Mittelschwaebische Nachrichten
Grusel „Momo“verängstigt Kinder
Auf WhatsApp kursiert ein Kettenbrief mit verstörenden Botschaften und Todesdrohungen. Die Polizei rät, die Nachricht zu löschen und mit Kindern darüber zu sprechen
Augsburg Die Augen sind schwarz umrandet, der Mund ist verzerrt. Mit einem gruseligen Foto und verstörenden Botschaften sorgt derzeit ein Kettenbrief für Unsicherheit. Versendet wird er über den Nachrichtendienst WhatsApp. Von einer angeblich bereits verstorbenen Person namens „Momo“.
Im Netz kursieren zahlreiche Berichte. Demnach soll das GruselProfil in der Kontaktliste bei WhatsApp auftauchen und Nutzer ungebeten kontaktieren. Wie Hackern das gelingt, ist unklar. Wer die Botschaften nicht weiterleitet, dem soll Schlimmes widerfahren. Von Verstümmelung und Tod ist die Rede.
Das Faktencheck-Portal Mimikama nahm das Phänomen unter die Lupe. Das Ergebnis: „Momo“ist offenbar ein schlechter Scherz. Es handele sich um einen Kettenbrief, der Schauer erzeugen soll. Über soziale Netzwerke sind Handynummern aus Japan, Spanien oder Mexiko in Umlauf, über die „Momo“angeblich kontaktiert werden kann. Das Portal testete die Nummern, erhielt aber keinerlei Reaktion.
Der Kettenbrief sorgt auch in der Region für Angst. Die Polizei Schwaben-Nord veröffentlichte eine Video-Botschaft über Facebook zu dem Thema. Wer den Kettenbrief erhält, sollte nicht darauf reagieren, ihn löschen und auf keinen Fall weiterleiten, heißt es darin. Eltern sollten aber unbedingt mit ihren Kindern darüber sprechen. Polizeisprecher Thomas Rieger geht davon aus, dass der Kettenbrief weitverbreitet ist. „Er existiert in mehreren Sprachen und ist europaweit in Umlauf.“
Monika Lieb aus Geltendorf (Kreis Landsberg) hat erlebt, welche Ängste der „Momo“-Kettenbrief auslösen kann. Ihre zehnjähri- ge Tochter erhielt eine Nachricht über WhatsApp. Darin wurde sie aufgefordert, die Botschaft an 15 Leute weiterzuleiten, sonst passiere etwas Schlimmes. „Sie war über Tage hinweg völlig verängstigt und hatte Panik, weil sie es nur zehnmal verschickt hatte“, erzählt Lieb. Sie habe lange mit ihrer Tochter darüber gesprochen und ihr erklärt, dass es sich bei „Momo“um ein gefälschtes Profil handelt. Doch es war nicht leicht, die Zehnjährige davon zu überzeugen. Denn auf Youtube kursieren bereits zahlreiche Videos zum „Momo“-Phänomen. Sie zeigen angebliche Gespräche mit dem Grusel-Profil. Den Machern der Videos geht es vor allem um eins: Klickzahlen. „Ich finde es erschreckend, dass Leute die Ängste von Kindern ausnützen, um Klicks zu bekommen“, sagt Lieb. Ihre Tochter hätte vor allem wegen der Videos Angst bekommen.
Die Youtuberin Rebekah Wing aus Hamburg ist sehr erfolgreich damit. Mit 1,3 Millionen Fans zählt sie zu Deutschlands beliebtesten Youtubern. Sie hat mehrere „Momo“-Videos hochgeladen. Ihr Clip mit dem Titel „Schreibe niemals um drei Uhr nachts mit Momo …“wurde in einer Woche 1,4 Millionen Mal geklickt. Angsterfüllt chattet sie darin mit der vermeintlichen „Momo“, verkriecht sich vor Schreck unter der Bettdecke und wedelt aufgeregt in die Kamera.
Zum Glück stieß Monika Lieb auch auf ein Aufklärungsvideo auf Youtube. „Das hat meine Tochter dann überzeugt“, sagt sie. Die Zehnjährige sei erleichtert gewesen, aber auch enttäuscht, dass sie von Youtubern so getäuscht werde. Für viele Kinder und Jugendliche haben die Youtube-Stars Vorbildfunktion.
Dass Kettenbriefe durch WhatsApp-Kontakte geistern, ist nichts Neues. Nach Angaben des Portals Klicksafe, das sich für eine kritische Mediennutzung einsetzt, tauchen sie wellenartig auf, vor allem zum Schulbeginn. Manche enthalten harmlose Witze oder locken mit vermeintlichen Schnäppchen. Andere enthalten Todesdrohungen oder üben sozialen Druck aus. Auch Klicksafe empfiehlt, derartige Botschaften zu löschen und mit Kindern zu sprechen. Hinter dem Gruselgesicht von „Momo“steckt übrigens eine Statue, die in einer japanischen Galerie ausgestellt ist. Sie ist ein beliebtes Fotomotiv, Besucher gaben ihr den Spitznamen „Momo“.