Mittelschwaebische Nachrichten

Storch „Krumi“braucht noch ein paar Flugversuc­he

Nach der Behandlung in der Tierklinik Gessertsha­usen kümmert sich Hans Kohler um den verletzten Krumbacher Jungstorch. Dabei ist er auch „Fluglehrer“

- VON JANA TALLEVI UND PETER BAUER

Gessertsha­usen/Krumbach „Er braucht schon noch ein paar Flugstunde­n“, sagt Hans Kohler mit einem Lächeln. Der Thannhause­r „Storchenva­ter“hat schon so manchem verletzten Storch wieder auf die Beine geholfen und ihn auch wieder zum Fliegen gebracht. Doch bei „Krumi“, wie er seinen neuen Gast liebevoll nennt, tut er sich mit den Flugversuc­hen noch etwas schwer.

„Krumi“war vor Kurzem bei einem Flugversuc­h in Krumbach abgestürzt und in der Tierklinik Gessertsha­usen operiert worden, bevor ihn Kohler bei sich aufgenomme­n hat, um ihn wieder aufzupäppe­ln. „Krumi“stolziert, wie Kohler berichtet, tagsüber in seinem Garten herum, er ist zutraulich, lässt sich streicheln, er hat gewichtsmä­ßig gut zugelegt, die Wunde (sein Bauch war nach dem Absturz aufgerisse­n) ist, so Kohler, „gut verheilt“. Nachts bringt Kohler den Jungstorch zu dessen Sicherheit in einem ehemaligen Hundezwing­er unter. Kohler hofft, dass er den Jungstorch bald wieder auswildern kann.

Abstürze von Jungstörch­en. Es sind meist tragische Szenen, die sich da abspielen. Und wenn das Ganze ein Zeichentri­ckfilm wäre, sähe eine Szene wohl so aus: Ein etwas tollpatsch­iger, schwarz-weißer, großer Vogel fliegt unruhig hin und her und versucht, auf einem Hof zu landen. Das gelingt aber nicht so gut, er bleibt ausgerechn­et mit dem Schnabel im Boden stecken, zittert noch ein wenig, kippt dann um. Um seinen Brummschäd­el tanzen kleine Vögelchen.

Was einem Patienten von Tierarzt Markus Krause passiert ist, ist freilich nicht ganz so lustig – muss sich aber ganz ähnlich abgespielt haben. Gerade um diese Jahreszeit kommt es in der Tierklinik Gessertsha­usen, wo Krause tätig ist, immer wieder vor, dass Störche sich bei ihren Flugversuc­hen verletzen und in der Tierklinik behandelt werden müssen. Nicht alle sind zu retten, so Markus Krause, vor allem dann, wenn sie offene Brüche davontrage­n.

So gesehen hatte eben ein Storch, der in dem Hof in Wattenweil­er abgestürzt war und nun in Gessertsha­usen behandelt wurde, noch Glück. Er hatte ein sogenannte­s Anflugtrau­ma davongetra­gen, eine Art Gehirnersc­hütterung. Inzwischen konnte er von Hans Kohler, dem Storchenbe­auftragten des Landkreise­s Günzburg, wieder abgeholt und dort wieder ausgesetzt werden, wo er gefunden worden war. „Das klappt normalerwe­ise ganz gut“, sagt Kohler.

Das gilt allerdings nicht für den zweiten Jungstorch, den Markus Krause, dessen Tätigkeits­schwerpunk­t in der Tierklinik auf Vögeln, Reptilien und anderen Exoten liegt, behandelt hat. Es geht um den jungen Vogel, der wohl bei einem seiner ersten Flugversuc­he in Krumbach abgestürzt ist und sich eine große Rissverlet­zung am Bauch zugezogen hat. „Die Verletzung heilt zwar gut“, so Krause zuletzt. Doch richtig fliegen kann der Vogel noch nicht, wie jetzt auch Kohler auf Nachfrage noch einmal bestätigte. Zurück zu seinen Eltern kann er nun nicht mehr, sagt Krause. Die würden ihn wohl nicht mehr aufnehmen. Kohler möchte ihn aber, wenn möglich, demnächst im Raum Krumbach wieder auswildern – wenn die „Flugversuc­he“erfolgreic­h sind.

Tagsüber kann sich das Tier im Garten frei bewegen, nachts muss es im ehemaligen Hundezwing­er übernachte­n – zu seiner eigenen Sicherheit. Gefüttert wird der Vogel, falls er nicht von selbst frisst, von Hans Kohler mit Eintagskük­en und kleinen Fischen. Schließlic­h ist es nicht das erste Mal, dass er solch ein Jungtier bei sich aufnimmt.

Er sagt, dass sich die StorchenPo­pulation gerade im Mindeltal inzwischen so gut entwickelt habe, dass er in manchen Jahren mit der Arbeit gar nicht mehr alleine zurechtkom­mt. Mit dem Storchenbe­auftragten für Schwaben, Anton Burnhauser, hat er sich deshalb bereits auf eine Unterstütz­ungskraft geeinigt.

Für den jungen Storch im Garten von Hans Kohler könnte aber dennoch alles gut ausgehen. Aber als „Fluglehrer“hat Kohler wohl noch etwas Arbeit vor sich.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Brauchen Störche Hilfe – Hans Kohler aus Thannhause­n ist zur Stelle. Unser Bild zeigt ihn mit dem Krumbacher Jungstorch „Krumi“, der sich vor Kurzem bei einem Flugver such verletzt hat, jetzt aber wieder auf dem Weg der Genesung ist.
Foto: Marcus Merk Brauchen Störche Hilfe – Hans Kohler aus Thannhause­n ist zur Stelle. Unser Bild zeigt ihn mit dem Krumbacher Jungstorch „Krumi“, der sich vor Kurzem bei einem Flugver such verletzt hat, jetzt aber wieder auf dem Weg der Genesung ist.

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