und Sakko biergetränkt wissen, sondern allenfalls den Freizeitlook. Dass es am Ende anders kam, lag zum einen am prinzipienfesten Trainer selbst, und zum anderen an den überraschend wehrhaften Stuttgartern.
Die hatten keinerlei Lust, die ihnen zugedachte Statistenrolle einzunehmen und verpassten dem Meister mit 4:1 eine empfindliche Klatsche. Die Tore durch Daniel Ginczek (5.) und den umtriebigen Anastasios Donis (42.) mögen die luftig verteidigenden Münchner noch als Betriebsunfall abgetan haben. Corentin Tolisso (21.) hatte zwischenzeitig ja auch immerhin den Ausgleich erzielt. Weil den Bayern aber auch in der zweiten Hälfte der Sinn so gar nicht nach Abwehrarbeit stand, nutzten die Schwaben eben die ihnen gebotenen Freiräume. So schloss Chadrac Akolo in der 52. Minute einen wunderbaren Konter zum 3:1 ab und drei Minu- ten später nutzte Ginczek die sich abermals bietenden Löcher der indisponierten Defensivabteilung zum vierten Treffer.
Die Münchner Feierlaune wurde einigermaßen getrübt und als die Spieler doch noch aus reiner Gewohnheit beschlossen, den Inhalt großer Gläser über Haupt und Trikot zu schütten, war Heynckes schon in der Kabine verschwunden. Er halte „die Aktion Bierdusche überholt“, erklärte der Trainer. Einen Sieg vorausgesetzt, hätte er sich aber wohl doch von seinen Spielern nass machen lassen.
So aber hatte Heynckes seinen großen Auftritt schon vor dem Spiel, als ihm von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge eine große Collage überreicht wurde und die Fans ihn feierten. Die Spieler wiederum haben kommende Woche die ultimative Gelegenheit, ihren Trainer gebührend zu verabschieden. Dann treten sie im Pokalfinale gegen die Frankfurter Eintracht an.
Die letzte Partie der Saison, die letzte Partie des Trainers. Und ein Spiel, in dem auch die Stuttgarter Fans widerwillig dem FC Bayern zugetan sein werden. Denn falls die Münchner das Finale gewinnen, dürfen die Schwaben in der Qualifikation zur Europa League antreten. Durch den Sieg in München hatte sich das Team von Trainer Tayfun Korkut überraschend noch auf den siebten Platz vorgeschoben.
Am kommenden Sonntag schließlich feiern die Bayern mit ihren Fans auf dem Marienplatz. Dann auch vielleicht mit einer Weißbierdusche für Heynckes. Bayern München Ulreich – Kimmich, Süle, Hummels, Rafinha – Tolisso (46. Martínez) – Thiago, James Rodríguez – Müller (68. Wagner), Lewandowski, Ribéry (71. Rudy) VfB Stuttgart Zieler – Baum gartl, Pavard, Badstuber, Insúa – Donis (88. Zimmermann), Gentner, Mangala, Thommy, Ginczek (70. Kaminski) – Akolo (77. Larsen) Tore 0:1 Ginczek (5.), 1:1 To lisso (21.), 1:2 Donis (42.), 1:3 Akolo (52.), 1:4 Ginczek (55.) Zuschauer 75000