Mittelschwaebische Nachrichten
Gegner und Befürworter treffen sich – auch wenn der Bagger schon da ist
Vertreter der Bürgerinitiative gegen das Thannhauser Baugebiet hatten zum Gespräch geladen. Wie erwartet gab es keine Wende. Warum die Diskussion dennoch konstruktiv war
Thannhausen Dass die Suche nach einem Namen für zwei Straßen im Thannhauser Neubaugebiet „Beatussteig“so viel Raum zur Diskussion benötigen würde, hätte Bürgermeister Georg Schwarz nicht für möglich gehalten. Nachdem die Sitzung zwischenzeitlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werden musste, weil der Vorschlag, eine der Straßen nach einer Thannhauser Persönlichkeit zu benennen, diskutiert werden musste, um dann wiederum in öffentlicher Sitzung mehrheitlich wieder verworfen zu werden, gab es am Ende eine Kampfabstimmung. Sollte die T-förmige Stichstraße im nordöstlichen Teil des Baugebiets in Richtung Alpenblick „Quellenstraße“oder „Am Mindeltalblick“heißen. Die Mehrheit entschied sich schließlich für letztere Bezeichnung. Manchmal bietet auch die Kommunalpolitik Stoff fürs Kabarett.
Weitaus weniger nach Kabarett zumute ist dagegen den Gegnern des Baugebiets, die zuletzt zu einem Treffen zwischen Vertretern der Bürgerinitiative, Naturschützern sowie Stadträten, Bürgermeister und Vertretern der Naturschutzbehörde geladen hatten. Wirklich neue Argumente kamen dabei nicht auf den Tisch, was wohl aber auch nicht Ziel des Treffens war. Gastgeber Werner Ruppenthal kritisierte erneut das vorgeschriebene, aus seiner Sicht aber vonseiten der Unteren „völlig unzureichend“durchgeführte Artenschutzgutachten. Bernd Kurus-Nägele, Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutzes Günzburg und NeuUlm, sah das ganz ähnlich. Wäre sein Verband nicht mit der Klage gegen die Erweiterung eines Gewerbegebiets in Ziemetshausen bereits voll ausgelastet, dann hätte er auch gegen das Thannhauser Vorhaben ein Verfahren angestrengt, lässt er durchblicken. Bedauerlich sei, dass die Vertreter der Naturschutzbehörde der Einladung zum Treffen nicht gefolgt seien.
Die Stadt habe ein ganz normales und transparentes Bauleitplanverfahren durchgeführt, verteidigt Bürgermeister Schwarz das Vorgehen des Stadtrats und ergänzt: „Sonst wäre es ja nicht genehmigt worden.“Überdies sei der beson- ders umstrittene Bereich am westlichen Hang schon seit rund 30 Jahren als Bauerwartungsland im Bebauungsplan festgeschrieben. Für die rund 38 000 Quadratmeter Bauland, die oben am Beatussteig ausgewiesen wurden, habe die Stadt zudem bei Burg 20000 Quadratmeter Ausgleichsfläche ausweisen müssen. Zudem, gab Schwarz zu bedenken, dürfe in den jeweiligen Grundstücksparzellen am „Beatussteig“nur eine Fläche von maximal 40 Prozent versiegelt werden. „Das Landratsamt hat nicht mehr von uns gefordert.“Die geplanten Ausgleichsflächen seien nicht schlecht gedacht, sagt Kurus-Nägele. Er hält die Praxis, Ausgleichsflächen für die Zerstörung intakter Biotope auszuweisen, insgesamt aber für fragwürdig. „Bis diese Flächen eine Wirkung zeigen, dauert es circa 20 JahNaturschutzbehörde re“, sagt er. In den zerstörten Gebieten seien die Lebensgrundlagen für gefährdete Tiere aber sofort weg.
Er sehe ja durchaus ein, dass die Stadt Bauplätze brauche, räumte Thomas Buchholz, Anlieger und Mitglied der Bürgerinitiative, ein. Doch bei dem Areal im südwestlichen Bereich des geplanten Baugebiets handle es sich um „die schönste Wiese Thannhausens“. Andere Flächen, etwa am Gigelesberg oder entlang des Alpenblicks weiter nach Osten, wären aus seiner Sicht geeigneter gewesen. Das sähen andere Bürger erwartungsgemäß anders, konterte Schwarz und verwies darauf, dass die Stadt in den vergangenen zehn Jahren erhebliche Mühen darauf verwendet habe, im innerstädtischen Bereich an Grundstücke zu gelangen oder private Investoren dazu zu bewegen, die Lücken hier zu verdichten. Dies sei zu einem gewissen Grad auch geschehen, doch an die noch übrigen Flächen komme die Stadt nicht ran. „Wir können die Leute ja nicht enteignen“, sagt Schwarz.
Verständnis für die Belange der Anlieger zeigten die beiden Stadträte Rudolf Haug (Grüne) und Christine Polleichtner-Hornung (CSU), die im Rat beide gegen das Projekt gestimmt hatten. Beide verteidigen aber auch das Verhalten ihrer Ratskollegen, die mit dem Baugebiet verhindern hätten wollen, dass junge Menschen aus Thannhausen wegziehen.