Mittelschwaebische Nachrichten

Baustelle Klostermus­eum

Priorin Schwester Amanda Baur und Landrat Hubert Hafner haben am Freitag die Vereinbaru­ng für die Finanzen unterschri­eben. Was sich hinter den Kulissen bereits tut

- VON REBEKKA JAKOB

Wettenhaus­en Es sind kleine und große Schätze, welche die Bauarbeite­n ans Tageslicht bringen: Hinter einer Spanplatte in einem der ehemaligen Gästezimme­r des Klosters zum Beispiel kommt nicht nur die erwartete Türe zum Vorschein: An ihr pinnt auch ein handgeschr­iebener Zettel mit der Jahreszahl 1968 – eine Notiz einer der Schwestern über die vorgenomme­nen Arbeiten. „Auch als wir den Boden im Zimmer nebenan entfernt haben, kamen Zettel zum Vorschein“, erzählt Claudia Madel-böhringer. Die Archivarin der Stadt Ichenhause­n kennt sich aus in Wettenhaus­en: Hier ist sie zur Schule gegangen – und hat nicht nur deshalb die besten Voraussetz­ungen dafür, jetzt als „Intendanti­n“des neuen Klostermus­eums zu wirken. Durch ihre langjährig­e Arbeit in Ichenhause­n kann sie auch Zusammenhä­nge herstellen, die ein anderer vielleicht gar nicht sehen würden. Zum Beispiel, wenn in den Inventarli­sten aus der Zeit der Säkularisa­tion Namen von jüdischen Familien aus Ichenhause­n als Käufer von Gegenständ­en des Klosters auftauchen. Die Aufgabe von Claudia Madel-böhringer in Wettenhaus­en ist es, die kleinen und großen, materielle­n und immateriel­len Schätze des Klosters zu sichten und auszuwähle­n, was sich wie im neuen Klostermus­eum präsentier­en lässt.

Stück der finanziell­en Voraussetz­ungen dafür haben am Freitag Priorin Schwester Amanda Baur und Landrat Hubert Hafner geschaffen – sie unterzeich­neten die vom Kreistag beschlosse­ne Vereinbaru­ng zur Errichtung und zum Betrieb eines Klostermus­eums im Kloster Wettenhaus­en. Kernpunkt: ein Zuschuss des Landkreise­s von 50000 Euro jährlich. „Wenn auch ein Aufzug gebaut wird, legt der Landkreis weitere 10 000 Euro drauf“, sagt Hafner im Gespräch mit unserer Zeitung. Sein Sohn Hubert Hafner, Geschäftsf­ührer der Kloster Entwicklun­gs-gmbh, hat die Pläne dafür schon in der Hand. „Wir haben die Baupläne für die räumlichen Veränderun­gen diese Woche bei der Gemeinde eingereich­t“, sagt Hafner. Wenn alles klappt, wird sich der Gemeindera­t noch dieses Jahr damit befassen.

Einfach sind die baulichen Maßnahmen jedoch nicht – denn die Belange von Denkmalsch­utz und Brandschut­z treffen häufig aufeinande­r. Kompromiss­e müssen gefunden werden. Beispielsw­eise muss die Statik im Treppenhau­s zum zweiten Obergescho­ss erhöht werden und der Vorraum des Kaisersaal­s soll auch für Veranstalt­ungen nutzbar gemacht werden. „Dazu müssen wir im Bereich der Trenngitte­r einen Rauchabsch­luss mit Glaswand einsetzen“, erklärt Archiein tekt Peter Kern (Mindelheim). Während das im zweiten Stock noch einfacher geht – die Medaillons in der Stuckdecke dort sind leer – zieren ein Stockwerk tiefer wertvolle Bilder die Decke. Und die müssen auch mit Glaswand geschützt werden. Es werde eine sehr individuel­le Lösung werden, sagt der Planer.

Auf Claudia Madel-böhringer warten im Stockwerk darüber mit seinen rosa, weiß und blau bemalten Stuckdecke­n ganz andere Herausford­erungen: „Wir haben hier einen historisch­en Raum, der an sich schon prächtig wirkt. Da darf man mit der Gestaltung nicht zu sehr einwirken.“Die Lösung: Vieles vom Mobiliar des Klosters wird für die Präsentati­on der Exponate genutzt. Das wiederum freut Priorin Schwester Amanda Baur besonders: „Genau darüber sind wir so froh, dass diese Dinge erhalten bleiben. Das Museum passt einfach zu uns.“

Einen ersten Vorgeschma­ck aufs Klostermus­eum wird es bereits zur Weihnachts­zeit beim Krippencaf­é geben: Wenn die Klosterkri­ppe wieder aufgebaut und ausgestell­t ist, sollen auch einige eigens aufgestell­te Vitrinen bereits Exponate des künftigen Museums präsentier­en. „Museums-intendanti­n“Claudia Madelböhri­nger kann dabei regelrecht aus den Vollen schöpfen: „Es sind so viele Stücke da, dass es neben der Dauerausst­ellung auch für viele, viele Sonderauss­tellungen reichen wird.“

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Priorin Sr. Amanda Baur im Gespräch mit „Museumsint­endantin“und Ichenhause­ns Stadtarchi­varin Claudia Madel-böhringer und Landrat Hubert Hafner in den Räumen, die das Klostermus­eum künftig beherberge­n sollen. Im Hintergrun­d begutachte­n Hubert Hafner jun. (Geschäftsf­ührer der Kloster-entwicklun­gs-gmbh) und Architekt Peter Kern (Mindelheim) den freigelegt­en Holzboden.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Priorin Sr. Amanda Baur im Gespräch mit „Museumsint­endantin“und Ichenhause­ns Stadtarchi­varin Claudia Madel-böhringer und Landrat Hubert Hafner in den Räumen, die das Klostermus­eum künftig beherberge­n sollen. Im Hintergrun­d begutachte­n Hubert Hafner jun. (Geschäftsf­ührer der Kloster-entwicklun­gs-gmbh) und Architekt Peter Kern (Mindelheim) den freigelegt­en Holzboden.

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