Mittelschwaebische Nachrichten
Ein Freiluftklassenzimmer auf dem Schulhof
Beim Mittelschulverband Ichenhausen ging es um ein Projekt mit der Wirtschaftsvereinigung
Ichenhausen Wie kann man Schülern Handwerksberufe näherbringen? An der Freiherr-von-stain-mittelschule in Ichenhausen ist ein im Landkreis einzigartiges Projekt gestartet. Rektor Otto Imminger stellte es bei der Verbandsversammlung des Mittelschulverbands am Donnerstag vor.
Im Zusammenwirken der Wirtschaftsvereinigung Ichenhausen und der Lehrerschaft lernen an festgelegten Tagen, den sogenannten „Azubini-tagen“, 85 Schüler der achten und neunten Klassen einmal im Monat in einem heimischen Betrieb praxisnah einen von ihnen gewählten Wunschberuf aus fast 20 verschiedenen Berufen kennen. Bei dem Projekt entsteht gleichzeitig etwas Besonderes: Unter der Anleitung der Betreuer arbeiten die „Azubinis“bei der Herstellung von Teilen einer Sitzgruppe für den Pausenhof, darunter Sichtwände oder Holz- und Metallbänke, aktiv mit. An der Stelle, an der sich bisher ein Klettergerüst befand, soll eine Art Freiluftklassenzimmer entstehen. Mit inbegriffen sind unter anderem Elektro- und Betonarbeiten sowie Vorbereitungen für die Einweihung. „Die Schüler erarbeiten etwas für die Schule und lernen nebenbei Berufe aus den Betrieben kennen“, zeigte Rektor Imminger das Ziel des Projekts auf. Am zweiten Azubinitag sei bereits unter Anleitung mit einem Minibagger ein Graben für Leerrohre für Elektroanschluss und Blitzschutz ausgehoben, diese verlegt, und anschließend wieder verfüllt worden. Andere Schüler seien vor Ort in den Betrieben gewesen. Eine Win-win-situation, wie Konrektor Patrick Kastner betonte: Die Berufsorientierung sei einer der wichtigsten Zweige an der Mittelschule. Gleichzeitig entscheide sich der eine oder andere Schüler später tatsächlich für eine Ausbildung in einem der beteiligten Unternehmen.
Deutlich wurde, dass die Betriebe dafür Zeit und auch Geld aufwenden. „Die Unternehmen unternehmen etwas“, war man sich einig. Im Frühjahr soll das Projekt abgeschlossen werden. Ob eine der nächsten Verbandssitzungen vielleicht sogar im Freiluftklassenzimmer stattfinden könne, werde sich zeigen.
Thema waren auch einige der sich in der Nähe befindenden Bäume: Nach zehn Jahren entwickeln sich diese nicht so, wie es vorgesehen war, zu einer Art „geschlossenem Dach“. Ein solches könnte es mit einer Beschattung beim Klassenzimmer im Freien geben. Man werde sich mit den Bäumen befassen, wenn die Sitzgruppe fertig sei, schlug Ichenhausens erster Bürgermeister und Verbandsvorsitzender Robert Strobel vor. Beim Förderprogramm Digitalbudget für das digitale Klassenzimmer gewährt der Freistaat der Freiherr-von-stain-mittelschule für das Jahr 2018 Mittel in Höhe von rund 26800 Euro. Das Programm läuft über drei Jahre. Wenn es so weitergeführt werde, stünden der Mittelschule, bei einer zehnprozentigen Beteiligung rund 76000 Euro zur Verfügung. Jede Schule müsse sich dabei nach den entsprechenden Vorgaben und in einer gewissen Bandbreite bewegen sowie ein Medienkonzept vorweisen, wie Ichenhausens Kämmerer Michael Fritz erklärte.
Schulreferent Reinhold Lindner zeigte sich besorgt, dass es im Verband mit den anderen Schulen Probleme geben könne, wenn jede dann ihr eigenes „Süpple“koche. Er hätte sich eher einen Rahmenplan mit groben Richtlinien gewünscht. Weniger Bedenken zeigte Konrektor Patrick Kastner, der gleichzeitig über die zwischenzeitlich gut ausgestatteten Klassenzimmer informierte: Die Software sei das kleinste Problem, wenn die Hardware eine ähnliche sei, werde es funktionieren.