Mittelschwaebische Nachrichten
Wenn der Landkreis zum Bienenpaten wird
Zwei Völker befinden sich in Günzburg, zwei weitere in Stoffenried. Wie auch Gemeinden, Institutionen und Privatpersonen Bienenvölker unterstützen können
Landkreis Seit April gibt es im Landkreis vier ganz besondere Bienenvölker. Sie haben nämlich einen eigenen Paten, und zwar den Landkreis. Zwei der Völker befinden sich bei der Kreisheimatstube in Stoffenried, zwei weitere beim Dossenberger-Gymnasium in Günzburg.
Was bedeutet es, die Patenschaft für ein Bienenvolk zu übernehmen, und wie funktioniert das? Dass der Lebensraum für Insekten und damit auch für die Bienen immer weniger wird, ist bekannt. Landrat Hubert Hafner weist auf verschiedene Initiativen des Landkreises hin. Unter anderem bemühe man sich seit Jahren um das Entstehen von mehr Blühflächen. Hinzu kommt nun das Projekt der Patenschaft für Bienenvölker – die Welt der Biene zu bewahren und zu verbessern – in Zusammenarbeit mit heimischen Imkern und deren ehrenamtlicher Tätigkeit.
Angesprochen werden sollen mit dem Projekt vor allem auch Firmen, Institutionen oder Gemeinden, aber auch Privatpersonen, wie Wolfgang Heininger, der Vorsitzende des Imker-Kreisverbands Günzburg erklärt. Beteiligen könne sich jeder.
Für die Patenschaft mit einem Bienenvolk wird ein gewisser Obolus bezahlt, der im Gegenzug wieder mit dem Erhalt von Bienenhonig verrechnet wird. Die Betreuung des Volks wird von einem ehrenamtlichen, privaten Imker aus der Region übernommen. Ziel sei es, in der Fläche die Bestäubung von Pflanzen sicherzustellen: Nicht konzentriert, sondern in der Region großflächig verteilt. Es solle nicht so sein, dass sich auf einem Fleck 50 Bienenvölker befinden und einige Kilometer weiter geschehe gar nichts.
Auch gehe es darum, die Biene wie auch deren artgerechte Haltung der Bevölkerung nahe zu bringen, erklärt Imker Christian Maushart.
„80 Prozent der Bestäubung erfolgt durch die Bienen“, betont Wilfried Baerlecken, der 17 Jahre lang Vorsitzender des Kreisverbands war. Eine geeignete Fläche könne sich – allerdings unbedingt nach Absprache mit dem Imker – durchaus auch im näheren Umfeld befinden. Das Bienenwohl gehe dabei vor, auch sollte sich der Standort nicht gerade in unmittelbarer Nähe dort befinden, wo Kinder im Sandkasten spielten. Ein solcher könnte beispielsweise eine Obstwiese sein.
Viele fragten sogar aktiv an, ob Bienenvölker stationiert werden könnten, weil sie die Bestäubungsleistungen der Bienen schätzten, sagt Tina Sailer von der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt. „Viele unserer Lebensmittel hängen auch davon ab, dass sie durch Bestäubung entstehen“, fügt sie hinzu. Das Bienenjahr sei zwar jetzt schon ziemlich fortgeschritten, richtig losgehen werde es im kommenden Jahr, fährt Wolfgang Heininger fort. Die beste Zeit für Bienen sei von April bis Mai, wenn alles blühe. Erste Anfragen, eine Patenschaft zu übernehmen, gebe es bereits. Eine Patenschaft bezieht sich wegen des Aufwands stets auf zwei Völker. Vonseiten der Imker hätten sich ebenfalls schon Personen bereit erklärt, eine solche ehrenamtlich zu begleiten, wenn sich jemand melde und dafür Interesse zeige. Die beiden Völker in Stoffenried beherbergen übrigens je knapp 50 000 Bienen der Carnica-Rasse und wurden von Christian Maushart herangezogen. Carnica deswegen, weil diese die heimische Rasse sei, an den Standort angepasst sei und weil sie als besonders sanftmütig gelte. Die Völker beim Dossenberger-Gymnasium wurden von Wolfgang Heininger herangezogen. Insgesamt produziert ein Volk in einem guten Jahr 80 bis 90 Kilogramm Honig. Rund 60 Kilogramm benötigt es für sich selbst, der Rest kann geerntet werden. Für den Paten werden in jedem Fall 15 Kilogramm garantiert. Bis August werden sich die „LandkreisBienen“noch in Stoffenried und in Günzburg befinden. Im September werden sie dann zu Wolfgang Heininger und Christian Maushart in ihr Winterquartier ziehen.
Vielleicht beheimatet die Kreisheimatstube anstatt der jetzigen Bienenkästen irgendwann sogar einmal richtige Bienenkörbe, so wie es in der Imkerei früher traditionell der Fall war. Wolfgang Heininger lacht: Dazu wolle er erst einmal abwarten.