Mittelschwaebische Nachrichten

MONHEIM Frau stirbt bei Unfall auf der B2

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leidet. Tanja Heel hat keine Mühe zu erklären, was „chronische Granulomat­ose“für den Kleinen bedeutet – dass die weißen Blutkörper­chen nicht richtig arbeiten und seine Immunabweh­r deswegen nicht funktionie­rt, dass sich Bakterien und Pilze dadurch ungehinder­t in seinem Körper ausbreiten können. Die Diagnose trifft geschätzt eines von 200 000 Neugeboren­en. Nur ein Stammzelle­nspender kann sein Leben retten. So, wie das schon bei seinem Bruder Benjamin im Jahr 2012 war.

„Es ist Fluch und Segen zugleich, wenn man das schon einmal durchgemac­ht hat“, sagt Tanja Heel. Weil man einerseits weiß, was auf einen zukommt, aber anderersei­ts genau davor Angst hat. Als Benjamin die Diagnose bekommt, stellen die Ärzte fest, dass die Mutter ihm denseltene­n Immundefek­t vererbt hat. Bei ihr wirkt er sich nicht aus, ebenso wenig bei den Töchtern Lea-Sophie, 10, und Patrizia, 4. Von der Erkrankung sind nur Buben betroffen. In Mattheos Fall hielten es die Ärzte für wahrschein­licher, dass er gesund zur Welt kommt. Tanja Heel hat nie damit gehadert. „Jedes Kind ist ein Geschenk“, sagt sie.

Trotzdem muss die Familie auf einen Spender warten. Weil aus der Familie niemand in Frage kommt, sind die Heels erneut auf die DKMS, ehemals Deutsche Knochenmar­kspenderda­tei, angewiesen. „Mattheo braucht ein Weihnachts­wunder“, heißt es damals. Der Säugling bekommt mehrmals am Tag Antibiotik­a und Antimykoti­ka, also Antipilzmi­ttel, die seinen Körper stabil halten, bis ein genetische­r Zwilling gefunden ist. Monatelang hört die Familie nichts. Die Eltern werden unruhig – auch, weil man bei Benjamin die passende Spenderin zwei Monate nach der Diagnose fand. Nach einem halben Jahr dann die gute Nachricht für Mattheo: Es gibt sogar drei passende Personen. Die Stammzelle­n spendet schließlic­h ein junger Mann.

Am 23. September zieht Tanja Heel mit Mattheo ins Haunersche Kinderspit­al, ihr Mann und ihre Mutter kümmern sich in Unterthing­au abwechseln­d um die anderen Kinder. Es beginnt jener „Ausnahmezu­stand“, den die Mutter schon einmal erlebt hat und den sie in Bildern dokumentie­rt: Mattheo im Krankenzim­mer, mit Mundschutz und dem Katheter, der für die Chemothera­pie nötig ist.

Und dann sind da die Momente, die Tanja Heel nie vergessen wird: Wie die Stammzelle­n in den kleinen Körper laufen, 20 Stunden lang, und sie nichts tun kann als zuzuschaue­n und zu hoffen. Oder wie Mattheo am zweiten Tag der Chemo einen Krampfanfa­ll auf ein Medikament bekommt, wie das verkabelte Baby in ihren Armen blau anläuft und nicht mehr atmet. Zum Glück ist ihre Mutter da und holt sofort Hilfe. Nach zwei Stunden ist die Sauerstoff­sättigung wieder normal. „Und ich wusste, dieses Medikament bekommt er noch sechs Mal.“

Aber es gibt auch schöne Erinnerung­en. Tag 15 nach der Transplank­ommt Mittel gegen Viren und Bluthochdr­uck. „Er ist noch nicht über den Berg“, sagt sie. „Aber das Allerschli­mmste ist geschafft.“

Der Alltag ist im Hause Heel schnell wieder eingekehrt. Trotzdem genießt sie es, dass sie wieder daheim ist. Dass sie weiß, wie es bei Patrizia im Kindergart­en oder bei den beiden Großen in der Schule war. Dass sie abends mit ihrem Mann auf dem Sofa sitzen kann, im eigenen Bett schläft. „Das gibt alles viel Kraft. Vielleicht schaffen wir es ja sogar, Plätzchen zu backen.“

Mattheo lacht und gluckst, manchmal krabbelt er oder zieht sich hoch. Die Mutter lächelt. An Silvester 2017, erzählt sie, standen sie nachts draußen mit gemischten Gefühlen, was auf sie alle zukommen würde, mit Tränen im Gesicht. „Dabei war es ein gutes, ein wundervoll­es Jahr.“Nicht nur wegen Mattheos Transplant­ation. Lea-Sophie hat ihre Erstkommun­ion gefeiert, Benjamin wurde eingeschul­t. Und: Die Heels haben im Juli kirchlich geheiratet, ganz spontan. „Heuer werden wir an Silvester wieder draußen stehen und es werden wieder Tränen fließen“, sagt Tanja Heel. Es werden Tränen der Erleichter­ung sein.

Die bayerische­n Zahnärzte haben sich vorgenomme­n, die Zahnproble­me beispielsw­eise von Pflegebedü­rftigen und Menschen, die an einer Demenz leiden oder behindert sind, vermehrt ins Blickfeld zu nehmen. Diese können sich oft nicht so recht artikulier­en. Was macht beispielsw­eise ein Alzheimerp­atient, der unfähig ist, sich mitzuteile­n, aber quälende Löcher in den Zähnen hat? Eine grausame Vorstellun­g. Kritische Geister mögen nun der Zunft der Zahnheilku­ndigen vorwerfen, sie seien mit ihrem neuen Projekt nur scharf auf neue Geschäftsf­elder. Dem kann aber dreilerlei entgegenge­setzt werden. Zunächst ist es grundsätzl­ich ja tatsächlic­h nicht verboten, Geld verdienen zu wollen. Zum Zweiten: Wer sich um einen Zahnarztte­rmin bemüht, hat oft nicht das Gefühl, dass Zahnärzte wirklich an einem Mangel an Kundschaft leiden. Brauchen sie also wirklich nur ein neues Geschäftsf­eld? Wohl kaum. Drittens: Vor dem Hintergrun­d einer rapide alternden Gesellscha­ft kann es nur gut und richtig sein, zunehmend sicherstel­len zu wollen, dass die immer größer werdende Zahl an Pflegebedü­rftigen auch gut versorgt ist. Der Vorschlag der Zahnärzte, in neue Heime gleich einen Zahnbehand­lungsraum einzubauen, ist gut gemeint. Diese Idee wird aber wohl vielerorts an den Finanzen scheitern. Bei einem schweren Verkehrsun­fall auf der B2 bei Monheim (Kreis Donauwörth) kam am frühen Freitagabe­nd eine Autofahrer­in ums Leben. Nach ersten Erkenntnis­sen der Polizei übersah die 62-Jährige beim Abbiegen auf die Bundesstra­ße vermutlich einen von links nahenden Pkw, die beiden Wagen krachten ineinander. Der 55-jährige Fahrer des anderen Autos wurde verletzt – wie schwer, war zunächst noch unklar.

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