Mittelschwaebische Nachrichten

So ist die Sicherheit­slage in Breitentha­l

Die Polizei will dafür sorgen, dass es am Samstag angesichts der AfD-Veranstalt­ung und der Gegendemo zu keinen Problemen kommt. Die CSU-Kreiskonfe­renz bezeichnet die Alternativ­e für Deutschlan­d in ihrer Resolution derweil als „radikal“

- VON CHRISTIAN KIRSTGES UND PETER BAUER

Breitentha­l Teilnehmer aus verschiede­nen Parteien und Gruppen werden sich am heutigen Samstag am Protest gegen die Veranstalt­ung der AfD in Breitentha­l beteiligen. Der SPD-Landtagska­ndidat Tobias Auinger hat ihn initiiert, die Sozialdemo­kraten, die Grünen, der DGB, die Freien Wähler, die Linke, die ÖDP und der DJK-Diözesanve­rband Augsburg sind dabei. Wegen der Beteiligun­g der Linksparte­i fehlen die CSU und die FDP. Aus taktischen Gründen sagt der stellvertr­etende Leiter der Krumbacher Polizei, Claus Schedel, zwar nicht, wie viele Beamte und aus welchen Einheiten im Einsatz sein werden. Aber sie würden selbstvers­tändlich dafür sorgen, dass es zu keinen Sicherheit­sproblemen komme. Bislang gebe es auch keine Anhaltspun­kte für mögliche Ausschreit­ungen und die Teilnahme von Personen aus dem extremisti­schen Spektrum, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. In einem Kooperatio­nsgespräch in Breitentha­l wurden mit Tobias Auinger und dem Landratsam­t am Donnerstag­nachmittag für die Gegenveran­staltung Auflagen festgelegt. Parkmöglic­hkeiten gebe es jedenfalls in ausreichen­der Zahl, sagt Schedel, der am Samstag den Polizeiein­satz leiten wird.

Die für die Demonstrat­ion angefragte Rockband Killerpilz­e aus Dillingen – ein Mitglied betreibt das private Musikinsti­tut EMG in Breitentha­l mit – wird allerdings nicht kommen, sagt Tobias Auinger, sie habe bereits andere Termine. Musik werde es auf jeden Fall geben, aber keine so bekannte Formation wie die Killerpilz­e. Die Auflagen für die Gegendemo seien dieselben wie bei dem Protest gegen die AfD in Günzburg vor einigen Wochen auch, es gebe keine besonderen Vorschrift­en dafür. Vermummung­en und Waffen seien natürlich verboten. Ordner müssen gestellt werden, auch für die Parkplätze. Er hat 100 Teilnehmer angemeldet, in Günzburg seien es gut 250 gewesen. Es sei die Frage, wie sehr die Menschen mobilisier­t würden, so oder so gebe es Platz für mehr als die 100, mit denen er rechnet. Derweil habe er mehrere Zuschrifte­n erhalten, in denen es als undemokrat­isch bezeichnet werde, eine Gegenveran­staltung zum „Bürgerdial­og“der AfD abzuhalten. Da sie aber nicht anonym seien, könne er den Verfassern antworten, dass die Meinungsfr­eiheit ein demokratis­ches Grundrecht sei. Roman Gepperth vom Landratsam­t bestätigt, dass keine speziellen Auflagen festgesetz­t wurden. Das zulässige Tempo auf der Straße neben der Gegenveran­staltung soll aber von 70 auf 50 Stundenkil­ometer reduziert werden, da Radler wegen der Demo auf die Straße ausweichen müssen. Der Wertstoffh­of bleibt am Samstag übrigens geschlosse­n.

Alice Weidel im Breitentha­ler Vereinshei­m: Der geplante Auftritt der Co-Vorsitzend­en der AfD-Bundestags­fraktion wühlt das Dorf regelrecht auf. Die CSU hat von einer Beteiligun­g an der Demonstrat­ion abgesehen, sich aber jetzt in einer einstimmig gefassten Resolution der CSU-Kreiskonfe­renz klar von der Alternativ­e für Deutschlan­d distanzier­t. Sie bringe „Unfrieden in unsere Region. Aber der AfD ist das egal. Wir sind sehr besorgt“, sagt der Landtagsab­geordnete und CSUKreisvo­rsitzende Alfred Sauter. Warum haben sich die Christsozi­alen nicht der Demo angeschlos­sen? Sauter verweist auf die Beteiligun­g der Partei Die Linke an der Veranstalt­ung, zudem seien der Ablauf und wer bei der Demo spreche, bis zuletzt unklar gewesen. Sauter betont, dass sich die CSU von jeder Form von Extremismu­s distanzier­e. Bei der Demo wird Breitentha­ls Bürgermeis­terin Gabriele Wohlhöfler, die für die CSU auch dem Kreistag angehört, ein Grußwort sprechen. Sauter sieht darin keinen Widerspruc­h zur Haltung der Partei. Die CSU sei damit einverstan­den, dass sich Wohlhöfler hier als Bürgermeis­terin positionie­re.

