Mittelschwaebische Nachrichten
Giftige Raupen auch im Kindergarten
Eichenprozessionsspinner Nun ist der Schädling mit den giftigen Brennhaaren auch im Krumbacher Kindergarten aktiv
Der Eichenprozessionsspinner wird an immer mehr Orten gesichtet. Nach dem Krumbacher Freibad nun auch im Kindergarten.
Krumbach Nicht nur im Freibad, sondern auch im städtischen Kindergarten gibt es einen Eichenprozessionsspinner-Befall. „Der Garten des Kindergartens ist derzeit gesperrt und eine Spezialfirma bereits informiert“, berichtet der zuständige Stadtkämmerer Hubert Bühler auf Nachfrage unserer Zeitung. „Und auch wenn es noch keine Meldepflicht für den Eichenprozessionsspinner gibt, melden die Menschen im Landkreis Günzburg jeden Tag neue Fälle“, sagt Tina Sailer. Sie ist Kreisfachberaterin für Gartenkultur am Landratsamt in Günzburg und spezialisiert im Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner. „Mein Telefon steht nicht mehr still“, sagt Tina Sailer. „Denn jeden Tag findet ein anderer den Eichenprozessionsspinner im eigenen Garten, auf den eigenen Eichenbäumen.“
Doch was macht ein Gartler, der in seinem Garten einen Eichenprozessionsspinner entdeckt? „Ruhe bewahren“, betont Tina Sailer. „Weit weg von den Eichen bleiben und sich informieren.“Informieren über die Möglichkeiten zur Bekämpfung des Schädlings. Denn anders als im Wald oder an Orten, an denen wenig Verkehr herrscht, sei der Eichenprozessionsspinner im eigenen Garten eine Gefahr für den Menschen. „Denn im eigenen Garten hat man wenig Platz, sich von den gefährlichen Raupen fernzuhalten“, sagt Tina Sailer.
„Doch die richtige Information hilft“, betont Sailer. „Rufen die Leute bei mir an, gebe ich ihnen verschiedene Merkblätter an die Hand. Merkblätter im Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner.“Denn erst eine gesicherte Information helfe den Betroffenen, aktiv zu werden und „beruhigt auch in gewisser Weise“. Für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners müssten sich die Betroffenen mit den Spezialfirmen in Kontakt setzen. „Doch welche Firma letzten Endes eingesetzt wird, hängt auch von der Art der Bekämpfung ab.“Denn im Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner gilt es zwei Felder zu unterscheiden: „Auf der einen Seite geht es um den Pflanzenschutz, die Baumpflege. Und auf der anderen Seite gibt es den Schädlingsbekämpfer, den klassischen Kammerjäger“, erklärt Sailer.
Wie lange ein Einsatz der beauftragten Firma allerdings dauert, „das hängt von der Größe des Baumes und der Entwicklung des Tieres ab.“Denn je nach dem, in welchem Entwicklungsstadium sich der Eichenprozessionsspinner befindet, müssen unterschiedliche Mittel zur Bekämpfung eingesetzt werden. „Im Stadium, in dem sich der Eichenprozessionsspinner nicht mehr häutet, hilft beispielsweise nur noch das Absaugen.“Mit speziellen Hebebühnen reisen die beauftragten Firmen an, um überhaupt an die Nester auf den Eichen zu gelangen. Danach werden die Nester eingesprüht. „Eine Art Sprühleim, der dafür sorgt, dass die giftigen Brennhaare nicht mehr wegfliegen können“, erklärt Sailer.
Erst dann wird das Nest eingesaugt. Eingesaugt mit einem Staubsauger, einem Gasgebläse. Und genauso wie im Haushalt hat auch der Staubsauger der Spezialfirma einen bestimmten Filter. „Einen dichten Filter, der die giftigen Brennhaare nicht durchkommen lässt“. Der dichte Beutel wird anschließend verschlossen und landet in der Müllverbrennung. Je nach Anzahl der Nester und der Stärke des Gebläses kann der Einsatz pro Baum von einer Minute bis zu drei Stunden dau- ern. „In Franken wird der Schwammspinner sogar mit dem Helikopter bekämpft“, berichtet Tina Sailer. „Aber das ist dann schon ein wirklich krasser Fall.“
Und wie sieht es im Landkreis mit anderen Schädlingen aus? Wespen, Ameisen oder Hornissen? Bei der Bekämpfung von Schädlingen warnt Sailer: „Im Umgang mit Schädlingen gilt es zunächst die Art richtig zu bestimmen.“Wespen beispielsweise. Manche Arten sind geschützt, andere wiederum nicht. „Das ist ein ganz heißes Eisen.“Und mit dem ersten Frost, entwarnt auch der Naturschutzbeauftragte des Landkreises, Ottmar Frimmel, „ist der Spuk mit den Hornissen- oder Wespennestern vorbei“. Niemals dürfte ein Hornissennest im Juli oder August versetzt werden, betont Frimmel.
„Mit den Schädlingen geht es drunter und drüber“, berichtet Ottmar Frimmel. Doch mit Akzeptanz, Toleranz und Naturverständnis, sei, so Ottmar Frimmel, schon viel getan. Und wenn es irgendwie geht – „lasst die Tiere leben“, appelliert Ottmar Frimmel.