Mittelschwaebische Nachrichten
Die Kinder heute sind ganz schön gewieft
Brauchtum Was den Nikolaus vom Weihnachtsmann unterscheidet und was er mit seinen Helfern in Krumbach in diesem Jahr alles erlebt hat / Von Thomas Niedermair
Krumbach „Es geht darum, den Kindern unser ureigenes Brauchtum zu vermitteln und an den heiligen Bischof von Myra zu erinnern.“Harald Klein von der DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg), der gemeinsam mit seiner Frau Sabine Nikolausbesuche in Krumbacher Familien organisiert, ist selbst seit über drei Jahrzehnten am 5. und 6. Dezember im Kostüm des christlichen Wohltäters im Einsatz. Wichtig ist ihm der Hinweis darauf, dass „der Weihnachtsmann bevorzugt in Amerika und dort erst um Heiligabend herum für die Bescherung sorgt“. Dass (nicht nur) im Krumbacher Weltladen „richtige SchokoNikoläuse statt Weihnachtsmännern angeboten werden“, erfüllt ihn ebenso mit Freude wie die Tatsache, dass „in den Krumbacher Kindergärten nach wie vor Besuche vom Bischof Nikolaus und nicht vom Weihnachtsmann erwünscht sind“.
Bei aller Routine, die sich bei Klein nach über 30 Jahren durchaus mal einstellen kann, ist ihm die Freude an seinem Dienst als gabenbringender Besucher nicht abhandengekommen, „auch wenn sich in den letzten Jahren einiges geändert hat“.
Heutzutage gebe es, sagt Klein, „ziemlich häufig ein gewisses Defizit im Hinblick auf religiöses Basiswissen“. Über den im 4. Jahrhundert im kleinasiatischen Lykien, einem griechisch geprägten Teil des Römischen Weltreiches (in der heutigen Türkei), lebenden und wirkenden Heiligen herrsche heute oft große Unkenntnis bei Kindern und Erwachsenen. Deshalb solle bei den Besuchen in den Familien, die in Absprache mit den Eltern vorbereitet werden, neben den von den Kindern präsentierten kleinen Gedichten, Sprüchlein und Liedern und den vom Nikolaus behandelten Regeln aus dem Goldenen Buch auch Informatives über den Heiligen vermittelt werden.
„Dabei machen wir uns im Vorfeld auch Gedanken, ob es etwas Neues über den Nikolaus zu erzählen gibt, statt jedes Jahr auf die immer gleichen Geschichten zurückzugreifen“, betont Klein, der mit 16 Jahren erstmals als Knecht Ruprecht in Erscheinung trat und mit 18 als Nikolaus debütierte. Vor dem Knecht Ruprecht, dem in früheren Zeiten nicht selten ein wenig groben Helfer des Bischofs, müsse sich übrigens heute kein Kind mehr fürchten, denn der einst recht finstere Geselle werde den Kleinen heute eher mal als anschauliches Beispiel für mangelhafte Körperpflege („Schaut, der Knecht Ruprecht putzt seine Zähne auch nicht gut!“) vorgeführt.
„Wir sind in drei Gruppen unterwegs“, erläutert Klein, „wobei eine Gruppe jeweils aus Nikolaus, Knecht Ruprecht und einem Fahrer besteht“. Nach Möglichkeit bemühe man sich, dass ein Nikolaus, der eine Familie bereits im Vorjahr besucht hat und den Kindern also bereits vertraut ist, bei ebendieser Familie wieder zum Einsatz kommt.
Harald Klein betont, dass sich die Kinder bei den Hausbesuchen in der Regel sehr respektvoll und höflich verhalten „und manchmal auch ganz schön gewitzt und gewieft sein können, wenn sie zum Beispiel darauf aufmerksam machen, dass der Nikolaus doch keine Turnschuhe trägt“. Sehr erfreulich sei, dass „die positive Resonanz von Elternseite aus in letzter Zeit schon deutlich zugenommen hat“.
Während Klein und seine Mitstreiter im Haus St. Michael ins festliche Bischofsgewand des Nikolaus beziehungsweise in die zottelige Kluft von Knecht Ruprecht schlüpfen, um sich auf den Weg zu machen, ist auch ihnen nicht nur etwas vom kindlichen Spaß am Verkleiden anzumerken, sondern auch die Genugtuung darüber, dass „die Besuche Kleinen und Großen viel Freude machen können“. Wenn dabei auch noch Wissenswertes über einen großen und zudem sympathischen christlichen Heiligen vermittelt werde, könne das Engagement der DPSG-Aktiven als erfolgreich gewertet werden.