Mittelschwaebische Nachrichten
Wenn Baumfeinde am Werk sind
Nach mehreren Sägeattacken fehlen weiter Hinweise auf die Täter. Der Schaden ist groß – die Bürger sind wachsam
Illertissen Sie kommen in der Nacht, setzen die Sägen an und verschwinden unerkannt in der Dunkelheit: Unbekannte hatten es in der Region zuletzt mehrfach auf Bäume abgesehen. Eine Strafe brauchen sie wohl nicht zu fürchten – denn es gibt keine Hinweise auf die Übeltäter. Bei mehreren Fällen von Vandalismus in Gannertshofen und Illertissen entstanden tausende Euro Schaden. Und eine Familie muss mit dem Wissen leben, dass ein mysteriöser Übeltäter auf ihrem Grundstück sein Unwesen trieb.
Auch wenn der Baumfeind von Gannertshofen zuletzt nicht noch einmal zur Säge gegriffen hat – und die Birken der Familie Sailer auch in der Freinacht zum 1. Mai unangetastet gelassen hat: So recht will Mutter Christina Sailer dem Frieden nicht trauen. „Ich glaube nicht, dass das alles war“, sagt sie über die rätselhaften Angriffe, die ihre Familie kurz nach dem Jahreswechsel beunruhigt hatten. Wie berichtet hatte es ein Vandale auf die Bäume auf dem Anwesen abgesehen: Der erste Fall wurde im Januar gemeldet – eine mächtige Birke wurde durch den Sturm „Burglind“umgeworfen. Allerdings waren die Windböen dafür nicht allein verantwortlich. Bei näherem Betrachten fiel den Sailers auf, dass jemand nachgeholfen hatte. Der Stamm der 15 Meter hohen Birke war angesägt worden.
Die Missetat hätte üble Folgen haben können: Nur wenige Meter vom Standort des Baumes entfernt verläuft die viel befahrene Ortsverbindungsstraße zwischen Gannertshofen und Tiefenbach. Was, wenn der Stamm in der Dunkelheit auf die Fahrbahn gekippt wäre? Daran mag Christina Sailer gar nicht denken. Sie verständigte die Polizei, doch die Ermittlungen verliefen im Sande.
So richtig unheimlich wurde es dann wenige Wochen später, als erneut Birken angesägt wurden: Die Stämme dreier Bäume wurden bis auf wenige Zentimeter durchgeschnitten. Sie hätten im Wind wohl leicht umstürzen und schlimmstenfalls jemanden schwer verletzen oder töten können. Wieder erstatteten die Sailers Anzeige, ein Verdächtiger wurde nicht gefunden. Auch auf eigene Faust versuchten die Betroffenen, dem Angreifer auf die Schliche zu kommen. Christina Sailer setzte eine Belohnung aus: 500 Euro wollte sie für wertvolle Hinweise auf den Täter zahlen.
Den Geldbeutel konnte die Gannertshoferin aber stecken lassen: „Da hat sich gar nichts mehr getan.“ Allerdings hätten Bekannte, Nachbarn und Bürger aus dem Ort zugesichert, künftig wachsam zu sein. Und darauf setzt Sailer ihre Hoffnung: „Man müsste den Täter auf frischer Tat erwischen.“Falls der Baumfrevler tatsächlich ein weiteres Mal zuschlägt. Warum er das tun sollte, ist offen: „Wir haben keine Feinde“, sagt Sailer. Sie könne sich nicht erklären, warum es jemand auf die Bäume abgesehen haben sollte, die vor vielen Jahren auf dem Grundstück der Familie gepflanzt worden sind. Vermutungen hat die Mutter allerdings durchaus: „Vielleicht ist es jemand, der Bäume grundsätzlich nicht mag.“
Und dann ist da die Sache in Illertissen: In der Nacht zum 1. Mai hatten Diebe in der Franz-Eugen-Huber-Straße drei junge Birken abgeschnitten und mitgenommen, obwohl die Stämme vorsorglich mit gelber Farbe markiert worden waren. Hinweise auf die Täter gingen trotzdem nicht ein, sagte der Illertisser Polizeichef Franz Mayr auf Anfrage. Er geht davon aus, dass die Unbekannten die Birken nicht als Maitrophäen verwendet haben – sondern als Brennholz für ein Lagerfeuer. „Und da bleiben keine Spuren zurück“, sagt der Polizist. Die Stadt hat einen Schaden von rund 2000 Euro zu tragen. Wie Bauhofsleiter Michael Kienast sagte, sollen Bäume neu gepflanzt werden. Ob Birken jedoch geschützt werden könnten, sei fraglich: „Wo kommen wir denn hin, wenn überall ein Sicherheitsdienst stehen muss?“