Mittelschwaebische Nachrichten
Auf „Perlensuche“in den Wäldern
Franz Krenn sammelt sogenannte Baumperlen und verarbeitet sie zu praktischen Gegenständen. Wie er dazu kam
Sie basteln, sie sammeln und sie schrauben – viele Menschen in der Region gehen in Hobbyräumen ihren Leidenschaften nach. In einer losen Serie gewähren uns Bürger Einblick in ihre Hobbykeller.
VON CLAUDIA BADER
Kirchhaslach/Herretshofen Wenn er von seinen „Knubbeln“spricht, gerät Franz Krenn geradezu ins Schwärmen: „Es ist, als ob man an einem Baumstamm ein Überraschungsei findet und öffnet.“Denn jeder dieser knollenartigen Auswüchse an Bäumen, die er bei Waldspaziergängen an Rotbuchen, Lärchen, Birken oder Ahorn entdeckt, ist für ihn ein faszinierendes Kunstwerk der Natur. Und mit dieser fühlt sich der Herretshofer bereits seit seiner Kindheit eng verbunden.
Vor vielen Jahren sind Franz Krenn die auch Baumperlen genannten Gebilde, die meist von Rinde umschlossen an den Stämmen sitzen, aufgefallen. Bei näherem Begutachten stellte er fest, dass sich die holzigen Gebilde ganz leicht ablösen lassen. Denn sie haben keine direkte Verbindung zum Baum. Fälschlicherweise würden die Knubbel oftmals für Krebsgeschwüre gehalten, aber eigentlich seien sie das sichtbare Endprodukt eines pflanzlichen Heilungsprozesses, weiß der Naturfreund. Die Verletzung am Baum könne durch einen Fremdkörper oder einen toten Ast ausgelöst werden. Wenn sie geheilt ist, wirft der Baum die im Volksmund auch Hexen-, Schlangen- oder Baumei genannte Knubbel wieder ab und verschließt die Rinde. Schon nach kur- Zeit ist an der betreffenden Stelle nichts mehr zu sehen.
Rund 1500 Knubbel in den unterschiedlichsten Größen und Formen hat der 64-Jährige schon gesammelt. Auch seine Familie beteiligt sich an der regelmäßigen „Schatzsuche“, die meistens in den heimischen Wäldern, aber auch im Urlaub stattfindet. Die dabei manchmal unter Moos gewachsenen Gebilde pflückt er ganz vorsichtig und schält die Rinde ab. „Bei richtig reifen Baumperlen geht das mit der Hand, bei anderen muss man ein Taschenmesser zu Hilfe nehmen“, sagt Krenn. Manche der über Jahre und Jahrzehnte gewach- senen Baumperlen haben eine helle Farbe, andere sind in dunklen Brauntönen marmoriert. Manche messen nur wenige Zentimeter, andere sind deutlich größer als eine Faust. Sie bestehen aus massivem Holz und an manchen kann man sogar Jahresringe erkennen.
Trotz der Faszination, die sie auf ihn ausüben, wusste Franz Krenn zunächst nicht, was er mit seinen in Kisten lagernden Naturkunstwerken anfangen soll. Beim Schnitzen von Spazierstöcken aus Haselnuss-, Eschen- oder Ahornholz kam ihm und seinen Pflegekindern dann die Idee: „Wenn man die Stecken an eizer nem Ende mit einem Knubbel ausstattet, kann man sich ganz bequem darauf stützen. Außerdem kann man an den unterschiedlichen Griffen kennzeichnen, welcher Stock zu welchem Besitzer gehört.“Viele individuell gestalteten Spazierstöcke hat der Naturfreund in den zurückliegenden Jahren gebastelt und mit kunstvollen Schnitzereien versehen. Aber die Baumperlen lassen sich auch zu dekorativen Flaschenverschlüssen oder Korkenziehern verarbeiten.
Von Waldspaziergängen kommt der Herretshofer nie mit leeren Händen zurück. „Wenn man mit offenen Augen durch die Natur geht, findet man immer etwas Faszinierendes“, schwärmt er. Da er sich von außergewöhnlich geformten Ästen oder Wurzeln geradezu angesprochen fühle, könne er schlecht etwas liegen lassen. Zu Hause fallen dem Naturfreund dann meistens viele Möglichkeiten für die Verwendung seiner Fundstücke ein. Vor allem an langen Winterabenden greift Krenn gerne zum Schnitzmesser, um Unikate zu gestalten. Aus Holz von Eibe, Mooreiche, Apfelbaum und roter Zeder hat er zum Beispiel kunstvolle Knöpfe geschnitzt, die nicht nur Trachtenmode Pfiff verleihen.