Mittelschwaebische Nachrichten
Storch „Krumi“braucht noch ein paar Flugversuche
Nach der Behandlung in der Tierklinik Gessertshausen kümmert sich Hans Kohler um den verletzten Krumbacher Jungstorch. Dabei ist er auch „Fluglehrer“
Gessertshausen/Krumbach „Er braucht schon noch ein paar Flugstunden“, sagt Hans Kohler mit einem Lächeln. Der Thannhauser „Storchenvater“hat schon so manchem verletzten Storch wieder auf die Beine geholfen und ihn auch wieder zum Fliegen gebracht. Doch bei „Krumi“, wie er seinen neuen Gast liebevoll nennt, tut er sich mit den Flugversuchen noch etwas schwer.
„Krumi“war vor Kurzem bei einem Flugversuch in Krumbach abgestürzt und in der Tierklinik Gessertshausen operiert worden, bevor ihn Kohler bei sich aufgenommen hat, um ihn wieder aufzupäppeln. „Krumi“stolziert, wie Kohler berichtet, tagsüber in seinem Garten herum, er ist zutraulich, lässt sich streicheln, er hat gewichtsmäßig gut zugelegt, die Wunde (sein Bauch war nach dem Absturz aufgerissen) ist, so Kohler, „gut verheilt“. Nachts bringt Kohler den Jungstorch zu dessen Sicherheit in einem ehemaligen Hundezwinger unter. Kohler hofft, dass er den Jungstorch bald wieder auswildern kann.
Abstürze von Jungstörchen. Es sind meist tragische Szenen, die sich da abspielen. Und wenn das Ganze ein Zeichentrickfilm wäre, sähe eine Szene wohl so aus: Ein etwas tollpatschiger, schwarz-weißer, großer Vogel fliegt unruhig hin und her und versucht, auf einem Hof zu landen. Das gelingt aber nicht so gut, er bleibt ausgerechnet mit dem Schnabel im Boden stecken, zittert noch ein wenig, kippt dann um. Um seinen Brummschädel tanzen kleine Vögelchen.
Was einem Patienten von Tierarzt Markus Krause passiert ist, ist freilich nicht ganz so lustig – muss sich aber ganz ähnlich abgespielt haben. Gerade um diese Jahreszeit kommt es in der Tierklinik Gessertshausen, wo Krause tätig ist, immer wieder vor, dass Störche sich bei ihren Flugversuchen verletzen und in der Tierklinik behandelt werden müssen. Nicht alle sind zu retten, so Markus Krause, vor allem dann, wenn sie offene Brüche davontragen.
So gesehen hatte eben ein Storch, der in dem Hof in Wattenweiler abgestürzt war und nun in Gessertshausen behandelt wurde, noch Glück. Er hatte ein sogenanntes Anflugtrauma davongetragen, eine Art Gehirnerschütterung. Inzwischen konnte er von Hans Kohler, dem Storchenbeauftragten des Landkreises Günzburg, wieder abgeholt und dort wieder ausgesetzt werden, wo er gefunden worden war. „Das klappt normalerweise ganz gut“, sagt Kohler.
Das gilt allerdings nicht für den zweiten Jungstorch, den Markus Krause, dessen Tätigkeitsschwerpunkt in der Tierklinik auf Vögeln, Reptilien und anderen Exoten liegt, behandelt hat. Es geht um den jungen Vogel, der wohl bei einem seiner ersten Flugversuche in Krumbach abgestürzt ist und sich eine große Rissverletzung am Bauch zugezogen hat. „Die Verletzung heilt zwar gut“, so Krause zuletzt. Doch richtig fliegen kann der Vogel noch nicht, wie jetzt auch Kohler auf Nachfrage noch einmal bestätigte. Zurück zu seinen Eltern kann er nun nicht mehr, sagt Krause. Die würden ihn wohl nicht mehr aufnehmen. Kohler möchte ihn aber, wenn möglich, demnächst im Raum Krumbach wieder auswildern – wenn die „Flugversuche“erfolgreich sind.
Tagsüber kann sich das Tier im Garten frei bewegen, nachts muss es im ehemaligen Hundezwinger übernachten – zu seiner eigenen Sicherheit. Gefüttert wird der Vogel, falls er nicht von selbst frisst, von Hans Kohler mit Eintagsküken und kleinen Fischen. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass er solch ein Jungtier bei sich aufnimmt.
Er sagt, dass sich die StorchenPopulation gerade im Mindeltal inzwischen so gut entwickelt habe, dass er in manchen Jahren mit der Arbeit gar nicht mehr alleine zurechtkommt. Mit dem Storchenbeauftragten für Schwaben, Anton Burnhauser, hat er sich deshalb bereits auf eine Unterstützungskraft geeinigt.
Für den jungen Storch im Garten von Hans Kohler könnte aber dennoch alles gut ausgehen. Aber als „Fluglehrer“hat Kohler wohl noch etwas Arbeit vor sich.