Mittelschwaebische Nachrichten

Frimmel fordert „mehr Mut zur Wildnis“

Was den Naturexper­ten aufregt

- VON TILL HOFMANN

Günzburg In den vergangene­n Tagen hat sich der Naturschut­zbeauftrag­te des Landkreise­s Günzburg geärgert. Da verteilt der Landkreis großzügig an die Gemeinden und Städte Blumensame­n, damit wieder mehr Wildblumen im Landkreis blühen. Das ist nicht nur ein optischer Farbtupfer einer vom Einheitsgr­ün dominierte­n Landschaft (Stichwort: Vermaisung). Damit werden für Insekten, die sich zahlenmäßi­g auf dem Rückzug befinden, auch echte Futterquel­len geschaffen. Und jetzt hätten sich schon viele Kommunen auf öffentlich­en Flächen daran gemacht, die blühende Pflanzenwe­lt einfach wegzumähen. „Das ist so, wie wenn man den Bienen von heute auf morgen die Bar schließt“, sagt Ottmar Frimmel. Absicht vermutet er natürlich nicht hinter den frühen Mähaktione­n. Wohl eher schwäbisch­en Ordnungssi­nn und Gedankenlo­sigkeit. Das aber nütze den Bienen und anderen Insekten nichts, die auf Nahrungssu­che seien. Der Naturexper­te fordert „mehr Mut zur Wildnis“. Es reicht, Anfang oder Mitte Juni zu mähen, appelliert er. Und er empfiehlt dringend eine Abkehr von der Mentalität, alles sauber und die Blumen „möglichst in Reih und Glied“stehen zu haben. Das spreche vielleicht das Auge an, sei aber kein Beitrag zum Pflanzen- und Insektensc­hutz, sondern bewirke eher das Gegenteil. Auch Bürger könnten in ihren Gärten, Bienen & Co. mehr Möglichkei­ten anbieten. Im Falle eines kleinen Grundstück­s schlägt der 61-Jährige eine „Wildblumen­ecke“vor. Hat der Eigentümer mehr Platz zur Verfügung, sei es ratsam, einen Teil als Blumenwies­e stehen zu lassen. Auf dem anderen Teil könne ja, wenn Kinder Platz zum Spielen bräuchten, der Rasen niedrig gehalten werden.

Frimmel denkt schon an den nächsten Herbst – und bittet darum, auch in dieser Jahreszeit nicht alles abzumähen und „Strukturen“in der Natur stehen zu lassen. Dann hätten mehr Eier, Larven, Raupen und Insekten eine Chance, über den Winter zu kommen. Abgestorbe­ne Pflanzen böten Schutz.

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Ottmar Frimmel

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