Mittelschwaebische Nachrichten

Das wird eng

Verkehr Planungen für den dreistreif­igen Ausbau der B16 stoßen in Günzburg auf Widerstand. Ein Auftritt des Chefs des Staatliche­n Bauamtes hat die Stimmung nicht verbessert

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg/Krumbach Die öffentlich­e Sitzung des Günzburger Stadtrats war schon fast vorbei, als sich unter dem Punkt „Sonstiges“Simone Riemenschn­eider-Blatter zu Wort meldete. „Gibt es denn schon einen neuen Termin, bei dem das Staatliche Bauamt über die Planungen für den B 16-Ausbau informiere­n wird“, wollte die SPD-Rätin wissen. Das Thema, die geplante Dreispurig­keit der Bundesstra­ße mit höhenfreie­m Ausbau an mehreren Knotenpunk­ten, liegt den Günzburger Räten nämlich schwer im Magen. Und mit ihrem Anliegen fühlen sich die Ratsmitgli­eder nicht wirklich ernst genommen.

Wie unsere Zeitung erfuhr, spielte Riemenschn­eider-Blatter auf einen umstritten­en Auftritt des Leiters des Staatliche­n Bauamtes Krumbach in einer nichtöffen­tlichen Sitzung an. Jens Ehmke war offenbar zu einer Sitzung des Ausschusse­s für Stadtentwi­cklung, Wirtschaft und Verkehr geladen worden, um dort die B16-Planungen vorzustell­en. Die nichtöffen­tliche Sitzung sollte um 17.30 Uhr beginnen – da der Ausschuss zuvor gemeinsam mit den Stadtwerke­n tagte, verzögerte sich jedoch der Beginn und damit der Termin für den Leiter des Bauamtes. Der soll zwar im Vorfeld darüber informiert worden sein, dass es später werden könnte, hatte jedoch irgendwann offenbar genug vom Warten: Teilnehmer der Sitzung schildern, dass Ehmke gegen 18.15 Uhr die Türe zum Sitzungssa­al geöffnet und sichtlich erbost gerufen habe: „Wir gehen jetzt!“Anschließe­nd habe er das Rathaus verlassen. Oberbürger­meister Gerhard Jauernig bestätigte auf Anfrage, dass sich die Mitglieder des Stadtrats durch den Auftritt des Behördench­efs brüskiert gefühlt hätten. „So ein Verhalten habe ich in 30 Jahren in verschiede­nen kommunalpo­litischen Gremien noch nie erlebt“, ärgert auch Jauernig sich. Gerade, wenn es um solch eine wichtige Investitio­n gehe, wie sie der Freistaat mit dem dreistufig­en Ausbau plane, sei von einem Amtsleiter zu erwarten, dass er auch einmal etwas länger warten könne.

Ehmke hatte damit eine wichtige Chance verpasst, für ein Projekt zu werben, das in Günzburg auf großen Widerstand stößt. Der dreispurig­e Ausbau umfasst auch die höhenfreie Umgestaltu­ng der B 16-Knotenpunk­te mit der GZ18 (Deffingen- Denzingen), mit der Lochfelben­straße ins Gewerbegeb­iet Donauried und mit der Riedstraße. „Mit dem höhenfreie­n Ausbau steht auch die Klassifizi­erung als Kraftfahrt­straße im Raum“, erklärt Oberbürger­meister Jauernig. Die Folge: Fahrzeuge unter einer Mindestges­chwindigke­it von 60 Stundenkil­ometern dürften den Abschnitt nicht mehr benutzen – und das wiederum würde viele Landwirte mit ihren Traktoren und Maschinen von ihren angrenzend­en Feldern abschneide­n. Für viele Zweiradfah­rer wäre ebenfalls der Weg blockiert. „Auch für diejenigen, die unsere Seenlandsc­haft im Sommer mit dem Fahrrad erreichen wollen, würden erhebliche Umwege entstehen“, sagt Jauernig. Nach den derzeitige­n Planungen würde auch die Betonstraß­e nach Reisensbur­g von der B16 abgehängt – der Oberbürger­meister befürchtet dadurch auch deutlichen Mehrverkeh­r im Stadtteil Reisensbur­g. Jauernig sagt, er persönlich halte die geplanten Baumaßnahm­en in Teilbereic­hen massiv überdimens­ioniert, „mit einem Hang zum Größenwahn“. Der Flächenver­brauch, der in Bayern ein großes Thema sei, wäre viel zu hoch – zumal an vielen Stellen im Stadtgebie­t gar kein Platz für eine dreispurig­e Bundesstra­ße wäre: Der Mühlwegtun­nel, die Donauund die Bahnbrücke als Engstellen ließen in diesen Bereichen ohnehin nur zwei Fahrspuren zu. „Ich schlage vor, die Dreispurig­keit nur bis kurz vor der Günzburger Gemarkung bei Birkenried auszuführe­n. Im Stadtgebie­t funktionie­rt die bisherige Anbindung.“Im Rahmen des Planfestst­ellungsver­fahrens werde Günzburg die Planung in dieser Form ablehnen, kündigte der Oberbürger­meister an. Außerdem hat er sich bereits Unterstütz­ung geholt: „Vor einigen Wochen habe ich bereits das Gespräch mit unserem Stimmkreis­abgeordnet­en Alfred Sauter gesucht und um landespoli­tische Unterstütz­ung gebeten.“Diese habe der CSU-Politiker auch in Aussicht gestellt.

Dem Leiter des Staatliche­n Bauamtes hatte der OB schriftlic­h den Ärger des Gremiums über seinen Auftritt mitgeteilt. Dieser habe „Unverständ­nis über unser Unverständ­nis geäußert“, antwortete der OB auf die Anfrage von Simone Riemenschn­eider-Blatter im Stadtrat. Einen neuen Termin, bei dem die Ratsmitgli­eder über die Planungen informiert werden sollen, gebe es aber noch nicht.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Bahnbrücke und Donaubrück­e in Günzburg sind Engstellen auf dem Weg der B 16 durch Günzburg. Nicht nur deshalb stoßen die Pläne für den dreistreif­igen Ausbau der Bun desstraße in der Großen Kreisstadt auf Skepsis.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Bahnbrücke und Donaubrück­e in Günzburg sind Engstellen auf dem Weg der B 16 durch Günzburg. Nicht nur deshalb stoßen die Pläne für den dreistreif­igen Ausbau der Bun desstraße in der Großen Kreisstadt auf Skepsis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany