Mittelschwaebische Nachrichten
„Wie es in einem Verein sein soll“
Viel wurde ins Jettinger Reitturnier investiert – mit Erfolg. Ein Gespräch mit RFV-Chef Peter Böse und Turnierleiter Anton Vogel
Kurz vor dem Turnier erhielt der Platz einen neuen Sandbelag. Das hat doch gewiss eine Menge Geld gekostet. Böse: Wir haben etwa 5000 Euro in den Platz investiert. Nach sieben Jahren war er an den Ecken ein bisschen rutschig geworden. Aber da muss man ja nur hinschauen: das hat sich voll rentiert. Und der Platz macht auch etwas aus, um Spitzenreiter wie Max Weishaupt, Niels Carstensen und Edwin Schmuck für unser Turnier zu gewinnen. Vogel: Wir haben auch eine nagelneue Videowand. Unser Parcoursbauer Frank Ritter hat sich die zugelegt. Heuer ist das noch ein Probelauf, aber im kommenden Jahr soll das im doppelten Sinn funktionieren: Wir wollen die aktuellen Ergebnisse anzeigen und Sponsoren die Möglichkeit einer zusätzlichen Werbefläche bieten.
Wollen Sie in Zukunft möglicherweise doch höher hinaus, also auch Prüfungen der schweren Klasse anbieten? Böse: Nein, gar nicht. Mehr als M-Prüfungen sind bei uns aufgrund der Platzgröße nicht möglich. Und es wäre auch finanziell eine ganz andere Liga. Wir müssten zudem das Konzept des ganzen Turniers umstellen. Nein, wir bleiben auf unseren Nachwuchs ausgerichtet. Apropos Jugend: Dem Augenschein nach werden es immer mehr junge Reiter beim RFV. Böse: Unser Schulbetrieb ist jedenfalls voll ausgelastet; wir haben inzwischen eine Warteliste.
Auf die Jugend ausgerichtet: Das gilt auch für die Kreismeisterschaft. Die wurde früher auf einmal, beim Frühjahrsturnier in Günzburg, ausgetragen. Nun gibt es Wertungen bei allen Reitturnieren im Landkreis. Eine gute Idee? Vogel: Auf jeden Fall. Allein schon, weil die Reiter nicht auf einen guten oder schlechten Tag festgelegt werden, sondern die Chance erhalten, über mehrere Prüfungen Punkte zu sammeln.
Wer vom Leistungsgedanken herkommt könnte allerdings kritisieren, dass die Prüfungen zur Kreismeisterschaft nur vergleichsweise einfache Anforderungen stellen. Böse: Es ist nur vernünftig, das in dieser Liga auszutragen. Wenn ich im Landkreis die Reiter zähle, die M-Prüfungen gehen können, bringe ich vielleicht fünf zusammen. Und jene, die noch besser sind, wollen vielleicht deutscher Meister werden, aber nicht Kreismeister. Nein, die Breite bewegt sich irgendwo im Be- reich E und A. Das sind die jungen Reiter und die sind auch motiviert, Kreismeister zu werden.
Angesichts der dramatischen Hitze in diesen Tagen: Die Pferde verkraften das gut, oder? Vogel: Die sind trainiert und während der Prüfungen auch nur fünf Minuten draußen. Den Reitern ist ja daran gelegen, die Gesundheit des Pferdes zu erhalten – zumal ein Pferd einen gewissen Wert darstellt. Viele Reiter sagen bei solchen Bedingungen eher: Gut, dann lasse ich mal eine Prüfung weg. Böse: Wir haben hier in Jettingen den gravierenden Vorteil, dass wir in einer super isolierten und beregneten Halle abreiten können. Zudem haben wir unsere Pferde-Waschstation.
Es ist also zu erwarten, dass dieses Turnier und auch das Konzept, über zwei Wochenenden vor allem Prüfungen der etwas leichteren Kategorien anzubieten, erhalten bleiben? Böse: So wie das hier läuft, bleibt das auf jeden Fall. Wir hatten teilweise 90 Helfer im Einsatz. Jeder besitzt seine Aufgabe, alle machen das selbstständig – das ist klasse. So, wie es in einem Verein sein soll.