Mittelschwaebische Nachrichten
Eine Fotoserie von Reh, Fuchs und Co.
Wie gut nehmen die Tiere die A 8-Grünbrücke im Scheppacher Forst an? Das soll ein Projekt herausfinden
Scheppach Die ausgebaute A8 zwischen Augsburg und dem Kreuz Elchingen ist eine breite Schneise im Scheppacher Forst. Konnten die Wildtiere früher noch ungehindert von der einen auf die andere Seite gelangen – auch wenn das immer wieder in Unfällen auf der Autobahn endete –, so versperren ihnen die Wildzäune nun den Weg. Damit ihnen dieser aber nicht komplett genommen wird, gibt es neben den Unterführungen für sie speziell zwei Grünbrücken. Die eine ist im Streitheimer Forst, doch wegen der Nähe zu den Windrädern wurde die zweite im Scheppacher Forst für ein Monitoring-Programm ausgesucht. Mit Wildkameras wird geprüft, wie die Anlage angenommen wird.
Die Autobahndirektion Südbayern hat damit den selbstständigen Biologen Max Jakobus beauftragt. Seit Januar läuft das Projekt, für das er zwölf Kameras im Bereich von Querungsbereichen der Tiere installiert hat. Bislang sind bereits fast 29 000 Bilder zusammengekommen. Zwar weisen Schilder Wanderer und Radfahrer, die gerne mal winken, auf die Apparate hin. Die Fotos mit Menschen darauf löscht Jakobus aber – auch aus Datenschutzgründen. Von 2399 Tieren gibt es Bilder. Vor allem Rehe, Hasen, Wildschweine und Füchse sind vor die Linse gelaufen, seltener Dachse, Marder und Damwild. Der aus Osteuropa eingewanderte Marderhund ist nicht registriert worden, ebenso wenig Waschbären, die nach den Worten des Biologen gerade in Württemberg zur Plage geworden seien. Vielmehr hat er Fotos eben von allem, was im Scheppacher Forst vorkommen kann und soll. Privatfahrzeuge, die hier nichts zu suchen haben, seien kaum zu sehen.
Das Projekt läuft im Auftrag der Autobahndirektion über insgesamt drei Jahre, solange ist Jakobus erst einmal auch dafür zuständig. Im Anschluss wolle der Windradbetreiber weitere drei Jahre den Wildwechsel beobachten lassen, da es auch darum gehe, ob die Anlagen Einfluss auf das Verhalten der Tiere haben. Zumindest bislang kann der Biologe aber sagen: „Die Brücke wird gut angenommen.“Der Fahrweg, der über sie führt, schrecke Reh, Hase und Co. auch nicht ab. Zwar sind Teilbereiche zum Schutz der neu gesetzten Pflanzen noch mit Zäunen versehen, die irgendwann einmal entfernt werden. Die so geschaffenen Korridore stehen im Fokus der Beobachtung. Aber kleinere Tiere können natürlich durchschlüpfen, sodass es für die Aufnahmen der Kameras keinen Anspruch auf Vollständigkeit gibt.
Wegen der Masse an Daten wäre eine Funkübertragung auf den Computer des Biologen schwierig. Deshalb schaut er mindestens einmal im Monat nach dem Rechten, die Speicherchips wechselt er vierteljährlich, sofern sie voll sind. Im Dunkeln funktionieren die Kameras mit Infrarot, der von ihnen erfasste Bereich liegt bei sieben bis acht Metern. In den Kästen, in denen sie installiert sind, haben sich auch Zauneidechsen oder Spinnen eingenistet. Solch eine Kamera kostet gut 300 Euro und hält in der Regel zwei Jahre. Ob sich das Verhalten der Tiere im Bereich der Brücke ändert, wenn der Bewuchs dichter wird, vermag Jakobus noch nicht zu sagen. Der Lärm der Autobahn mache ihnen jedenfalls nichts aus. Für die Bayerischen Staatsforsten ist das Projekt auch interessant, das sie gerne unterstützen. Die Grünbrücken halten sie für sehr wichtig, betonen der stellvertretende Zusmarshauser Forstbetriebsleiter Hermann Stocker und Revierförster Hermann Ripka. Schließlich können die Tiere den ganzen Scheppacher Forst, sie sprechen vom Biotopverband, nutzen, sodass es auch keine genetische Degeneration gibt. Die Staatsforsten haben im Wald auch selbst ein paar Kameras. Damit beobachten sie, wie sich das Schwarzwild entwickelt.