Mittelschwaebische Nachrichten
Hier feiert die ganze Straße
Der erste Samstag im Juli ist für manche Bewohner fest verplant. Dann stoßen sie auf ihre Nachbarschaft an
Leipheim Riedheim Es hat im Kalender von Elisabeth Meyer einen festen Platz gefunden – das Naufest im Leipheimer Stadtteil Riedheim. Zu Beginn der 80er Jahre haben sich drei Nachbarn, die Meyers, die Kompalkas und Familie Kreiß, zusammengesetzt, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.
Sich gegenseitig andauernd zum Kaffeetrinken einzuladen, das sei in ihrem „Bauerndörfchen nicht so verbreitet“, sagt die 66-jährige Elisabeth Meyer. Und weil man sich Tage und manchmal sogar Wochen nicht sehe, obwohl man doch in Rufweite voneinander entfernt lebe, sei das „Feschtle“geboren worden. Ein Nachbar spendierte damals ein Spanferkel, alles sei sehr nett gewesen. „Und so haben wir beschlossen, das Fest jedes Jahr zu organisieren.“Das hat auch bis auf zwei Mal in der langen Zeit geklappt. Einmal fiel die Nachbarschafts-Party aus, weil damals die Straße aufgerissen war und ein Kanal verlegt wurde. Und ein anderes Mal hatte der Eichenprozessionsspinner einige Bäume in der Umgebung der Feiermeile mit seiner Anwesenheit beglückt.
Ursprünglich hatte das Straßenfest keinen festen Termin. Jetzt ist es immer am ersten Samstag im Juli. Die Organisatoren, derzeit sind es fünf Familien, kaufen Essen und Getränke ein. Die Teilnehmer spenden für den Verzehr und werfen den Obolus in einen von einer Frau be- malten Nachttopf. Die Künstlerin ist mittlerweile verstorben, ihren mit Bauernmalerei verschönerten Spendentopf gibt es noch immer.
Bislang habe das jeweils gegebene Geld gereicht, um die Einkaufsrechnungen auch bezahlen zu können. Es bleibt so gut wie immer noch etwas übrig. Das ist dann beispielsweise an den Kindergarten und die Kirche weitergereicht worden. Die Gemeinschaft hat sich von dem Erlös eine Bayernfahne angeschafft, die am Festplatz aufgezogen wird; und einmal auch eine Linde. Der kleine Baum wurde dann am Flüsschen Nau gepflanzt.
Zum 25-jährigen Bestehen ging es auf der Kutsche durchs Donaumoos. Die Kutscher dürften sich über die zahlreiche Kundschaft gefreut haben. Etwa 40 Personen nahmen daran damals teil. In dieser Größenordnung wird auch gefeiert.
Am 7. Juli geht es heuer wie all die Jahre zuvor um 19 Uhr los. Wer an der Nau wohnt, dort geboren oder aufgewachsen ist, der darf gerne dabei sein. Elisabeth Meyer verteilt die Einladungen. Sie freut sich schon darauf – auch wenn nicht mehr wie früher von 19 Uhr bis 7 Uhr durchgefeiert wird. „Wir werden halt auch nicht jünger“, sagt sie.