Mittelschwaebische Nachrichten
Ein kräftiger Schuss vor den Bug
Der aufstiegshungrige VfL Günzburg verliert gleich zum Saisonstart. Trainer Hofmeister kommentiert in klaren Worten, warum in Rimpar nicht mehr drin war
Günzburg Spätestens das kleine Malheur während der Hinfahrt hätte den Handballern des VfL Günzburg klarmachen müssen, dass in der Bayernliga nichts von allein läuft. Besonders nicht in Rimpar. Das kleine Dorf am Main ist stolzer Zweitligist, dort wird nichts, auch keine zweite Mannschaft, dem Zufall überlassen. Doch die aufstiegshungrigen Weinroten nahmen die Reifenpanne an ihrem Mannschaftsbus nicht gebührend ernst. Sie präsentierten sich, wie Cheftrainer Stephan Hofmeister im Rückblick hart urteilte, „entrückt“. In der Halle kassierten sie dann in Form der total unerwarteten 26:30-Niederlage einen kräftigen Schuss vor den Bug.
Welche Worte Hofmeister auf dem Weg in die Startniederlage oder auch in der Nachbesprechung gegenüber seinen Schützlingen fand, ist nicht überliefert. Dass die Vorbereitungswoche auf das erste Heimspiel gegen Regensburg am kommenden Samstag keine angenehme wird, darauf müssen sich seine Spieler wohl gefasst machen. Doch Erfolg setzt eben die richtige Einstellung voraus – und davon war in Rimpar nicht allzu viel zu spüren. In selten gewählten Begriffen geißelte der Coach „Naivität und Selbstverliebtheit“unter den Seinen, dazu wollte er „mangelnden Respekt vor dem Gegner und die Nichtannahme einer offenen Wettkampfsituation“ausgemacht haben. Die Seinen hatten das Bayernliga-Eröffnungsspiel in Gedanken schon als gewonnen abgehakt, noch ehe der erste Ball geworfen war, formulierte Hofmeister gallig.
Dabei erwischte der VfL Günzburg sogar noch den etwas besseren Start – trotz einer frühen, berechtigten Zeitstrafe gegen Raphael Groß. Vor allem Dank des sehr gut aufgelegten Torwartes Dennis Mendle stand zunächst ein 3:4 auf der Anzeigentafel. Bis zum 9:8 durch den aktiven Michael Jahn war die Partie nach außen komplett ausgeglichen. Doch in der Abwehr sah es nie gut aus. Die Gastgeber waren schneller und kamen durch gut vorbereitete Körpertäuschungen und Kooperationen mit dem Kreisläufer ohne großen Aufwand in klare Abschlusssituationen. Und nachdem die erste Günzburger Torwart-Herrlichkeit vergangen war, begannen die Franken, die Begegnung zu kontrollieren. Die DJK spielte toll, führte zur Pause leistungsgerecht 16:12.
„Das kann nur besser werden“, dachte der grund-optimistische schwäbische Handballfan bei der Halbzeit-Brotzeit. Das wurde es auch; ein wenig, zumindest in der Abwehr. Eine Umstellung dort erleichterte die Arbeit. Doch in dieser Phase hielt der starke Rimparer Keeper seinen Farben den Abstand. Einen freien Wurf nach dem anderen entschärfte der scheinbar vielarmige Zerberus. Bis zur 47. Minute verkürzte das Gäste-Team um den wurf-witzigen Rechtsaußen Jonas Lehr einfach nicht. Zu viel wurde liegen gelassen. Einzelne Verzweiflungstaten folgten und anstelle der erfolgsgekrönten Aufholjagd stand es irgendwann 27:20. Beim 29:21 (54.) war die Messe noch vor dem Sonntag gelesen. Hofmeister kommentierte: „Es bestand im Prinzip nie eine Siegeschance, dazu fehlte die richtige Herangehensweise.“
In der Schlussphase gelang durch vier Treffer von Daniel Jäger und zwei Tore von Nico Jensen noch ein wenig Ergebniskosmetik. Rimpar war sich zu diesem Zeitpunkt aber bereits sicher, dass nichts mehr anbrennen kann. Der VfL-Trainer sah hier ein grobes Missverhältnis in der Herangehensweise, indem er bemerkte: „Zu diesem Zeitpunkt an diesem Tag gegen einen Gegner wie den VfL war das vertretbar, zu Spielbeginn eine grundfalsche Haltung.“(zg) VfL Günzburg Mendle, Bieber – Knittl (5/3), Jahn (2), Buck (1), Leix, J. Hermann, Groß, Jensen (6), Lehr (4/1), N. Hermann, Jäger (6), Scholz (2)