Mittelschwaebische Nachrichten
Schneller im Internet
Bei vielen Unternehmen in der Region ist die Datenleitung noch zu langsam. Könnte ein 5G-Netz für mobiles Surfen das verändern?
Augsburg Wirft man einen Blick auf eine Karte, die das Bayerische Staatsministerium für Finanzen und Landesentwicklung zur Verfügung stellt, könnte man den Eindruck bekommen, die Region sei hervorragend mit schnellem Internet versorgt. In fast allen Landkreisen verfügen zwischen 90 und 100 Prozent der Haushalte über Leitungen, die Daten mit einer Geschwindigkeit von 30 Megabit pro Sekunde oder mehr übermitteln. Aber: Das ist nicht der Istzustand, sondern ein Zustand, den die Region erreichen soll, wenn alle Netze ausgebaut sind. Und selbst dann gibt es noch Probleme – zumindest, wenn es um die regionale Wirtschaft geht. „Die Geschwindigkeit von 30 Mbit/s war einmal gut, als die Förderprogramme erdacht wurden“, sagt Peter Stöferle, der sich in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben um das Thema Infrastruktur kümmert. Heute aber bräuchten vor allem Unternehmen Netzgeschwindigkeiten im Gigabitbereich.
An dieser Stelle kommt die Vergabe der 5G-Mobilfunk-Frequenzen durch die Bundesnetzagentur ins Spiel. Die neueste Generation der mobilen Daten ist extrem schnell. Theoretisch könnten über das Netz 10 Gigabit pro Sekunde übertragen werden – das entspricht 10000 Megabit und damit mehr als 300 Mal so viel wie die bisherigen 30-Mbit-Leitungen im Boden. Sollte die Vergabe der Frequenzen also wirklich an einen Ausbau im ländlichen Raum gekoppelt werden, böte das Chancen, auch dort Unternehmen mit schnellem Internet zu versorgen. Theoretisch. Aber Stöferle schränkt ein: „Die Daten werden nicht komplett per Funk übertragen. Sie gehen per Funk zum nächsten Sendemast und von dort über Glasfaserkabel zu Zielmasten“, erklärt er. Das heißt: Der Glasfaserausbau müsste fortgesetzt werden.
Und damit ist man schon bei einem zweiten Problem: „Für die Netzbetreiber ist es wesentlich wirtschaftlicher, die Netze in dicht besiedelten Gebieten auszubauen“, sagt Stöferle. Denn in Gewerbegebieten können 100 oder mehr Meter zwischen zwei Anschlüssen liegen – das rechne sich weit weniger schnell. Zwar denken einige Unternehmen deshalb darüber nach, die Glasfaserleitung selbst verlegen zu lassen und zu finanzieren. „Aber das kostet zwischen 10000 und 50000 Euro“, sagt Stöferle. Dazu käme, dass viele Unternehmen erst einmal abwarten würden, ob nicht doch die Gemeinde oder die Stadt den Ausbau in die Hand nehme.
Um zukunftsfähig zu sein, müsse aber in den Netzausbau investiert werden, sagt der Experte. „Es ist klar, dass unsere Firmen ein Netz im Gigabit-Bereich brauchen, wenn sie mit der internationalen Konkurrenz mithalten wollen. In vielen anderen Ländern sind solche Geschwindigkeiten Standard“, sagt der IHK-Experte.
Eine Abdeckung von Gewerbegebieten und des ländlichen Raums mit 5G-Netz ist somit eine gute Ergänzung zum Ausbau des Erdkabelnetzes – der aber weitergehen muss. Denn momentan ist dort die Geschwindigkeit vor allem deshalb gedeckelt, weil die Glasfaserkabel nicht bis direkt zu den Betrieben reichen, sondern nur bis zu einem Verteilerkasten, erklärt Stöferle. Von dort führen Kupferleitungen in die Firmen. Diese können Daten nur deutlich langsamer übertragen als Glasfasern.