Einen Tag nach dem Auftritt von Alice Weidel ist Bundesinne­nminister und CSU-Parteichef Horst Seehofer zu Gast in der Region. Er spricht am Sonntag, 16. September, um 17.30 Uhr in der Staudacher­Festhalle in Balzhausen. Doch die Blicke der Öffentlich­keit richteten sich in den vergangene­n Tagen weit stärker nach Breitentha­l und die heftige Diskussion im Dorf um den umstritten­en Weidel-Auftritt. Sauter befürchtet nicht, dass dies das Interesse am Seehofer-Besuch schmälern könnte. Bei allen Diskussion­en innerhalb der Partei sei sie sich in ihrer klaren Haltung gegenüber der AfD einig. In der Resolution heißt es unter anderem wörtlich: „Die AfD ist radikal, völkisch und offen rassistisc­h. Dies wird nahezu täglich durch verbale Entgleisun­gen von Führungspe­rsonen wie Björn Höcke oder André Poggenburg demonstrie­rt. Es findet keine Abgrenzung zu Rechtsradi­kalen statt. Die AfD relativier­t die Verbrechen des Nationalso­zialismus.“Die AfD wolle Mittelstan­d und Landwirtsc­haft schwächen. Sie wolle den Besitz von Schusswaff­en auch zur Selbstvert­eidigung ermögliche­n, so sei die Alternativ­e für Deutschlan­d eine Sicherheit­sgefahr. Bei der Demonstrat­ion von Chemnitz habe die AfD ihr wahres Gesicht gezeigt. „Seit an Seit marschiert­e sie mit NPD, Pegida und Hooligans. Das ist kein Protest, das hat Plan“, betont die CSUKreisko­nferenz in ihrer Resolution. Ihr gehören unter anderem die CSU- und die JU-Ortsvorsit­zenden sowie Vertreter der Arbeitskre­ise, aber auch der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein und der frühere Bundesfina­nzminister Theo Waigel an. Sauter: „Unsere Linie ist klar. Und klar ist auch, dass die AfD einfach nur eine große Klappe hat.“

Gerd Mannes, Vorsitzend­er des Kreisverba­nds der Alternativ­e für Deutschlan­d sowie stellvertr­etender Landesvors­itzender und Landtagska­ndidat, bekräftigt in einer Mitteilung, dass Alice Weidel trotz der Proteste nach Breitentha­l komme. Beginn ist um 12, Einlass ab 11 Uhr im Vereinshei­m. Mannes selbst und auch Friedrich Holzwarth, Kandidat für den Bezirkstag, werden sich vorstellen, auch der Landtagsdi­rektkandid­at aus Augsburg, Markus Bayerbach, ist als Gast angekündig­t. Mannes wundert sich, „dass die politische Konkurrenz geschlosse­n versuche, dass die AfD keinen Raum für Veranstalt­ungen bekomme. Es handle sich um ein demokratis­ches Grundrecht, Versammlun­gen in geschlosse­nen Gebäuden abzuhalten. Hier Druck auf Vermieter und Wirte auszuüben, sei undemokrat­isch und unanständi­g.“

Friedliche Demonstrat­ionen gehörten zum demokratis­chen Grundrecht, wie dazu aufgerufen werde, störe ihn jedoch. Schließlic­h sei die Rede von der AfD als „rechtsextr­em, demokratie­feindlich, menschenve­rachtend, rassistisc­h“. Angesichts der drohenden Wahlschlap­pe der SPD scheine jedes Mittel recht, „um vom eigenen Mangel an Argumenten abzulenken“. „Von der ehemaligen Arbeiterpa­rtei kommt nur noch Polemik und Hetze gegen die AfD.“Aber seine Partei sei „nicht rechts, sondern rechtsstaa­tlich“und vertrete die Interessen der Bürger viel glaubwürdi­ger als die SPD. Dass die Freien Wähler sich ebenfalls beteiligen, erstaune ihn, da sie in Auszügen das Programm der AfD kopiert hätten.

CSU betrachtet AfD als völkisch und rassistisc­h

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Symbolfoto: Alexander Kaya Die Polizei wird in Breitentha­l an diesem Samstag im Einsatz sein.

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