Mittelschwaebische Nachrichten
Er zockt in der elektronischen Bundesliga
Der 21-jährige Duc Hoang aus Schwaben spielt als professioneller E-Sport-Spieler in der höchsten deutschen Spielklasse. Wie er dort gelandet ist und was ihm besonders Spaß macht
Donauwörth Wenn Duc Hoang das Spielfeld betritt, dann schauen ihm mehr Menschen zu als bei so manchem Fußballverein in der dritten oder vierten Liga. „4000 bis 5000 Zuschauer sind es schon“, sagt Hoang. Er übt aber keinen klassischen Sport aus, sondern spielt Computer auf sehr hohem Niveau. Genauer gesagt in der Bundesliga beim Strategiespiel „League of Legends“. Seit sieben Jahren spielt er am PC. Anhand einer Rangliste kann er sich mit anderen Spielern vergleichen. „Mit der Zeit war ich dann irgendwann so weit oben, dass ich entdeckt worden bin“, sagt der 21-jährige Student aus Donauwörth.
In der Bundesliga spielen immer zwei Teams mit jeweils fünf Zockern gegeneinander. Gestartet wird auf zwei gegenüberliegenden Seiten. Ziel ist es, über Hindernisse hinweg das gegnerische Hauptgebäude zu zerstören. Das wird von computergesteuerten Einheiten verteidigt. Der E-Sport ist mittlerweile teilweise professionell aufgezogen und erinnert an Strukturen im Profisport. Es gibt einen Trainer, einen Manager und einen Analysten, der auf die kleinsten Details achtet und Verbesserungsvorschläge macht, so auch beim Team „Temperade Fate“, für das der Donauwörther in der Bundesliga antritt.
Um das Niveau zu halten und sich zu verbessern, trainiert der Student auch mal vier bis sechs Stunden am Tag, worunter auch Trainingseinheiten mit seinen Teammitgliedern fallen. „Wir machen oft zwei bis drei Runden, die zwischen 25 und 45 Minuten dauern. Die lange Trainingsdauer ist dabei kein Problem, es macht uns ja allen richtig Spaß“, erklärt der Donauwörther. An seinem Spiel schätzt er am meisten, dass es „strategisch und anspruchsvoll“ist.
Mittlerweile ist die Saison vorbei, insgesamt zehn Mannschaften messen sich in der Bundesliga. Auch ähnlich wie beim Fußball ist die Abstiegsregelung. So steigt der Letzte ab und aus der Zweiten Liga der Erste auf. Zweiter und Dritter der Zweiten Bundesliga müssen in der Relegation um den Aufstieg kämpfen. Pro Sieg gibt es drei Punkte, für eine Niederlage keinen. „Wir sind dieses Jahr Neunter geworden und haben somit die Klasse gehalten. Allerdings wollen wir nächstes Jahr angreifen und uns weiter verbessern“, gibt sich Hoang zielstrebig.
Ein normales Ligaspiel der Teams findet meistens mittwochs um 19.30 Uhr oder um 21.30 Uhr an statt. Mit dabei sind bei den Partien auch immer Schiedsrichter, die genau beobachten, ob alles korrekt abläuft. Bevor die Liga wieder losgeht, muss der 21-Jährige fleißig trainieren. Denn seinen im April 2019 auslaufenden Vertrag würde er gerne verlängern. „Mein Ziel ist es natürlich, durch gute Leistungen weiter im Team zu bleiben. Denn es gibt viele gute Spieler, und wenn man sein Level nicht halten kann, dann ist man in dieser Branche schnell ersetzbar“, sagt er. Neben seinen Zielen im E-Sport muss er auf sein Informatikstudium achten, das er in Augsburg macht. „Ich muss immer schauen, dass ich Studium und Zocken unter einen Hut bekomme. Sich in der Szene abzusetzen, ist richtig schwer, da es viele gute Spieler gibt. Daher ist es mir schon wichtig, dass ich mit meinem Studium etwas in der Hinterhand habe“, so der E-Sportler. Denn richtig Fuß zu fassen und in der aufstrebenden E-Sport-Branche fest sein Geld zu verdienen, ist schwierig. Viel Konkurrenz und wenig Sicherheit gehören zum Geschäft dazu.
Laut einer aktuellen Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte wird E-Sport spätestens 2020 mit einem geschätzten Umsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro ein globaler Milliardenmarkt. „Für den deutschen Markt erwarten wir Umsätze von etwa 130 Millionen Euro“, prognostiziert Stefan Ludwig von Deloitte. Die wichtigsten Erlösquellen seien dabei Sponsoring und Werbung.
Für Vermarkter sei auch die „überdurchschnittlich stark vertretene junge, digitalaffine Zuschauerschaft interessant“, die über klassische Kanäle inzwischen nur noch schwer zu erreichen sei.