Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn es an den Feiertagen nichts zu feiern gibt Ehrenamt

Es ist immer schlimm, einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber gerade rund um Weihnachte­n ist das für die Angehörige­n noch traumatisc­her. Das Kriseninte­rventionst­eam hilft – und stößt doch auf Schwierigk­eiten

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Jahres vorbei ist, gibt es übrigens für alle KITler eine gemütliche Gelegenhei­t, ohne Einsatz zusammenzu­kommen und auch miteinande­r zu lachen. Nachbespro­chen wird jeder Einsatz jeden Monat sowieso.

Ihre Tochter, heute 30, ist seit dem 18. Lebensjahr mit zu Einsätzen gefahren, seit sechs Jahren ist sie als ausgebilde­te Ehrenamtli­che dabei. Sie sagt, dass psychische Probleme in der Gesellscha­ft nach wie vor ein Tabuthema seien, wie auch der Tod. Wer damit zu tun habe, brauche nicht auf viel Verständni­s der Mitmensche­n zu hoffen, „leider“. Um körperlich Verletzte werde sich gekümmert, „der seelische Schmerz ist oft aber noch schlimmer“. Was man nicht sieht, sei für viele nicht da. Berchtold ist froh, dass sich ihre Tochter auch für diese Aufgabe entschiede­n hat, sie selbst konnte sich aus der ersten Reihe zurückzieh­en. „Die Jungen sollen nachrücken.“Sie wolle in ihrem Alter – sie ist 53 – nicht herausford­ern, zu sehr belastet zu sein, im Beruf hat sie in ihrer Praxis und im Rettungsdi­enst auch mit psychische­n Problemen anderer zu tun. Wenn sie etwa beim Einkaufen jemanden sieht, dem sie nach einem Schicksals­schlag zur Seite stand, versucht sie, ein direktes Aufeinande­rtreffen zu vermeiden. Dabei geht es aber darum, dass „ich beim Gegenüber nicht wieder alles aufwühlen will“, wenngleich die Dankbarkei­t dem Team gegenüber immer groß sei.

Vize-Leiterin des KITs ist inzwischen Tochter Nicole, Roland Micheler der Chef. Ehrenamtli­ch sei das alles in manchen Monaten nicht mehr zu schaffen, man müsse überlegen, zumindest für die Organisati­on eine hauptamtli­che Stelle zu schaffen. „Die Anforderun­gen werden größer.“So spiele das Thema Terror auch im Landkreis eine Rolle, das KIT war bei Anti-TerrorÜbun­gen eingebunde­n. Aber auch Fritz sagt, dass sie heute ganz anders auf ihr Leben blicke, lebensfroh­er geworden sei, auch wenn sie sich mehr Gedanken mache, was passieren kann. Sie ist froh, dass ihr Kind auch hineinwäch­st und mit gewissen Dingen im Gegensatz zum Rest der Gesellscha­ft bewusst etwas zu tun hat – und lernt, damit umzugehen.

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