Mittelschwaebische Nachrichten
Aus Jägern werden Gejagte
Der neue Meister Flensburg feiert den Titelgewinn und steht zugleich vor einer schwierigen Aufgabe
Flensburg Im goldenen Jackett nahm Thomas Mogensen Abschied – vom Meister SG Flensburg-Handewitt und von der Handball-Bundesliga. Nach elf Jahren im deutschen Oberhaus geht der Spielmacher zurück in seine dänische Heimat. Im Gepäck hat er mit dem zweiten Meistertitel des Vereins nach 2004 die wohl schönste Erinnerung. Von mehreren tausend Fans vor der Flens-Arena wurden Mogensen & Co. nach sieben zweiten Plätzen zwischen 2005 und 2017 bis spät in die Nacht für ihren Triumph gefeiert. „Wir haben mit Flensburg einen verdienten und glücklichen Meister“, sagte Frank Bohmann nach dem spannenden Saison-Finale. Der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga war durch einen Kurzschluss am Hamburger Flughafen an der Reise nach Flensburg gehindert worden. So entging er der Bier- und Sektdusche, die HBL-Präsident Uwe Schwenker nach der Übergabe der Meisterschale an SG-Kapitän Tobias Karlsson über sich ergehen lassen musste.
„Wir hatten oben wie unten Spannung bis zum Schluss. Das spricht für eine ausgeglichene Liga“, sagte Schwenker. Am anderen Ende der Tabelle müssen die Aufsteiger TV Hüttenberg und TuS N-Lübbecke nach nur einem Bundesliga-Jahr wieder den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Die Hessen unterlagen am letzten Spieltag beim EHF-Cup-Sieger Füchse Berlin mit 23:28 und beendeten die Saison als Tabellenletzter. Zweiter Absteiger ist Lübbecke nach einem 27:30 beim TBV Lemgo. Die Eulen Ludwigshafen retteten sich dagegen dank eines 32:29 gegen den HC Erlangen und spielen auch in der kommenden Saison erstklassig. Die zwei vakanten Bundesligaplätze in der Spielzeit 2018/19 nehmen Zweitligameister Bergischer HC und die SG BBM Bietigheim ein.
Ein ähnlich spannendes Szenario erwartet Schwenker auch für die kommende Saison: „Es wird immer enger.“Vor allem von EHF-CupSieger Füchse Berlin, dem Tabellenvierten SC Magdeburg und der MT Melsungen erwarten Bohmann und Schwenker in Zukunft viel. Zumal fraglich erscheint, ob die Flensburger wieder ganz oben mitmischen können. Denn neben Mogensen verlassen auch Kentin Mahé, Henrik Toft Hansen, Jacob Heinl, Kevin Möller und Mattias Andersson den Verein. Allerdings hat SGCoach Maik Machulla in seiner ersten Saison als Chefcoach ein feines Händchen bewiesen. Während seinem Vorgänger Ljubomir Vranjes in der neuen ungarischen Heimat Veszprem zuletzt auch der nationale Titel aus den Händen glitt, machte Machulla gleich sein Meisterstück.
Dennoch dürften die Rhein-Neckar Löwen und – nach einer enttäuschenden Saison – der deutsche Rekordmeister THW Kiel sehr angriffslustig sein. Vor allem beim THW wird man alles dafür tun, Erfolgstrainer Alfred Gislason nach dann elf Jahren in der Verantwortung mit einem Titel zu verabschieden.
Bohmann blickte in seinem Saisonfazit aber auch schon über den Tellerrand der Bundesliga hinweg: „Ich hoffe, dass sich die Spitzenteams wieder für das Final Four der Champions League qualifizieren. Das muss unser Anspruch sein.“Zuletzt hatte das Final-Turnier der Königsklasse in Köln zweimal nacheinander ohne deutsche Klubs stattgefunden.