Mittelschwaebische Nachrichten
Nachruf auf eine Amsel
Das bin ich dem treu sorgenden kleinen schwarzen Familienvater schuldig, einen trauernden und würdigenden Nachruf, denn gestern musste ich ihn begraben. Nicht nur, dass er uns mit seinen vielfältigen Melodien im Frühjahr geweckt hat, immer warnte er mit seinem „klick klick klick“, wenn wieder ein Feind herumschlich. Nein, vielmehr war bewundernswert, wie fleißig er den Rasen und die Beete nach Gewürm absuchte, um dann mit vollem Schnabel seine Kinder zu versorgen. Sogar vor ekligen Schnecken schreckte er nicht zurück, die er vor dem Verzehr gründlich von ihrem Schleim befreite. Und jetzt ist er tot.
Eine der vielen Katzen, die sich außerordentlich gern in dem mehr naturnahen Garten aufhalten, hat ihn in einem unvorsichtigen Moment gekrallt, zerfleddert und liegen lassen. War es die rote, die kleine graue oder die grau-weiße Katze?
Und das Schlimme daran: die Kinder des Amselvaters werden wohl verhungern, denn seit Tagen wurde Mutter Amsel auch nicht mehr gesehen.
Und sie sind nicht die einzigen Opfer der mordlustigen Stubentiger: Kürzlich wurde ein Nest mit vier Jungen der Gartengrasmücke ausgeräubert.
Ich wünschte, all diese Katzen, die in fremden Gärten herumstrolchen, Vögeln, Fröschen und Eidechsen nachstellen, sollten doch daheim bleiben, dort ihre Herrchen oder Frauchen erfreuen. Freilauf gerne, aber nicht in fremde Gärten.
Das bin ich dem Amselvater schuldig.