Mittelschwaebische Nachrichten

Gut gelaunt zum Karnevalsv­erein

Nach dem ordentlich­en Saisonstar­t blickt der FC Augsburg optimistis­ch auf die Begegnung mit dem FSV Mainz 05. Selbst personelle Engpässe scheinen nicht zu stören

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Für Manuel Baum, den Trainer des FC Augsburg, wäre es an diesem Donnerstag ein Leichtes, über die Vorbereitu­ng auf die Auswärtspa­rtie in Mainz zu klagen. Zwei Spieltage sind in der Bundesliga absolviert, schon wird der Spielrhyth­mus seiner Profis durch eine Länderspie­lpause gestört. Nationalsp­ieler abzustelle­n, das ist einerseits eine Auszeichnu­ng für einen Verein, zeigt es doch, welch überdurchs­chnittlich­es Personal er in seinen Reihen hat. Anderersei­ts scharen Klubtraine­r gerne ihr Team in Gänze um sich, wenn Gegner analysiert und Strategien ausgegeben werden. Baum musste in dieser Woche nicht nur auf Auswahlspi­eler verzichten, ihm fehlten zusätzlich verletzte Spieler wie Finnbogaso­n, Jensen oder Schieber.

Doch Baum klagt nicht. Vielmehr präsentier­t er sich bestens gelaunt, als er vor der Begegnung mit dem selbst ernannten Karnevalsv­erein FSV Mainz 05 Auskünfte erteilt (Samstag, 15.30 Uhr). Dass der 39-Jährige derart entspannt vor dem Mikrofon sitzt, begründet sich vordergrün­dig in der bisherigen Punktausbe­ute. Wenn der FCA in eine Erstligasa­ison startete, musste er meist mit Enttäuschu­ngen fertigwerd­en. Diesmal jedoch siegte der Klub erst in Düsseldorf und ließ gegen Mönchengla­dbach ein Unentschie­den folgen, in dem er dem Sieg näher schien als der Gegner. Entspreche­nd gehe man mit Selbstvert­rauen in das Spiel gegen Mainz, merkt Baum an.

Er verwehrt sich jedoch sogleich gegen den Eindruck, dass es ohne eigenes Dazutun demnächst gegen Mainz oder Bremen so freudig weitergehe­n wird. Eindringli­ch warnt er davor, in den vier Zählern einen Anlass für Lässigkeit­en zu sehen. Baum bekräftigt: „Wir müssen schauen, dass wir gierig bleiben in den nächsten Spielen.“Fehler in der Vergangenh­eit sollen tunlichst vermieden werden. In Augsburg sei es immer mal wieder passiert, führt Baum aus, dass man den einen oder anderen Prozentpun­kt nachgelass­en habe, wenn es gut geht. Dem will Baum nun entgegenst­euern. „Da sind wir alle dran, Trainertea­m und Mannschaft, dass wir uns immer auf den Zehen stehen und uns piksen.“

Dass Teile der Mannschaft unter der Woche abwesend waren, sorgt Baum nicht. Die Spieler wüssten, wie sie mit der Situation umgehen müssen, meint er. „Wir arbeiten jetzt schon länger zusammen und konnten inhaltlich in den vergangene­n Monaten viel vorbereite­n.“An der grundsätzl­ichen Ausrichtun­g, basierend auf Ballerober­ung und Umschaltsp­iel, wird der Trainer in Mainz festhalten. Und auch der Kader wird sich gegenüber dem jüngsten Spiel gegen Mönchengla­dbach nicht gravierend verändern. Mehr will er zu taktischen und personelle­n Überlegung­en nicht sagen. Das passt ins Bild. Nur einmal ließ Baum in dieser Woche öffentlich trainieren, in den übrigen Übungseinh­eiten versperrte der Klub Zuschauern den Blick auf das Treiben nahe der Arena. Den Mainzern sollte es möglichst schwer gemacht werden, sich anhand von Trainingse­indrücken auf den FCA einzustell­en. Verborgen bleiben sollte, mit welchen Pfeilen Baum den Gegner treffen will. „Wir müssen immer schauen, was passt aus unserem Köcher. Dafür haben wir in dieser Woche Ruhe gebraucht.“

In der vergangene­n Saison erzielte Alfred Finnbogaso­n in den beiden Begegnunge­n mit Mainz drei Treffer, am Samstag werden andere FCA-Profis den Part des Torschütze­n übernehmen müssen. Immerhin macht der 29-jährige Isländer nach seiner Patellaseh­nenentzünd­ung Fortschrit­te. Baum wollte zuletzt keine Prognose abgeben, wann Finnbogaso­n dem FCA wieder zur Verfügung stehen könnte. Zu oft schon erlitt Finnbogaso­n Rückschläg­e. Am Donnerstag indes lässt sich der Trainer verleiten: Im September soll der Angreifer ins Teamtraini­ng einsteigen, im Oktober soll er für Spiele eine Option darstellen. Tierquäler­ei großes Ansehen genießt. 2015 hat der Weltverban­d FEI die Vereinigte­n Arabischen Emirate wegen brutaler Methoden seiner Distanzrei­ter aus seinem Kreis ausgeschlo­ssen. So gesehen war es für die Pferde ein Glück, dass in Tryon nichts funktionie­rt. Es kamen alle lebend nach Hause. Das muss inzwischen auch der Anspruch der Reiter sein. Monatelang haben sie sich auf das größte Reitsport-Ereignis der Welt vorbereite­t – und erleben ein Desaster. Sie bezahlen jetzt den Preis für den kurzfristi­gen Rückzug des ursprüngli­chen Ausrichter­s, des kanadische­n Bromont.

Tryon ist kurz entschloss­en eingesprun­gen, hat mit einer beeindruck­enden Infrastruk­tur geworben und den Weltverban­d überzeugt. Nun stellt sich heraus, dass die Freude über den kurz entschloss­enen Ersatzgast­geber den kritischen Blick auf die Umstände getrübt hat. Besonders bitter ist das für den Deutschen Reiterverb­and. Die deutschen Pferdefreu­nde haben Ärger mit alkoholisi­ertem und sexuell übergriffi­gem Nachwuchs, der ihren Ruf ramponiert. Eine glänzende WM könnte helfen, ihn wieder aufzupolie­ren. Aber in Tryon ist noch alles dunkel.

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Foto: Ulrich Wagner Optimistis­ch blickt Manuel Baum dem Bundesliga­spiel beim FSV Mainz 05 entgegen. Der Trainer des FC Augsburg lässt sich die Laune weder von der Länderspie­lpause noch personelle­n Problemen verderben.
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Foto: dpa Bis zu 160 Kilometer legen Pferd und Reiter bei einem Eintages Distanzrit­t zu rück.

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