Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn der Retter geboren ist

Kirche In ihren Predigten zeigten heimische Geistliche die Vielfalt der Weihnachts­botschaft auf. Wie zerbrechli­ch Weihnachte­n ist, dass man sich aber nicht fürchten muss, denn, wenn Christ, der Retter, da ist, ist die Welt gerettet

- VON ANNEGRET DÖRING

In den Weihnachts­predigten der Geistliche­n aus der Region wurde die Weihnachts­botschaft „Christ, der Retter, ist da“auf vielfältig­e Weise erzählt und erklärt.

Krumbach „Christ, der Retter, ist da“, schallt es uns im Weihnachts­lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“, entgegen. Diese Weihnachts­botschaft – verbunden mit dem „Fürchtet euch nicht“der Engel an die Hirten, den Tieren an der Krippe, die ihren Herrn erkennen, und der Symbolik der Christbaum­kugel, die den Glanz von Weihnachte­n erkennen lässt – verdeutlic­hten Geistliche in der Region wieder in ihren Weihnachts­predigten.

„Ist die Welt noch zu retten?“, fragte der Breitentha­ler Pfarrer und Kreisdekan Klaus Bucher in seiner Weihnachts­predigt. Er fragte das nicht nur, sondern er hielt auch unsere Heimatzeit­ung dabei in die Höhe und präsentier­te die Frage als Titelschla­gzeile vom Samstag der Vorwoche samt Untertitel „Wir fahren diesen Planeten gerade gegen die Wand!“. Wenn es da auch um den Klimagipfe­l in Kattowitz ging, wollte Bucher das Thema doch weiter auslegen. Dass das Klima und der Klimawande­l etwas mit Gott zu tun haben könnte, höre man selbst von christlich­en Politikern selten, doch die Bibel sei voller solcher Hinweise. Etwa beim Propheten Hosea, wo es heiße: „Neid, Fluch und Betrug, Mord, Diebstahl und Ehebruch machen sich breit, Bluttat reiht sich an Bluttat. Darum soll das Land verdorren, jeder, der darin wohnt, soll verwelken, samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels; auch die Fische im Meer sollen zugrunde gehen.“Das lese sich wie die Prognose einer Klimakatas­trophe. Aber die Ursache sei das Böse der Menschheit. Im Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“gebe es auch die Strophe „Stille Nacht, Heilige Nacht! Die der Welt Heil gebracht, aus des Himmels goldenen Höh’n uns der Gnaden Fülle lässt seh’n: Jesus in Menschenge­stalt!“. Dieser Abstieg aus den Himmelshöh’n sei die „rettende Stund!“. Der Erlöser bringt die Lösung, und zwar aus Liebe. Wenn also die Zeitung fragt, „Ist die Weil noch zu retten?“, könnten Christen „Christ der Retter ist da!“. Im Kleinen liege es nun an uns, am Klimawande­l zu arbeiten – am Klimawande­l zum Miteinande­r und Füreinande­r, am Klimawande­l im eigenen Herzen, in Familien und Nachbarsch­aften, in Betrieben, in den Schulen und im Land.

Auch der Krumbacher Stadtpfarr­er Josef Bauer bekräftigt­e in der Christmett­e in der Kirche St. Michael das Vertrauen in Gott – das Vertrauen, das die Menschen aus der Botschaft des Weihnachts­evangelium­s ziehen könnten: „Fürchtet euch nicht! Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren.“Er erzählte von den Hirten, die sich sehr fürchteten und auch wir würden allerlei Bedrohunge­n kennen, würden immer wieder neu erschreckt. Er sprach das Attentat vom Weihnachts­markt in Straßburg, die Messeratta­cke auf drei Frauen in Nürnberg, die sexuellen Übergriffe auf Frauen in Babenhause­n und Umgebung beispielha­ft an und auch den jüngsten Tsunami mit seinen Toten und Verletzten in Indonesien. In seiner Menschwerd­ung schenke Gott das Maß zwischen Freiheit schützen oder vernichten: Leben statt Leid, Freude statt Furcht, Menschlich­keit einfach. „Fürchtet euch nicht! – Heute ist euch der Retter geboren“sei eine Einladung zum Glauben und zum Vertrauen. Es seien Worte von weit her, vom Himmel zur Erde. Gott käme uns selbst ohnmächtig entgeantwo­rten, gen, als Kind in Windeln und sage damit: „Es geht mir wie dir, Mensch. Ich kenne deine Not. Ich nehme sie ernst und werde sie tragen. Ich will dich retten.“Er zitiert den Schriftste­ller Axel Hacke, der sich immer wieder mit Gott treffe und mit ihm über „Gott und die Welt spreche“. Gott sage in dem Text etwa: Erstens bin ich schuld an allem, letztlich, zweitens kann ich euch nicht helfen. Echt nicht. Ihr müsst euch selbst helfen. Könnt ihr auch. Werdet ihr.

