Mittelschwaebische Nachrichten

Bei Tropenhitz­e eiskalt eingeschen­kt

Auf dem Weg zum klaren Heimsieg gegen Mering ragt ein Ichenhause­r heraus. Warum es trotzdem ein Erfolg der ganzen Mannschaft ist

- VON JAN KUBICA 100

Ichenhause­n So mancher Ichenhause­r Fußball-Fan mag angesichts der Bullenhitz­e an eine Fata Morgana geglaubt haben. Doch es lag keine Wahrnehmun­gstrübung vor an diesem schönen Sonntag im Hindenburg­park – der SC Ichenhause­n ist in diesen Sommertage­n tatsächlic­h so unwirklich gut. Dem heimischen Fußball-Landesligi­sten gelang der vierte Sieg in Serie. Es war ein blitzsaube­res 3:0 gegen den SV Mering.

Vor 100 Zuschauern (unter ihnen Löwen-Profi Sascha Mölders, der aus dem Drittliga-Spiel gegen Lotte eine Oberschenk­elverletzu­ng mitgebrach­t hatte und ein wenig humpelte) erzielten die Gastgeber mit ihrem ersten nennenswer­ten Vorstoß auch gleich den Führungstr­effer. Es ging auf das Konto des besten Offensivsp­ielers, den die Königsblau­en derzeit besitzen: Janick Reitz. Er passte auf Kilian Kustermann, lief weiter in den freien Strafraum, wohin der Ball dann auch postwenden­d kam, und schoss flach ins lange Eck (14.). Kurz danach stand erneut Reitz im Mittelpunk­t: Gut 20 Meter vor dem Tor zog er ab, doch die Kugel sprang vom Pfosten ins Feld zurück (19.).

Nach ein paar Minuten Sommerfußb­all kam die beste Phase der Meringer. Als der Ball hoch und weit in den SCI-Strafraum flog, zögerte Liridon Rrecaj mit dem Herauslauf­en und verhalf Manuel Utz zur Schusschan­ce, letztlich aber verkürzte der SCI-Keeper den Winkel geschickt und die Aktion verpuffte (28.). Kurz danach fand eine Hereingabe Markus Gärtner, dessen Kopfball aus der Mitte des Sechzehner­s knapp am Tor vorbeiraus­chte (31.). Dass nicht mehr passierte, war unter anderem das Verdienst von Benjamin Sturm. Der Neuzugang, übrigens einziger Vertragsam­ateur im Kader des SCI, war zum ersten Mal von Beginn an dabei. Als Linksverte­idiger stand der langjährig­e Regionalli­gaspieler naturgemäß nicht im Zentrum des Spielaufba­us, aber defensiv löste er seine Aufgaben solide und unaufgereg­t.

Vor allem diese Phase war es aber, die SCI-Trainer Oliver Unsöld zum Seitenwech­sel ein bisschen skeptisch stimmte. „So nach einer halben Stunde waren wir nicht mehr ganz da“, bemängelte er zu Recht.

Das Kapitel Vorentsche­idung hätten seine Jungs nach Wiederbegi­nn schnell schreiben können. Reitz trieb den Ball bis zur Torauslini­e, passte zurück an den kurzen Fünfer, dort hatte Denis Nickel freie Bahn und alle Zeit der Welt, scheiterte jedoch am wunderbar parierende­n Torwart Nicolas Köpper (50.). Zwei Minuten später gab’s die nächste Gelegenhei­t aus der Preisklass­e Hochkaräte­r. Wieder schlug Reitz den Ball zentimeter­genau in die Mitte, fünf Meter vor der Kiste stieg Andreas Beckmann nach oben, köpfte allerdings über den Querbalken. Dann probierte es Reitz selbst: Diesmal lief er mit dem Ball am Fuß in den Strafraum und probierte den Kunstschus­s aus ganz spitzem Winkel; Zentimeter trennten ihn vom 2:0 (61.). Das fiel kurz danach – überrasche­nderweise ganz ohne Beteiligun­g von Reitz. Nickel sprintete einem weiten Ball von Sturm durch die verwaiste Spielhälft­e der Meringer hinterher, hatte schließlic­h nur noch den Torwart vor sich und schob das Spielgerät aus 16 Metern überlegt ins lange Eck (63.).

Weiterhin kamen nur die Gastgeber in den Genuss, sich Tormöglich­keiten herauszusp­ielen. Alle Ichenhause­r blieben wach, zielstrebi­g und vor allem mannschaft­sdienlich. Als Boyer unbeachtet in der Nähe der rechten Strafraume­cke an den Ball kam, blickte er auf, nahm genau Maß und schlenzte den Ball ans Lattenkreu­z (74.). So machte also der Mann des Tages des 3:0. Mit einer flüssigen Kombinatio­n über sechs, sieben Stationen spielten die Königsblau­en die Gäste schwindlig, letztlich legte Mateusz Staron den Ball präzise in den Lauf von Reitz und der schob ihn mühelos über die Linie (83.). Diese großartige Szene entlockte SCI-Sportleite­r Rudi Schiller den Kommentar: „Respekt vor der Truppe. In so kurzer Zeit so einen Mannschaft­sgeist entwickeln, das ist einfach toll.“SC Ichenhause­n Rrecaj Schlittmei­er, Strohhofer, Ocker, Sturm Heckelmüll­er, Beckmann, Boyer (86. Breskott), Reitz (86. Bogdan) Nickel (78. Staron), Kustermann SV Mering Köpper Krebold, Gocevic, Drevs Lutz, Cosar (75. Obermeyer), Kris ten, Kusterer, Utz, Kerber, Gärtner Schiedsric­hter Otter (Gars/Inn) Tore 1:0 Reitz (14.), 2:0 Nickel (63.), 3:0 Reitz (83.) Zuschauer

 ?? Foto: Ernst Mayer ?? Raus mit dem Glück: Ichenhause­ns derzeit bester Offensivsp­ieler, Janick Reitz, beju belt seinen Treffer zum 3:0 Endstand.
Foto: Ernst Mayer Raus mit dem Glück: Ichenhause­ns derzeit bester Offensivsp­ieler, Janick Reitz, beju belt seinen Treffer zum 3:0 Endstand.

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