Mittelschwaebische Nachrichten
Frühreife Früchtchen
Wann die Fußballsaison beginnt und wieder endet, das weiß ich. Die Saison heimischer Obstsorten hingegen trifft mich jedes Jahr wieder unvorbereitet. Zumal sie dieses Jahr auch noch etwas frühreif waren, diese Früchtchen.
Plötzlich ruft also die Familie an, dass die Äste der Zwetschgenbäume sich biegen und das Gras unter dem knorrigen Apfelbaum schon übersät ist mit Fallobst. Ehe man sich versieht, hat man beim nächsten Besuch in der Heimat den langen „Apfelbrocker“in der Hand und innerhalb weniger Minuten einen Korb voller Obst, von dem eine ganze Fußballmannschaft ihren Vitaminbedarf decken könnte. Dem Baum hingegen ist der Verlust dutzender Früchte nicht im Geringsten anzusehen, noch immer hängen da hunderte rotbackiger „Jakob Fischers“.
Auch die Papiertüte mit den Pflaumen – verschwindend klein im Vergleich zur reichen Ernte, die noch in den Ästen hängt.
Das Problem nur: Ich habe eben keine Fußballmannschaft zu versorgen – und in der Gefriertruhe zu Hause lagern immer noch steinhart die entsteinten Früchte des Vorjahres. Eine bessere Vorbereitung auf die Obstsaison, der ein oder andere Zwetschendatschi bestückt mit dem Gefriergut, hätten den Platzmangel im Eisfach gar nicht erst aufkommen lassen.
Was also tun? Die rettende Idee heißt Apfelmus und Gelee. Heißt aber auch: stundenlang in der heißen Wohnung am noch heißeren Herd zu stehen.
Danach möchte man sich am liebsten selbst zu den alten Zwetschgen ins Eisfach legen – oder in die Eistonne, wie man es beim Fußball gerne tut.