Mittelschwaebische Nachrichten
Legionellen in Günzburger Kreiskrankenhaus
Die Klinik hat schon seit Längerem mit den Bakterien zu kämpfen, die eingeatmet gefährlich werden können. Warum das so ist. Wie das Problem angegangen wird. Und warum Neubauten die Sache entschärfen werden
Mehrere untersuchte Wasserproben haben ergeben, dass der Grenzwert für Legionellen im Klinikum Günzburg überschritten worden ist – und das offenbar schon über einen längeren Zeitraum. Das Kreiskrankenhaus arbeitet deshalb eng mit dem Gesundheitsamt in Günzburg und einem Krankenhaushygieniker aus dem Labor Gärtner (Ravensburg) zusammen. Klinikvorstand Dr. Volker Rehbein betonte am Freitag gegenüber unserer Zeitung: „Eine Gesundheitsgefährdung unserer Patienten hat nicht vorgelegen.“Dort, wo Patienten duschen oder sich Wasserhähne befinden, lassen nun Filter die stäbchenförmigen Bakterien nicht durch. Nach Weihnachten sollen alle Leitungen im Krankenhaus, die beispielsweise in Waschbecken und Duschen enden und die benutzt werden könnten, mit den Filtern bestückt sein.
Legionellen vermehren sich dort, wo warmes Wasser die Bedingungen dafür bietet. Wassertanks und Boiler, Kaltwasserzuleitungen mit langen Stillstandzeiten, öffentliche Duschen, Schwimmbäder, Krankenhäuser und Altenheime können solche Orte sein. Wer legionellenhaltiges Wasser trinkt, hat mit einem intakten Immunsystem nichts zu befürchten. Erst durch Einatmen des bakterienhaltigen, zerstäubten Wassers etwa beim Duschen ist eine Infektion möglich, die unbehandelt zu einer Legionellose (Legionärskrankheit) führen kann. „Eine solche Infektionskrankheit hatten wir, seit das Gebäude steht, nie“, sagt Rehbein. Das Krankenhaus ist rund 35 Jahre alt. Seit 1985 aber habe sich einiges geändert: Die Trinkwasser verordnung verpflichtet seit sieben Jahren, regelmäßig Wasserproben auf Legionellen zu untersuchen.
Der Hintergrund für die aktuellen Probleme liegt Rehbein zufolge anden„ konstruktionsbedingt technischen Bereichen“in den Warm wasser b er ei tungsge räten. Die Klinik sei mit der Versorgung des Bezirks ranken hauses verbunden .„ Es ist schwierig, gerade bei derart langen Wegen die Wassertemperatur so hochzuhalten, dass die Keime sicher abgetötet werden.“Das sei ein Problem, „das lange besteht und das bisher keinen aufgeregt hat“.
Heiß wasserzirkulat ions leitungen reichten früher – so die rechtliche Vorgabe – bis auf wenige Zentime- ter an die Armatur heran. Inzwischen müssen die Armaturen selbst durchspült werden.
„Wir sind mit diesem Problem nicht allein“, sagt der Klinikvorstand. Immer mehr Prüfungen würden immer mehr Resultate erbringen, die über den gesetzlichen Vorgaben lägen.
Gleichwohl seien in Günzburg Spülpläne der Wasserleitungen aufgestellt und technische Änderungen an Heißwasseranlagen vorgenommen worden. Die überhöhten Werte (als Grenze gelten sogenannte 100 koloniebildende Einheiten pro 0,1 Liter Wasser) haben zu weiteren Überlegungen geführt: Ein zusätzlicher Heizstab soll in der zentralen Wassererhitzungsanlage eingebaut werden, um damit dauerhaft höhere Temperaturen zu erzeugen. „Bei Zirkulationswegen von 50, 60 Metern und mehr müssen wir relativ heiß reingehen“, so Rehbein. Ab einer Temperatur von 60 Grad Celsius werden die Bakterien abgetötet.
Die Wasserversorgung des Kreiskrankenhauses soll den Angaben des Klinikvorstands zufolge ohnehin „auf neue Beine“gestellt werden. In vier Jahren könnte es spätestens soweit sein, wenn der Ministerrat den beantragten Neubau des Kreißsaales im Juli 2019 befürwortet. Mit dem Bau, der zwei Jahre dauert, kann dann voraussichtlich im Sommer 2020 begonnen werden. Im selben Jahr soll das Kabinett erneut entscheiden – dann über den Antrag für einen neuen Bettenbereich (Bauzeit: etwa ein Jahr). Die Zahl der 240 Betten bleibt voraussichtlich gleich, aber der Raumbedarf ist größer (rund 2000 Quadratmeter). Geschuldet ist das unter anderem den hygienischen Anforderungen, mehr Einzelzimmern und größeren Büroräumen. Bis dahin verspricht Rehbein: „Dort, wo Menschen sind, die duschen wollen und können, werden wir das ermöglichen.“Mit einer angepassten Technik soll das Problem bereits vor 2022 gelöst werden. Selbst wenn verschiedene technische Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen: „Die angebrachten Filter schließen jegliche Gefährdung für Patienten und Personal aus“, sagt Rehbein.