Mittelschwaebische Nachrichten
Mehr Wellness fürs Waschen
Aufgefallen
Manches glaubt man ja gar nicht. Da lebt man in einer Zeit, in der in vielen Häusern kein geräumiges Badezimmer mehr den Bedürfnissen der Bewohner gerecht zu werden scheint. Nasszelle ist längst ein Unwort. Walk-in-Dusche mit Regenbrause zum Relaxen heißt die geräumige Einrichtung heute. Überhaupt spricht kaum noch einer von Badezimmer. Wellnessoase, privates Spa nennt sich der Raum, der offensichtlich vor allem eines bieten soll: Entspannung. Vielleicht ist hier der Hund auch begraben. Vielleicht wird vor lauter Kuscheln in der warmen Whirl-Wanne mit eingebauten Sprudel- und Massagedüsen die Grundlage jeder Hygiene schlicht vergessen. Oder wie soll man sich sonst erklären, dass viele die Hygieneregel Nummer eins nicht beherrschen und sich nicht gründlich und oft genug die Hände waschen? Und das in einer Zeit, in der es an Waschgelegenheiten wahrlich nicht mangelt, jede Drogerie desinfizierende Handgels anbietet und Seife kein Luxusgut mehr ist.
Heute ist Händewaschtag. Passt. Denn es ist auch Grippezeit. Und da zählt richtiges Händewaschen bekanntlich zu den einfachsten Schutzmaßnahmen. Bekanntlich? Vergessen Sie’s. Auch das wissen laut Umfragen die wenigsten. Man glaubt es gar nicht.
Vielleicht ist es an der Zeit, für mehr Wellness beim Waschen Werbung zu machen. Viele Menschen sind ja so. Sie machen gern, was angesagt ist. Yoga, Achtsamkeit, Flow – alles super. Also sollte über jedem Waschbecken ein Schild mit Wohlfühl-Tipps hängen. Etwa so: Nehmen Sie sich kurz Zeit. Spüren Sie Ihre Finger. Sie haben zehn! Alle wollen Seife. Auch die Zwischenräume. Verweilen Sie. Reiben Sie Ihre Finger gründlich ein und entdecken Sie die Energieflüsse. Genießen Sie nun das Wasser über Ihren Händen und seien Sie dankbar für diesen Augenblick …
Ob dies aber auf Herrentoiletten auch Wirkung hat? Dort scheint mehr Werbung fürs Händewaschen besonders wichtig zu sein. Die Hochschule Heidelberg überschrieb eine Studie über Hygiene mit den Worten: „Hände weg von Männerhänden“. Vielleicht sollte dort einfach, wenn Wasserhahn und Seifenspender nicht benutzt wurden, eine Stimme rufen: Pfui Deifi!