Mittelschwaebische Nachrichten

Die perfekte Kino-Uhrzeit

- VON WOLFGANG SCHÜTZ kino@augsburger allgemeine.de

Was das Fernsehen angeht, haben Generation­en von Kindern ja gesagt bekommen: Morgens schon vor die Glotze – geht gar nicht! Wie armselig, wenn du dich da schon langweilst… Wahrschein­lich liegt es ja daran, dass so wenige, selbst wenn sie mal die Zeit hätten, auf die Idee kommen, in Matinee-Vorstellun­gen zu gehen. Meistens braucht es offenbar erst die Gelassenhe­it des Rentner-Daseins, um den besonderen Luxus dieses Vergnügens zu erkennen.

Sich bereits vormittags auf den Weg gemacht zu haben und mittags dann schon aus dem Kino zu treten, voll von Bildern, Erlebnisse­n, Emotionen, in einen noch langen, lichten Tag… Herrlich! Wie neulich etwa: Morgens geht schon der rote Zaubervorh­ang auf; mich mit dem Roadmovie „303“durch die Probleme des Liebens gefragt und mit der entzückend­en Mala Emde im Wohnmobil nach Portugal mitgefahre­n – und dann hinaus in eine weite, von so vielen Möglichkei­ten aufgeladen­e Wirklichke­it… Herrlich! Da kommt auch der Genuss einer Spätvorste­llung kaum ran, nach der immerhin ein Flanieren durch eine schlafende Welt das Weiterwand­ern in Stimmungen ermöglicht. Matinee ist unschlagba­r! Da kommt auch gar nicht diese Gefahr auf wie zur vermeintli­ch besten Filmzeit, um acht Uhr abends: in einem vollen Kino mit mampfenden, plaudernde­n Menschen zu sitzen, die hier ein gesellscha­ftliches Event simulieren.

Blöd bloß, dass allzu viele Kinder inzwischen eben gar nicht mehr mit diesem Vormittags­tabu erzogen werden. Wie wohl schon zu Hause öfter morgens der Fernseher läuft, so gehen inzwischen auch einige Eltern mit Nachwuchs ins MatineeKin­o. Der Genuss sei ihnen ja vielleicht noch gegönnt – aber mit der himmlische­n rentenhaft­en Ruhe ist es dann wohl vorbei. Wobei: Meist gehen die ja in Filme, in denen sie zugeballer­t werden und mittags bereits vollgedröh­nt in den Tag treten. Und wer so was braucht, wird später wohl einfach zu Hause bleiben und glotzen. Da gibt’s nämlich gar keine Grenzen mehr.

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Foto: Nadja Klier/Tobis Film Das verhindert­e Liebespaar Roxy (Luna Wedler) und Cyril (AAron Hilmer) auf Klassenfah­rt.
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