Direkt am Weihnachts­geschehen, an der Krippe dockt die Predigt von Wallfahrts­direktor Erwin Reichart in Maria Vesperbild an. Ochs und Esel nimmt er in den Blick. In ihrem Dasein an der Weihnachts­krippe stecke eine tiefe Weisheit und große Weihnachts­botschaft. Beide Tiere gälten doch bei uns Menschen als besonders dumm. Und wenn ein Mitmensch irgendetwa­s falsch gemacht habe, sagte man vielleicht zu dem: „Du Ochs!“oder „Du Esel!“. Und ausgerechn­et diese „dummen“Tiere stünden an der Krippe, nahe am Erlöser, während die Schriftgel­ehrten oder Gastwirte oder der machtbeses­sene König Herodes nicht einmal Notiz von der Geburt des Erlösers nähmen. Bei Jesaja, der rund 700 Jahre vor Christi Geburt gelebt habe, stünde hingegen: „Das Rind kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn.“Wenn also Ochs und Esel an der Krippe stünden, werde uns immer ein Spiegel vor Augen gehalten: Schau Dich an! Bist Du wenigstens so gescheit wie Ochs und Esel? Erkennst Du Gott als Deinen Herrn? Komm wie Ochs und Esel zur Krippe und bete Deinen Herrn an! Sei nicht so dumm wie König Herodes oder die Schriftgel­ehrten! Im Grunde seien Ochs und Esel an der Krippe eine Kritik an den hochmütige­n Gescheiten, Wohlhabend­en und Mächtigen.

Den Glanz von Weihnachte­n hielt der evangelisc­he Pfarrer Eugen Ritter aus Krumbach bei seiner Weihnachts­predigt förmlich in der Hand – in Form einer alten, roten Christbaum­kugel. Wenn man genau schaue, sehe man an ihrer gekrümmten Oberfläche alles verzerrt, was sich darin spiegelt. Was im Mittelpunk­t sei, erscheine überdimens­ional groß. Dinge am Rand werden klein oder unsichtbar. Verschöben sich nicht gerade an Weihnachte­n Dimensione­n im Vergleich zum normalen Leben, fragte Ritter. Geschenke träten in den Mittelpunk­t und ließen fast das eine Geschenk – Gottes Weihnachts­päckchen an die Welt –, nämlich Christus selbst, vergessen. Der Retter ist da und komme als Mensch. Die eigentlich­e Christbaum­kugel sei Christus selbst. Er, das kleine Menschlein mit Gottes Power in sich, das sei der Glanz Gottes und seiner Herrlichke­it in der menschlich­en Hütte.

 ?? Foto: Helmut Höld ?? Der Breitentha­ler Pfarrer Klaus Bucher hielt bei der Weihnachts­predigt in der Kirche St. Stephan in Deisenhaus­en die Heimatzeit­ung mit der Schlagzeil­e „Ist die Welt noch zu retten?“in die Höhe. Antworten auf diese Frage gibt die Weihnachts­botschaft.
Foto: Helmut Höld Der Breitentha­ler Pfarrer Klaus Bucher hielt bei der Weihnachts­predigt in der Kirche St. Stephan in Deisenhaus­en die Heimatzeit­ung mit der Schlagzeil­e „Ist die Welt noch zu retten?“in die Höhe. Antworten auf diese Frage gibt die Weihnachts­botschaft.

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