Mittelschwaebische Nachrichten
CSU und SPD brechen ein
Landtagswahl Heftige Verluste für beide Parteien im Stimmkreis. AfD, Grüne und Freie Wähler liegen nahezu gleichauf. Deutlich höhere Wahlbeteiligung als vor fünf Jahren
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“: Es ist eine bekannte, manchmal auch etwas inflationär gebrauchte Redewendung. Doch an diesem Wahlabend erhielt die Redewendung eine denkwürdige Bedeutung. Viele blickten am Sonntagabend auf den Ergebnisdienst des Landratsamtes im Internet. Die Resultate der einzelnen Parteien waren Kommune für Kommune in Balkengrafiken dargestellt. In vielen Kommunen fehlte die rote Farbe. Die SPD ist gewissermaßen in der Rubrik „Sonstige“verschwunden. In manchen Gemeinden bewegen sich die Stimmenzahlen sogar nur noch im einstelligen Bereich. Zum Vergleich: Im Jahr 1998 kam der SPD-Direktkandidat Gerd Olbrich (Thannhausen) bei der Landtagswahl auf beachtliche 26,1 Prozent der Stimmen. Nun erreichte SPDKandidat Tobias Auinger 6,3 Prozent. Er sprach von einem „Tiefschlag“, von dem sich die Partei erst einmal erholen müsse. Doch nicht nur die SPD (sie kam im Kreis bei den Zweitstimmen gerade einmal auf 6,1 Prozent (2013 waren es 14,1 Prozent) hat es „schwer erwischt“am Sonntagabend. Zu einem „Tiefschlag“wurde das Ergebnis auch für die CSU. Sie kam bei den Zweitstimmen auf 44,5 Prozent – 2013 lag sie noch bei 57,8 Prozent). Alfred Sauter, der seit 1990 für die CSU dem Landtag angehört, Minister und Staatssekretär in drei Ministerien war, erhielt 41,0 Prozent und ist damit wieder direkt gewählt. Doch vor fünf Jahren waren es noch 55,0 Prozent. In seiner Heimatstadt Ichenhausen kam Sauter auf 39,8 Prozent, vor fünf Jahren waren es 53,1 Prozent.
Ein weiterer Blick zurück ist bei der Einordnung von Wahlergebnissen oft aufschlussreich. 2003 (der damalige CSU-Ministerpräsident Edmund Stoiber konnte nach dieser Wahl mit einer Zweidrittelmehrheit regieren) erhielt Sauter 68,4 Prozent der Stimmen, das Zweitstimmenergebnis lag noch ein Prozent darüber. Und es gab damals im heimischen Stimmkreis Gemeinden, da spielten andere Parteien neben der CSU de facto keine Rolle. Diese Zeiten wirkten am Sonntagabend gewissermaßen Lichtjahre entfernt.
So sprach Alfred Sauter mit Blick auf das aktuelle Ergebnis von einem „Härtetest für die CSU bezüglich Konzentration, Geschlossenheit und Disziplin.“Es gehe jetzt nicht darum, einen Schuldigen für dieses Ergebnis zu suchen. „Wir müssen in der Sache aufarbeiten. Politische Menschenopfer lösen keine Sachprobleme“, betonte er. Auch im Kreis Günzburg sind die Grünen, die AFD und die Freien Wähler Gewinner der Wahl, doch anders als im Bayerntrend liegt die AfD im Kreis mit 13,7 Prozent der Zweitstimmen knapp vor den Grünen (13,5 Prozent, 2013: 6,6 Prozent), knapp dahinter liegen die Freien Wähler (12,0 Prozent, 2013: 7,3 Prozent).
In nicht wenigen Orten lagen Grüne, AfD und Freie Wähler relativ nah beieinander. In manchen Gemeinden lag die AfD gar über 20 Prozent der Stimmen. Bei der Bundestagswahl vor einem Jahr hatte die AfD im Krumbacher Ortsteil Hohenraunau noch 33,6 Prozent der Zweitstimmen erhalten. Diesmal war das Ergebnis nicht so hoch, aber es waren mit 22,4 Prozent deutlich über 20 Prozent der Zweitstimmen. Maximilian Deisenhofer kandidierte 2013 als Grünen-Direktkandidat im heimischen Stimmkreis für den Landtag. Diesmal trat er im benachbarten Stimmkreis Augsburg-LandSüd an. Doch auch in seinem Heimatort Krumbach war er infolge des bayerischen Wahlrechts über die Zweitstimme wählbar. In etlichen Krumbacher Ortsteilen lagen die Grünen bei den Zweitstimmen über 20 Prozent. In der traditionellen SPD-Hochburg Günzburg (die SPD stellt dort seit Langem den Oberbürgermeister) erhielt die CSU 39,6 Prozent der Zweitstimmen (2013: 51,4 Prozent). Die Grünen kamen auf 15,6 Prozent (2013: 7,7 Prozent). Die Freien Wähler kamen auf 11,3 Prozent (2013: 6,5 Prozent), die AfD erhielt 12,8 Prozent. Die SPD kam auf lediglich 9,5 Prozent (2013: 19,8 Prozent).
Alfred Sauter direkt gewählt, aber deutliche Verluste
SPD auch in der Hochburg Günzburg schwach
In Krumbach kam die CSU bei den Zweitstimmen auf 40,0 Prozent (2013: 55,6 Prozent), die Grünen lagen bei 20,4 Prozent (9,1 Prozent), die AfD kam jetzt aus dem Stand auf 14,1 Prozent, die Freien Wähler erhielten 11,0 Prozent (2013: 7,2 Prozent), auf die SPD entfielen gerade einmal noch 5,8 Prozent (2013: 14,3 Prozent). Krumbach ist die Heimat des SPD-Kreisvorsitzenden Achim Fißl. Er war 2013 der Landtagskandidat der SPD, diesmal kandidierte er für den Bezirkstag. Ausschlaggebend für die Sitzverteilung im Landtag ist das Parteienergebnis, bei dem Erst- und Zweitstimmen zusammengezählt werden. Eine stärkere Wahlbeteiligung als im Jahr 2013 – viele hatten dies nicht zuletzt mit Blick auf einen phasenweise geradezu erbittert geführten Wahlkampf erwartet. In diesem Jahr lag die Wahlbeteiligung im Stimmkreis bei 68,6 Prozent – eine deutliche Steigerung. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren es 59,9 Prozent, 2008 53,5 Prozent.