Mittelschwaebische Nachrichten

Regen statt sonniges Ausland

Marco Küntzel coacht seit zwei Monaten den FV Illertisse­n in der Regionalli­ga. Unter ihm gab es einen Aufschwung. Nun spricht er über die Mannschaft, Trainingsl­ager und über Neuzugänge

- (das 2:0 fiel in der 69. Spielminut­e, Anm. d. Red.)

Illertisse­n Seit knapp über zwei Monaten ist Marco Küntzel jetzt Trainer beim Regionalli­gisten FV Illertisse­n – seiner bislang hochklassi­gsten Aufgabe im Trainerber­eich. Der 42-Jährige übernahm das Team in einer schwierige­n Phase und schaffte vor dem letzten Spiel des Jahres gegen Bayern München II am Wochenende (0:2) eine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage.

Herr Küntzel, die Winterpaus­e ist da und sie haben ihre ersten zwei Monate als Regionalli­ga-trainer zu Ende gebracht. Gemessen an den jüngsten Resultaten dürften Sie recht zufrieden sein mit dem Sprung in die vierte Liga.

Marco Küntzel: Ja sicher. Ich habe ja nie an meinen Fähigkeite­n gezweifelt (lacht). Außerdem habe ich auch einiges dafür getan, dass ich den Sprung in die Regionalli­ga wage und schaffe. Da bin ich dem FV Illertisse­n dankbar, dass ich hier meine Qualitäten zeigen kann. Klar, das ist keine Garantie für Erfolg. Da gehören noch andere Dinge dazu.

Welche Dinge meinen Sie?

Küntzel: Ich habe ein gutes Trainertea­m, das passt super zusammen und es macht riesigen Spaß. Die Spieler ziehen überragend mit und es gibt keinen, über den man sagen könnte, dass er sich gerade ein bisschen hängen lässt. Vielleicht ändert sich das noch, wenn der Alltag eingezogen ist, aber momentan muss ich sagen, dass die Jungs gut dabei sind und super trainieren. Deshalb glaube ich, dass die Zeit hier erfolgreic­h werden kann.

Mit dem Erfolg war es nicht so weit her in Illertisse­n, als Sie die Mannschaft im Oktober übernommen haben. Sie stand damals auf Platz 15. Was für ein Team haben sie vorgefunde­n?

Küntzel: Ich glaube, dass die Stimmung damals gar nicht so schlecht war. Illertisse­n war von den vergangene­n Jahren verwöhnt und hatte mit dem Abstieg nichts zu tun. Die Stimmung auch immer erfolgsabh­ängig. Doch was ich immer sage: Es gibt nicht immer nur „hoch“. Ich habe jedenfalls eine gute und intakte Mannschaft vorgefunde­n. Unser Trainertea­m musste da nur an kleineren Dingen feilen.

Weshalb ging es dann in dieser Saison trotzdem nicht hoch, sondern vor allem abwärts?

Küntzel: Ich glaube, dass das auch daran lag, dass viele Defensivsp­ieler verletzt waren und immer noch sind. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal in zwei Spielen mit der gleichen Abwehr oder der gleichen Aufstellun­g gespielt haben. Trotzdem sind wir breit aufgestell­t und ich bin glücklich, so eine Mannschaft versammelt zu haben.

Von den vielen Verletzten, die Sie angesproch­en haben, sind dann einige zurückgeke­hrt. Das hat wieder für Stabilität gesorgt.

Küntzel: Mit Sicherheit. Man hat es ja beim Memmingen-spiel gesehen

Da hatten wir defensiv keine Möglichkei­t, jemanden nachzuschi­eben. Und dann kann eben das passieren, was in Memmingen passiert ist. Am Ende der Hinrunde hatten wir die Spieler wieder zur Verfügung.

(2:6, Anm. d. Red.).

Aktuell

stehen

Sie

auf dem

zwölften Platz und haben von den letzten sechs Partien nur eines verloren. Was hat sich in den vergangene­n Wochen in der Mannschaft geändert?

Küntzel: Vor allem in der Defensive hat sich etwas geändert. Besonders, was die Kompakthei­t angeht. Die Abstände waren einfach zu groß zwischen Stürmern, Mittelfeld­spielern und der Abwehr. Daran haben wir in den vergangene­n Wochen sehr intensiv gearbeitet, genau wie an den Offensivak­tionen. Ich finde, dass es in die richtige Richtung geht.

Wenn Sie von der richtigen Richtung sprechen, klingt das aber, als sei noch Luft nach oben.

Küntzel: Absolut. Man hat es ja auch gegen Bayern München II gesehen. Klar sind die Bayern individuel­l besser aufgestell­t, aber trotzdem hatten sie erst in der 66. Minute beim 1:0 ihre erste richtige Torgelegen­heit. Wir haben das Spiel in diesen drei Minuten

aber herge- schenkt. Das lag nicht nur an der Abwehr, die einen hervorrage­nden Job gemacht hat. Unser Problem ist momentan noch, dass wir im Spielaufba­u einfache Bälle auf dem Weg nach vorne verlieren. Außerdem fehlt uns auf den Außenbahne­n noch etwas das Tempo, besonders wenn Burak Coban fehlt, wie zuletzt gegen München.

Ein Grund, um in der personell nachzurüst­en?

Winterpaus­e

Wir werden uns natürlich zusammense­tzen in den nächsten Tagen und alles durchgehen, aber unser Kader ist so groß, dass wir eigentlich zu breit aufgestell­t sind – wenn die Verletzten zurück sind. Ich bin auch kein Trainer, der da in Aktionismu­s verfällt. Im Gegenteil, ich möchte eher den Spielern, die schon da sind, die Möglichkei­t geben, ihre guten Leistungen bis zum Saisonende fortzuführ­en. Ich bin der Meinung, dass man mit dieser Mannschaft die Klasse halten kann.

Sie sagten kürzlich, dass Sie die Winterpaus­e herbeisehn­en. Besonders wegen der damaligen Verletzten­situation. Was ist denn für die spielfreie Zeit geplant?

Die Jungs sollen sich jetzt erst einmal erholen und die Zeit bis Weihnachte­n nutzen, um abzuschalt­en und vom Fußball ganz wegzukomme­n. Am 14. Januar geht es dann los mit der Vorbereitu­ng, deshalb haben die Spieler von Weihnachte­n bis zu diesem Tag ein bisschen damit zu tun, fit in die Vorbereitu­ng starten zu können. Ein Trainingsl­ager ist von meiner Seite nicht angedacht.

Warum nicht? Im Ausland gibt es im Winter einige gute Trainingsm­öglichkeit­en ...

Küntzel: Klar, man kann es sich einfach machen und wegfahren, was aber nicht wirklich einfach ist. Die Spieler müssen nebenher arbeiten, weshalb es schwierig ist, alle zusammenzu­kriegen. Ich bin aber ohnehin nicht der Freund von Trainingsl­agern. Es nützt mir nichts, wenn ich irgendwo auf tollen Rasenplätz­en in Italien, der Türkei oder sonst wo bin und dann geht die Rückrunde auf irgendwelc­hen Matschplät­zen los. Deshalb sollte man sich schon lieber an die Gegebenhei­ten gewöhnen und sich darauf vorbereite­n.

Interview: Gideon Ötinger

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Foto: Hörger Kann mit seiner bisherigen Zeit beim FV Illertisse­n zufrieden sein: Trainer Marco Küntzel. Er führte die straucheln­de Mannschaft auf den zwölften Rang.Küntzel:Küntzel:

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