Mittelschwaebische Nachrichten
Tafeln für Frieden und Freiheit
Politik So kreativ wollen Mindelheimer am Dienstag dem Afd-bundeschef Alexander Gauland begegnen
Mindelheim Wenn am Vorabend des Tages der Deutschen Einheit die AFD zu einer großen Wahlveranstaltung im Mindelheimer Forum zusammenkommt, sind die Sicherheitsbehörden alarmiert. Seit Tagen bereiten sich Polizei, Landratsamt und Stadt Mindelheim auf den Abend vor. Mit Alexander Gauland kommt einer der Bundessprecher der Alternative für Deutschland in die Kreisstadt. Gauland ist wiederholt durch fremdenfeindliche und das Dritte Reich relativierende Aussagen in die Schlagzeilen geraten.
Im Sommer hatte Gauland den Nationalsozialismus als „Vogelschiss“in der Geschichte bezeichnet. Wörtlich hatte er in Thüringen gesagt: „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“. Die Empörung war groß angesichts von 50 Millionen Kriegsopfern, angesichts der systematischen Vernichtung der Juden und des „totalen Krieges“.
In Bezug auf den dunkelhäutigen Fußballnationalspieler und FC Bayern Spieler Jérôme Boateng hatte Gauland gesagt: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben“. Auch damit löste der Afd-politiker einen Sturm der Entrüstung aus.
Vor dem Hintergrund solcher Aussagen wird es am Dienstag, 2. Oktober, von 18 bis 22 Uhr zu einer Demonstration am Rande der Afdversammlung kommen. Die Afdveranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Unter dem Stichwort #Setzenstatthetzen wollen die Veranstalter allerdings nicht vorrangig gegen Gauland protestieren. „Wir wollen uns vielmehr für Solidarität, Gleich- heit, Freiheit und Frieden einsetzen“, sagt Markus Putz. Er und ein Kreis von Veranstaltern aus dem Raum Mindelheim haben sich mit einer Gruppe junger Leute aus dem Umfeld des Maristenkollegs zusammengetan und organisieren eine „Friedenstafel“auf der Krumbacher Straße zwischen Reichenwaller und Landsberger Straße. Dieser Abschnitt ist von 18 Uhr an für den Verkehr gesperrt. Auch der Platz vor der Eisdiele und am Theatereck darf von den Demonstrationsteilnehmern genutzt werden.
Die Veranstaltung wird explizit nicht von einzelnen Parteien getragen. Allerdings unterstützen einige wie die SPD, die Grünen oder die FDP die Gegenkundgebung. Politiker sollen also nicht auf der Veranstaltung sprechen.
Geplant ist, wie Mitorganisatorin Jasmin Nimar sagt, dass jeder Teilnehmer möglichst einen bunten Stuhl als Sitzgelegenheit mitbringt, um an der großen Tafel Platz zu nehmen. Dazu werden Biertische aufgestellt. Wie beim Augsburger Friedensfest Mitte August soll unter freiem Himmel getafelt werden. Es können also Speisen mitgebracht werden. Allerdings haben die Behörden ein paar Auflagen gemacht, die unbedingt eingehalten werden müssen. Glasflaschen und Dosen sind tabu, betont Markus Putz. Je 50 Teilnehmer müssen die Veranstalter auch einen Ordner stellen und im Anschluss wieder für Sauberkeit sorgen.
Die Organisatoren wollen auch für Live-musik sorgen. Vor allem aber sollen die Teilnehmer miteinander ins Gespräch kommen. Um 19.30 Uhr wird es in der Stadtpfarrkirche ein ökumenisches Friedensgebet geben, das Frater Michael Schmalzl leiten wird. Geplant ist auch, wie Jasmin Nimar sagt, auf mehreren Plakaten „menschenverachtende Aussagen“von Alexander Gauland anzuprangern. Bei den Behörden sind bis zu 250 Teilnehmer angegeben worden.